80-Milliarden-Gebot für Time Warner:Murdochs letzter großer Coup

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Bezahlfernsehen wird auch in Deutschland attraktiver: Die Sky-Experten Jan Åge Fjørtoft und Lothar Matthäus.

(Foto: Dennis Grombkowski/Getty)

Medienmogul Rupert Murdoch kann es sich leisten, den europäischen Medienmarkt umzubauen: Er bietet 80 Milliarden Dollar für Time Warner. Womöglich verkauft er deshalb die Bezahl-Fernsehsender Sky Italia und Sky Deutschland.

Von Christopher Keil und Kathrin Werner

Rupert Murdoch arbeitet an seinem vielleicht letzten großen Coup - und obwohl der in Amerika spielt, könnte er den europäischen Medienmarkt neu sortieren. Der 83-Jährige hat für Time Warner, bekannt unter anderem für den Fernsehsender CNN, 80 Milliarden Dollar geboten.

Das Management des Konkurrenten hat zwar abgelehnt. Murdoch will das Projekt aber weiter verfolgen. Er könnte mit der Übernahme auch das Filmstudio Warner Bros. und den Bezahlsender HBO zu seinem Imperium hinzufügen, zu dem bereits unter anderem der konservative Nachrichtensender Fox News und die Filmstudios 20th Century Fox gehören.

Murdoch würde seinen Einfluss nicht verlieren

Doch 80 Milliarden Dollar haben weder der Multimilliardär Murdoch noch sein Unternehmen 21st Century Fox einfach so in der Tasche. Fox arbeitet - wohl auch deshalb - daran, zwei europäische Bezahlsender zu verkaufen: Sky Italia, der komplett zum Konzern gehört, und Sky Deutschland, an dem 57 Prozent der Anteile zu Fox gehören, sollen an die britische Sendergruppe BSkyB gehen. Die Gespräche seien in einem frühen Stadium, teilte BSkyB mit. Medienexperten kalkulieren, dass der Verkauf bis zu zehn Milliarden Euro in die Kassen von Fox bringen könnte. Das Geld könnte helfen, das Gebot für Time Warner noch aufzustocken.

Murdoch würde seinen Einfluss auf Sky Italia und Sky Deutschland nicht verlieren. 21st Century Fox hält auch 39,5 Prozent an BSkyB. Murdoch wollte BSkyB lange Zeit ganz übernehmen, war jedoch gescheitert, weil die britischen Kartellbehörden glauben, dass der konservative und umstrittene Milliardär schon jetzt zu viel Einfluss in dem Land habe.

Mit dem Abhörskandal war Murdochs Plan endgültig gescheitert. Journalisten von Murdochs Zeitung News of the World hatten bis 2011 Tausende Prominente und Politiker abgehört. Die Empörung war so groß, dass Murdoch das 1843 gegründete Blatt einstellte.

In seinem Konzern hatte es in der Vergangenheit immer wieder Überlegungen zum Umbau des europäischen Pay-TV-Geschäfts gegeben. Bislang kontrolliert Murdoch die Anteile an seinen drei europäischen Gesellschaften direkt aus der Zentrale in Amerika. Schon im Mai hatte BSkyB bestätigt, mit der Dachgesellschaft 21st Century Fox Gespräche über eine mögliche Übernahme von Sky Deutschland und Sky Italia zu führen. Sky Deutschland war lange ein Sorgenkind, weil sich die Deutschen nicht so für das Bezahlfernsehen begeisterten.

"Bezahlsender-Gruppe auf Weltniveau"

Zuletzt ist der Sender stark gewachsen und erzielte im vergangenen Jahr operativ einen Gewinn, er steckt allerdings noch immer in den roten Zahlen. Durch den Kauf der beiden Sender würde BSkyB zwei neue Länder erschließen und die Kundenzahl von 15 auf 23,5 Millionen steigern. Sollte das Geschäft zustande kommen, hat es BSkyB zufolge "das Potenzial, eine Bezahlsender-Gruppe auf Weltniveau zu schaffen" - ähnlich wie das amerikanische Vorbild HBO, das künftig ebenfalls Murdoch gehören könnte.

Manager, die für Sky Deutschland tätig sind, sehen gute Gründe für Murdochs Pläne neben dem frischen Geld für die Time-Warner-Übernahme: Zum einen könne ein größerer Bezahl-Fernsehsender im Wettbewerb gegenüber Konkurrenten wie der französischen Canal+ Group oder Telefónica selbstbewusster auftreten. Zum anderen würde das neue Volumen hinter der Marke Sky vermutlich auch an der Börse mit mehr Aufmerksamkeit behandelt.

Murdoch beunruhigt außerdem, dass von der einen Seite Infrastrukturanbieter wie Comcast in die Produktions- und Sender-Industrie drängen. Der Kabelnetzbetreiber Comcast hat gerade NBC Universal übernommen. Auf der anderen Seite stehen die Großkonzerne der digitalen Welt auf - unter anderem Google und Amazon - und versuchen, eigene Filme und Serien zu finanzieren - mit angeschlossenem Download-Betrieb. Sich als klassischer Sender wie Fox nur auf den Ausbau im Netz zu konzentrieren, reicht nicht mehr, wenn Onlinehandel, Suchmaschine und Kabelnetzbetreiber den Konsum von Medien auch über Inhalte steuern wollen.

In der Kalkulation, wie er die 80 Milliarden Dollar aufbringen könnte, hat Murdoch wahrscheinlich auch den Verkauf von CNN eingerechnet. Auf den konservativen Nachrichtensender Fox News wird der Medienunternehmer nicht verzichten wollen, kartellrechtlich wäre es aber kaum möglich, beide News-Kanäle zu besitzen. Murdoch dürfte CNN an einen anderen Medienkonzern weiterreichen, was Milliarden einbrächte.

Gerüchte, er würde auch gern den Verlag Tribune kaufen, zu dem die Los Angeles Times gehört, beendete Murdoch vergangene Woche via Twitter. "Sorry, kann die Trib-Gruppe oder die LA Times nicht kaufen", twitterte er. Schuld seien seiner Ansicht nach überholte Gesetze, die verbieten, dass Unternehmern im gleichen Markt TV-Sender und Zeitungen gehören.

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