Süddeutsche Zeitung

Verhandlungen gescheitert:GDL beschließt Streiks bei der Bahn

Die Lokführer-Gewerkschaft hat sich mit dem Konzern nicht auf einen neuen Tarifvertrag geeinigt. Details zu den Arbeitsniederlegungen will sie am Donnerstag nennen.

Bei der Deutschen Bahn rücken Streiks der Lokführer mitten in der Ferienzeit näher. Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hat nach gescheiterten Verhandlungen mit dem Arbeitgeberverband Move, der aus der Deutsche Bahn AG hervorgegangen ist, konkrete Arbeitskampfmaßnahmen beschlossen. Das teilte sie am Mittwoch mit. Den genauen Umfang und Zeitpunkt möglichen Arbeitsniederlegungen will GDL-Chef Claus Weselsky am Donnerstag nennen.

Unmittelbar nach Beginn der Schulferien in den ersten Bundesländern erhöht die Gewerkschaft damit den Druck auf das Management der Bahn. Die GDL hatte die Verhandlungen am vergangenen Dienstag für gescheitert erklärt. Es ist der erste Warnstreik bei der Bahn seit Dezember 2018, als die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) ihre Mitglieder zum Arbeitskampf aufrief. Beide Gewerkschaften ringen miteinander um Einfluss in dem Staatskonzern.

Die EVG hatte schon im vergangenen Herbst einen Tarifabschluss erzielt. Von Anfang 2022 an erhalten die Beschäftigten 1,5 Prozent mehr Geld - wenig im Vergleich zu Tarifrunden in besseren Zeiten. Dafür sind bis Ende 2023 betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen. Die GDL will bei Geld und Arbeitszeit mehr herausholen. Beide Seiten hatten sich vor dem Scheitern der Verhandlungen etwas aufeinander zu bewegt. Angelehnt an den Tarifabschluss des öffentlichen Dienstes fordert die GDL eine Einkommenserhöhung von 1,4 Prozent plus eine Corona-Prämie in diesem Jahr sowie weitere 1,8 Prozent im kommenden Jahr. Die Beschäftigten hätten mehr verdient als einen Ausgleich der Preissteigerung, argumentiert Weselsky.

Die Bahn hatte nach eigenen Angaben Einkommenssteigerungen wie im öffentlichen Dienst vorgeschlagen, allerdings bezogen auf den Bereich Flughäfen. Für Flughäfen war wegen des Verkehrseinbruchs ein "Notlagentarifvertrag" geschlossen worden. Die Einkommenserhöhung von 1,4 Prozent gibt es dort erst im Oktober 2022, die weiteren 1,8 Prozent erst im April 2023. Die Arbeitgeber erhalten außerdem die Möglichkeit, die Arbeitszeit 2022 um sechs Prozent zu kürzen. Im Oktober 2023 soll das Niveau des Tarifvertrags für den öffentlichen Dienst erreicht werden.

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