GDL-Chef Schell im Interview:"Das ist doch völlig irrsinnig"

Die Lokführer von Montag an wieder streiken, wenn die Bahn ihnen nicht tatsächlich einen eigenständigen Tarifvertrag nur für ihre Gewerkschaft anbietet. Der Streik sei "bombensicher", sagte Manfred Schell, Chef der Lokführer-Gewerkschaft, zur Süddeutschen Zeitung.

Michael Bauchmüller

SZ: Herr Schell, erklären Sie mal in zwei Sätzen, warum es wieder Streiks bei der Bahn geben soll.

GDL-Chef Schell im Interview: GDL-Chef Manfred Schell: "Die Leute sagen, Mehdorn will es nicht anders."

GDL-Chef Manfred Schell: "Die Leute sagen, Mehdorn will es nicht anders."

(Foto: Foto: AP)

Schell: Weil der Arbeitgeber uns in einen Tarifvertrag drängen will, mit dem wir uns bis zum Jahr 2015 an die anderen Gewerkschaften ketten würden. Damit würden wir alle unsere Rechte opfern und da machen wir nicht mit.

SZ: Die Bahn hat eben Angst, dass sie künftig zwei Gewerkschaftslager hat, die sich gegenseitig hochschaukeln.

Schell: Ich habe ja schon zugesagt, dass wir uns in den nächsten fünf Jahren mit den anderen Gewerkschaften auf einen Nenner einigen. Wir können unsere Lohnforderungen abstimmen und sie dann gemeinsam vertreten. Aber so etwas kann doch ein Arbeitgeber nicht einer Gewerkschaft vorgeben. Das ist doch völlig irrsinnig.

SZ: Bahnchef Hartmut Mehdorn hält den Streik für irrsinnig.

Schell: Ob er begriffen hat, warum wir da nicht mitmachen, das wage ich zu bezweifeln. Mein Eindruck ist, Mehdorn ist gekränkt, weil er auf Drängen von Verkehrsminister Tiefensee im Januar Tarifzusagen unterschreiben sollte, die er gar nicht machen wollte. Er hat ja schon 48 Stunden später gesagt, der Tarifvertrag sei ihm abgepresst worden. Da weiß man genau, wo die Glocken hängen.

SZ: Klingt alles nicht so, als würde man übers Wochenende noch den alles entscheidenden Durchbruch erzielen.

Schell: Unser Tarifvertrag ist fertig. Der ist so fertig, dass ich ihn am Ende der Verhandlungen unterschrieben habe, und wir haben ihn dem Arbeitgeberverband übergeben. Wir haben noch die üblichen Schlussbestimmungen eingefügt. Darüber lassen wir noch mit uns reden. Ansonsten ist alles, was Arbeitszeit und Lohn angeht, gegenseitig abstimmt. Es hakt nur an den Zusatzwünschen der Bahn.

SZ: Das aber gewaltig. Ist ein Bahnstreik von Montag an unausweichlich?

Schell: Für uns steht das bombenfest, dass wir Montag beginnen. Was die Bahn betreibt, können wir nicht tolerieren: Man hat einen fertigen Tarifvertrag und macht seine Unterschrift davon abhängig, dass zwei Zusatzverträge geschlossen werden. Das ist wirklich ein Irrwitz.

SZ: Und Ihre Basis zieht mit?

Schell: Ja, hundertprozentig. Wir haben Anfang der letzten Woche alle Bezirke angeschrieben, um die Stimmung an der Basis zu eruieren. Das Ergebnis ist: Die Leute sagen, Mehdorn will es nicht anders. Ich habe keinen Zweifel, dass wir die Mitglieder mobilisiert bekommen.

SZ: Wie lange halten Sie den Streik dann durch?

Schell: Länger als Herr Mehdorn.

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