Süddeutsche Zeitung

Gastarbeiter in Dubai:Malochen für den Scheich

Bei den Vorbereitungen für die Fußball-WM in Katar sollen Hunderte Menschen ums Leben gekommen sein. Auch in anderen Emiraten schinden sich Gastarbeiter bei bis zu 40 Grad auf Großbaustellen. Der Fotograf Florian Büttner hat den Alltag der Arbeiter in Dubai dokumentiert.

Von Regina Brand

Der Fotograf Florian Büttner ist Mitglied der Internetplattform Photocircle. Die Idee dahinter: Auch die Motive - also die Menschen - profitieren von den Erlösen der Fotos. Die Betreiber der Plattform und die Fotografen spenden einen Teil ihres Gewinns an die Menschen der Region, in der das Bild entstanden ist. Der Käufer des Fotos entscheidet, welches gemeinnützige Projekt, das im Umkreis des Aufnahmeorts angesiedelt ist, von dem Geld profitieren soll. Wo jetzt die Millionenmetropole Dubai ist, war früher nichts als Wüste. Die schnell aufgebaute Stadt protzt mit Wolkenkratzern und Shoppingmalls. Um diese zu errichten, schinden sich Gastarbeiter bei bis zu 40 Grad auf Großbaustellen. Ihren beschwerlichen Alltag dokumentiert Florian Büttner in dieser Fotostrecke. 33 Grad - das ist die maximale Jahresdurchschnittstemperatur in Dubai. Unter der stechenden Hitze schuften tagtäglich Gastarbeiter auf den Großbaustellen der Stadt in der Wüste. Wolkenkratzer, Shoppingmalls, Luxusvillen und andere architektonische Bauten sprießen aus dem Boden.

Dubais Herrscher, Scheich Raschid Al Maktum will, dass Dubai künftig als Weltmetropole ganz oben mitspielt. Die meisten Gastarbeiter kommen aus Indien, Bangladesch, Pakistan, Sri Lanka und von den Philippinen.

Die Migranten machen 80 Prozent der Bevölkerung von Dubai aus. Sie wurden von Arbeitsvermittlern an den Golf gelockt. Das Flugticket und das Arbeitsvisum haben die Arbeitgeber vorgestreckt. Im ersten Arbeitsjahr zahlen die Gastarbeiter die Kosten dafür ab.

Die Wüstenstadt wächst Tag für Tag weiter. Fast jeder Quadratmeter Erde ist bereits verkauft. Mehr als 50 Kilometer hinweg erstreckt sich Dubai entlang der Küste. Im Sommer laufen die Klimanlagen Tag und Nacht.

Jeder sechste Kran der Welt ist in Dubai im Einsatz. Auf den Baustellen wimmeln die Gastarbeiter mit einheitsfarbenen Overalls zwischen Beton, Stahl und trockenem Staub umher. Sie sind meist die Einzigen, die in der Sommerhitze draußen sind. Mit Turbanen, Tüchern und Masken versuchen sie, sich vor der Sonne zu schützen.

Teils über Jahre leben die Gastarbeiter gemeinsam mit anderen in engen Zimmern oder Containern. Sie arbeiten hart, um den geringen Verdienst zu ihren Familien nach Hause zu schicken.

Unter dem Wüstenboden werden fast überall Wasser-, Gas- und Stromleitungen verlegt. Grüne Pflanzen gibt es hier kaum; stattdessen werden Palmenbeete angelegt.

Die Luftfeuchtigkeit kann in den Sommermonaten Mai bis September bis zu 80 Prozent erreichen. Durch die extreme Hitze müssen Pflanzen künstlich bewässert werden.

Am Ende der Tagesschicht holt ein Bus die Baustellenarbeiter ab und bringt sie zurück in ihre beengten Unterkünfte. Meist sind sie vor lauter Erschöpfung bereits eingeschlafen, bevor sie ihre Schlafstätten erreichen.

Abends sitzen die Arbeiter beisammen und sprechen über die Ereignisse des Tages. Sie warten auf das Monatsende, wenn ihr Gehalt kommt. Und sie warten darauf, nach oftmals vielen Jahren wieder zurück in ihre Heimat zu ihrer Familie zu kommen.

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Süddeutsche.de/Florian Büttner/rebr
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