Gazprom gegen Nabucco:Zögerliche Lieferanten

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Politisch ist der Deal festgezurrt. Doch das Nabucco-Projekt braucht Verträge mit Gaszulieferern. Mehrere Länder scheuen Zusagen - auch weil Gazprom interveniert.

Frank Nienhuysen

Wenigstens auf Aserbaidschan ist Verlass, mögen die EU-Vertreter kürzlich beim Energie-Gipfel in Prag gedacht haben. Baku sicherte im Mai als einziger Anrainerstaat des Kaspischen Meeres zu, Gas für die Nabucco-Pipeline zu liefern.

Turkmenistans Diktator Gurbanguly Berdymuchammedow gebietet über enorme Gasreserven. (Foto: Foto: AP)

Aber schon vier Wochen später traf sich der russische Präsident Dmitrij Medwedjew mit seinem aserbaidschanischen Kollegen Ilham Alijew. Das Ergebnis: Der staatlich kontrollierte russische Gazprom-Konzern kauft in Aserbaidschan von 2010 an 500 Millionen Kubikmeter Gas, für bis zu 350 Dollar pro 1000 Kubikmeter.

Genüsslich sagte der Gazprom-Vorsitzende Alexej Miller anschließend, "andere Käufer müssten schon Angebote machen, die finanziell attraktiver sind". War dies ein Schlag für das Nabucco-Projekt, wie viele Zeitungen schrieben, ein Punktsieg für Russland im Wettstreit um die Energieschätze im Kaspischen Meer? Aserbaidschan versucht zu beschwichtigen.

Berichte, der Kaukasus-Staat werde nach dem Deal mit Russland nicht beim Nabucco-Projekt mitmachen, seien falsch, sagte Nowrus Mammadow aus dem Präsidialamt. Fest steht, dass Aserbaidschan an dem Poker zwischen Russland und den Europäern um das Gas aus dem Kaspi-Raum nur verdienen kann.

Andererseits können Aserbaidschans Vorräte allein die Gier des Nabucco-Konsortiums auch nicht stillen. Bis zu 30 Milliarden Kubikmeter pro Jahr soll durch die Röhre - da muss das Gas auch woanders herkommen.

Für Turkmenistan ist Nabucco Gold wert

Als weit größer gelten die Reserven der Turkmenen; sie spielen die vielleicht zentrale Rolle bei der Versorgung von Nabucco. Und ausgerechnet die Führung in Aschgabad hat der EU jetzt vor dem Pipeline-Abkommen in Ankara wieder Mut gemacht: Präsident Gurbanguli Berdymuchammedow sagte am Samstag, Turkmenistan habe laut einem jüngsten Gutachten genügend Erdgas, um sich an Lieferungen nach Europa zu beteiligen.

Bisher kann Turkmenistan sein Gas nur über das russische Röhrensystem exportieren, und so wäre ein direkter Pipeline-Anschluss Turkmenistans an den Westen für den autoritären Staat Gold wert.

Die Konkurrenten treiben den Preis

Aber auch Turkmenistan wird sein Blatt ausreizen. Im April hat das Land mit dem deutschen Energiekonzern RWE ein Abkommen zur Ausbeutung seiner Felder unterzeichnet. Den russischen Konzern Gazprom hat es bereits zu Höchstangeboten von 300 Dollar pro 1000 Kubikmeter Gas getrieben, und wuchern kann es auch noch mit dem Interesse aus China, Indien und Pakistan.

Vor wenigen Wochen erst schlossen Peking und Aschgabat einen Liefervertrag über eine Gasmenge, die ausreichen würde, um Nabucco auszulasten. Turkmenistan verfügt über die viertgrößten Gasreserven der Welt, aber da es keinen Zugang zum offenen Meer hat, führt allein über Pipelines der Weg zum Geld.

Eine wird gerade von China gebaut. Für das Nabucco-Konsortium, das auf das zentralasiatische Gas hofft, gibt es daher einen Trost: Groß ist der Wettbewerb und teuer - aber das gilt auch für Russland.

© SZ vom 13.07.2009/kfa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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