Gebrauchte Handys:Bitte nicht wegwerfen

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Handys, die nicht mehr gebraucht werden, können in Entwicklungsländern noch gute Dienste leisten. Doch auch die Zwischenhändler sahnen ab.

Helmut Martin-Jung

Vor wenigen Jahren waren sie als Wunder der Technik noch heiß begehrt. Nun haben in der Lagerhalle der Münchner Firma Zonzoo Mitarbeiter einst hochmoderne Handys zu tausenden in Gitterboxen geworfen.

Weiterverarbeitung von Elektronikkomponenten in China: Handy-Recycling ist heute ein gutes Geschäft. (Foto: AP)

Und das ist gut so. Die Geräte werden von hochspezialisierten Recyclingfirmen in ihre Einzelteile zerlegt und anschließend geschreddert. Mit teils geheimen Verfahren gewinnen diese Firmen so wertvolle Rohstoffe zurück.

Schon seit der Jahrtausendwende, als der Handy-Boom richtig begann, fordern Umweltschützer, alte Mobiltelefone nicht in der Schublade liegen zu lassen oder gar in den Hausmüll zu werfen. Denn in einem einzigen Handy stecken durchschnittlich nicht nur 20 Gramm Kupfer, sondern auch Gold und andere seltene Metalle; knapp 3000 Handys liefern etwa ein Kilogramm Gold, hat eine Berliner Umweltforscherin ausgerechnet.

Kommen Handys über den Hausmüll in die Verbrennungsanlage oder auf die Deponie, sind diese wertvollen Rohstoffe jedoch für immer verloren. Dabei werden gewaltige Mengen der kleinen Geräte umgesetzt. Allein in Deutschland sind Schätzungen zufolge etwa 120 Millionen Geräte im Umlauf, knapp die Hälfte davon sollen aber gar nicht mehr genutzt werden.

4000 Geräte pro Tag

Viele Geräte aber müssen gar nicht in den Schredder, sondern können auch noch benutzt werden. Dies ist das eigentliche Geschäft von Zonzoo, dem größten Handyverwerter in Europa, und ähnlicher Firmen. Sie kaufen gebrauchte Mobiltelefone an und geben sie an Wiederverkäufer in Entwicklungs- und Schwellenländern weiter.

Um ein Handy zu verkaufen, kann man auf der Webseite der Firma ( www.zonzoo.de) einen Umschlag bestellen, mit dem das Handy dann kostenlos eingeschickt werden kann. Dort durchläuft jede Sendung exakt festgelegten Prozeduren, bei denen beispielsweise die Seriennummer in einer Datenbank erfasst und überprüft wird, ob die Geräte noch funktionstüchtig sind.

Etwa 95 Prozent der eingesandten Geräte können weiterverwendet werden, sagt Firmengründer und Vorstandschef Colin Armstrong-Bell, die restlichen fünf Prozent würden in Deutschland recycelt. Etwa 4000 Geräte kommen derzeit pro Tag bei Zonzoo an. Und läuft gerade eine Aktion mit einem Partner wie etwa dem Kölner Zoo, können es auch mehr sein.

Verkauf in Entwicklungsländern

Im Schnitt, sagt Armstrong-Bell, bezahle seine Firma für jedes eingesandte Handy 20 bis 25 Euro, die dann für etwa 40 Euro weiterverkauft werden. Ein besonders lohnendes Geschäft ist das für die Besitzer der Althandys nicht. Wer sein gut erhaltenes und noch halbwegs aktuelles Mobiltelefon mit mehr Gewinn verkaufen will, sollte dies lieber auf Versteigerungsplattformen wie Ebay tun. So bezahlt Zonzoo etwa für ein iPhone 3GS je nach Ausstattung gerade einmal 200 bis 240 Euro - auf Ebay bekommt man dafür mehr als das Doppelte.

Die noch verwendbaren Handys verkauft Zonzoo meist in Tranchen identischer Geräte an Zwischenhändler in Entwicklungsländern weiter, weil das die Aufbereitung der Altgeräte erleichtert, die meist bei den Zwischenhändlern erledigt wird.

60 Prozent der Geräte gehen nach Asien, 30 Prozent nach Afrika und zehn Prozent nach Südamerika, sagt Armstrong-Bell. Fünf Prozent des Ankaufspreises führt die Firma an Wohltätigkeitsorganisationen ab - welche das schließlich ist, können die Verkäufer der Alt-Handys selbst bestimmen.

Zu den Partner gehören neben Tierparks auch "Ärzte für die Dritte Welt", die Tropenwaldstiftung Oro Verde und viele lokale Initiativen.

Lesen Sie hierzu Berichte in der Süddeutschen Zeitung.

© SZ vom 09.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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