Süddeutsche Zeitung

GDL-Chef Claus Weselsky:Unerbittlich - aber höflich

Viele Menschen in Deutschland stellen sich dieser Tage vor allem eine Frage: Wie ist Claus Weselsky denn eigentlich so? Wirklich wie im Fernsehen? Teilweise schon - doch er hat auch andere Seiten. Unterwegs mit dem GDL-Boss.

Von Detlef Esslinger

Wenn man in diesen Tagen mit Claus Weselsky unterwegs ist, kann man sich nicht davor retten, dass Freunde und Kollegen schon vorher etwas wissen wollen: Wie ist der denn so? Wirklich so wie immer im Fernsehen? Und kannst du ihn bitte vierteilen in deinem Stück?

Drei Tage in Berlin diese Woche, mit Weselsky und um ihn herum. Viele meinen ja, den Bahnstreik gebe es ausschließlich deshalb, weil der Vorsitzende der Lokführer-Gewerkschaft auf dem Egotrip unterwegs ist. Wahr daran ist, dass Machtfragen und Machtkämpfe natürlich eine große Rolle spielen in dem Konflikt: Weselsky will sich sicherlich als der einzig wahre Bahngewerkschafter des Landes profilieren.

Wahr ist aber auch, dass in keiner Auseinandersetzung der Welt ein Heerführer etwas ohne seine Truppen ist. Die Lokführer und Zugbegleiter und Gastronomen kämpfen ja nicht für den Vorsitzenden. Sie kämpfen, weil sie finden, dass die Arbeitsbedingungen bei der Bahn eine Zumutung sind. Die Frage ist nur, wo ihr Heerführer sie hinführt.

Kleine Szene diese Woche in Berlin; kleine Szenen erzählen ja manchmal mehr als große: Claus Weselsky hält eine Pressekonferenz in einem Hotel ab. Ihr Zweck ist zu erklären, warum er den Vorschlag der Bahn ablehnt, mit Hilfe von zwei Schlichtern eine Lösung zu suchen. Darum geht es eine Dreiviertelstunde lang, mit mal mehr und mal weniger gewählten Ausdrücken.

Plötzlich aber macht Weselsky, ohne wirklichen Anlass und ohne jede Not, einen Exkurs. Er erinnert daran, dass er vor anderthalb Jahren seine beiden damaligen Stellvertreter "rausgeschmissen" habe. Was soll dieser Vorgang mit dem Streik zu tun haben?

Und abgesehen davon: Langjährige GDL-Beobachter erinnern sich, wie das ablief. Weselsky berief eine Generalversammlung ein, machte den beiden vom Rednerpult aus Vorwürfe, aber als sie sich verteidigen wollten, sollten sie ein Saalmikrofon im Rücken der Delegierten nehmen.

In der Sache war Weselsky damals nicht im Unrecht, die Form aber, die er wählte: sagenhaft. Und jetzt rührt er nochmal öffentlich darin herum. Einer, der den Mann gut kennt, sagt: "Er hält solch ein Vorgehen für eine Lösung."

Es ist die Form von Unerbittlichkeit, in der Claus Weselsky nun auch die Auseinandersetzung mit der Bahn führt, und mit der Konkurrenzgewerkschaft EVG. Aber er hat auch höfliche und zuvorkommende Züge, und es gibt Angriffe gegen ihn, die sind unterirdisch.

Eine ausführliche Reportage über Claus Weselsky ...

... lesen Sie auf Seite Drei in der Wochenendausgabe der Süddeutschen Zeitung oder in der digitalen Ausgabe der SZ.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.2210791
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/bero/lala
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.