Süddeutsche Zeitung

Krise bei Gas-Importeur:Bund erwägt Uniper-Verstaatlichung

Lesezeit: 1 min

Eine "signifikante Mehrheitsbeteiligung des Bundes" sei möglich, heißt es von dem Unternehmen, das durch den Mangel an russischem Gas in extreme Schieflage geraten ist.

Bei den Bemühungen um die weitere Stabilisierung von Deutschlands wichtigstem Gas-Importeur Uniper ist nach Angaben des Unternehmens ein verstärktes Engagement des Bundes im Gespräch - bis hin zur Verstaatlichung. Aufgrund der gestiegenen Unsicherheiten prüfen die Beteiligten "eine direkte Kapitalerhöhung, die zu einer signifikanten Mehrheitsbeteiligung des Bundes an Uniper führen würde", wie Uniper am Mittwoch in einer Börsenmitteilung bekannt gab. Die Gespräche zwischen Bundesregierung, Uniper und dem Mutterkonzern Fortum schritten voran. Es seien aber noch keine Entscheidungen über das Stabilisierungspaket vom Juli hinaus getroffen worden.

Auch eine vollständige Verstaatlichung ist Bloomberg zufolge im Gespräch, wobei die finnische Uniper-Muttergesellschaft Fortum Oyj ein Mitspracherecht bei dieser Entscheidung hätte, sagte demnach eine mit den Verhandlungen betraute Person.

Im Juli hatten sich die Bundesregierung und der angeschlagene Energiekonzern sowie dessen finnische Mutter Fortum auf ein milliardenschweres Rettungspaket geeinigt, das auch den Einstieg des Bundes vorsieht. Fortum hält bisher gut drei Viertel der Uniper-Anteile. "Seit der Unterzeichnung der Stabilisierungsvereinbarung hat sich die europäische Energiekrise weiter verschärft, da derzeit keine russischen Gasmengen durch Nord Stream 1 geliefert werden und sowohl die Gas- als auch die Strompreise sehr hoch und volatil sind", erklärte Uniper. "Infolgedessen haben sich seit Juli die finanziellen Verluste von Uniper aufgrund der höheren Gasbeschaffungskosten deutlich erhöht." Das Umfeld und die finanzielle Situation würden in den Gesprächen über eine langfristige Lösung berücksichtigt.

Uniper ist in Schieflage geraten, weil Russland praktisch kein Gas mehr nach Deutschland pumpt, Uniper seine langfristigen Verträge aber erfüllen muss und sich das fehlende Gas teuer auf dem Markt kauft. Das Pipelinegas aus Russland war vergleichsweise günstig zu haben. Uniper-CEO Klaus-Dieter Maubach hatte bereits in einem Interview mit Bloomberg davor gewarnt, dass die Verluste des Energieversorgers durch den Ersatz ausbleibender russischer Gaslieferungen in diesem Monat die Grenze von sieben Milliarden Euro erreichen könnten. Das würde die Regierung zwingen, das Unternehmen erneut zu stützen. Das extrem vom russischen Gas abhängige Unternehmen meldete für das erste Halbjahr einen Verlust von mehr als zwölf Milliarden Euro, einer der größten Fehlbeträge in der deutschen Unternehmensgeschichte. Im vergangenen Monat beantragte Uniper bei der staatlichen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) weitere vier Milliarden Euro, nachdem es seine bestehende Kreditlinie von neun Milliarden Euro vollständig ausgeschöpft hatte.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5656948
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ/bloomberg/dpa
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.