Gastgewerbe - Koserow:Forderungen nach Ende des Lockdowns: Plakate auf Usedom

Corona
An einem Café hängt ein Schild mit der Aufschrift „geschlossen“. Foto: Kira Hofmann/dpa-Zentralbild/ZB/Symbolbild (Foto: dpa)

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Koserow/Schwerin (dpa/mv) - Wenige Tage vor dem mit Spannung erwarteten Bund-Länder-Corona-Gipfel werden in Mecklenburg-Vorpommern Forderungen nach einem raschen Ende des Lockdowns immer lauter. Auf der Urlauberinsel Usedom starteten am Samstag Hoteliers eine Plakataktion, mit der sie auf die drohenden Folgen der monatelangen Zwangsschließungen hinwiesen. So warnten ein Kreuz auf schwarzem Grund und der Schriftzug "Hier ruht ein touristischer Betrieb" vor einer möglichen Insolvenzwelle in der Branche. "Wir gehen jetzt in den fünften Monat ohne Gäste und brauchen endlich eine klare Ansage, wann es für uns wieder losgeht", sagte der Hotelbetreiber Michael Raffelt als einer der Initiatoren der Aktion.

Nach seinen Angaben mussten die Hotels durch die Corona-Pandemie im Durchschnitt 45 Prozent Umsatzverluste verkraften, die zum Teil durch staatliche Hilfen, aber auch durch Kredite hätten kompensiert werden können. "Wenn wir nicht spätestens zum April wieder öffnen dürfen, kommen viele Betriebe in existenzielle Not. Dann sind die Liquiditätsreserven aufgebraucht, und neue Kredite gibt es nicht", sagte Raffelt. Einen Neustart nur mit Gästen aus dem eigenen Bundesland, wie von der Landesregierung erwogen, sehe er kritisch. "Wir haben inzwischen doch viele Regionen in Deutschland mit geringerem Infektionsgeschehen als in Mecklenburg-Vorpommern", sagte Raffelt.

Er forderte die Politik auf, nicht allein die Sieben-Tage-Inzidenzen bei Neuinfektionen zum Maßstab der Entscheidungen zu machen. "Die Impfungen zeigen Wirkung. Wir können mehr testen. Unsere Betriebe haben gute Hygienekonzepte. Und es gibt Apps, mit denen die Kontakte der Besucher umfassend nachverfolgt werden können. Das muss doch mehr Beachtung finden", mahnte der Hotelier.

Am Abend setzten Händler in der Rostocker Innenstadt ein mahnendes Zeichen für ihre schwierige Lage und untermauerten die Forderung nach einer schnellen Wiedereröffnung der Geschäfte. Am Kröpeliner Tor Center leuchteten mehrere Schaufenster rot. "Mit der Aktion wollen wir ein klares Zeichen setzen und zeigen: Der Handel blutet aus und die Lebendigkeit der Innenstadt ist in Gefahr", erklärte Center-Manager Klaus Banner. Der anhaltende Lockdown gefährde zahlreiche Geschäfte in ihrer Existenz und Arbeitsplätze im Handel. Daher sei eine schnelle Öffnung der Geschäfte dringend geboten.

Kritisch äußerte er sich zu Plänen, Kunden nach Voranmeldung per Internet einkaufen zu lassen. "Click & Meet-Angebote oder vergleichbare Ideen sind keine Alternative - im Gegenteil. Die Kosten für Personal und Ladenbetrieb sind zumeist höher als die Umsätze, so dass derartige Angebote die aktuellen Verluste nur weiter erhöhen würden", so Banner. Auch die regionalen Unternehmerverbände machten deutlich, dass sie eine neuerliche Verschiebung der Lockerungen für Handel, Gastronomie und Hotellerie nicht hinnehmen wollen. In einem offenen Brief fordern sie "Mut zum Systemwechsel! Öffnungen - jetzt und überall - unter Einhaltung von bestmöglichen Schutzstandards". Nach den Worten des Schweriner Verbandspräsidenten Thomas Tweer hat ein Jahr mit der Pandemie dazu geführt, "dass Gesellschaft und Wirtschaft am Ende sind. Ein Warten auf die "35" ist nicht mehr durchzustehen", sagte er.

Nach dem Corona-Landesgipfel am Mittwoch hatte Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) betont, dass schrittweise Öffnungen in Handel und Tourismusbranche erst möglich seien, wenn landesweit konstant weniger als 35 Corona-Neuerkrankungen pro 100 000 Einwohnern innerhalb von sieben Tagen zu verzeichnen sind. Derzeit liegt der Inzidenzwert im Land bei 61. Die über Wochen anhaltende rückläufige Tendenz setze sich zuletzt nicht mehr weiter fort.

© dpa-infocom, dpa:210227-99-621436/3

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