Süddeutsche Zeitung

Energiepreise:Gas und Strom werden deutlich teurer

Verbraucher müssen mit steigenden Kosten rechnen. Schuld daran sind nicht nur die hohen Energiepreise. So mancher Anbieter hat sich verkalkuliert.

Wer in diesen Monaten Post von seinem Energieversorger erhält, hat meist wenig Grund zur Freude. Viele Gas- und Stromanbieter präsentieren teils horrende Preiserhöhungen. Als Grund geben sie stark gestiegene Beschaffungspreise an. Kommt es ganz dick, geht der Versorger pleite oder er kündigt kurzfristig den bisherigen Tarif, so wie der bayerische Gaslieferant Montana einem Teil seiner Kunden. Betroffene wurden aufgefordert, in einen anderen Tarif zu wechseln, der teurer ausfiel.

Wer das nicht wollte, hatte ein Problem. Innerhalb von vier Wochen zu einem anderen Anbieter wechseln, ist nicht einfach. Verbrauchern bleibt da nur der vorübergehende Wechsel in die Ersatzversorgung bis ein neuer Versorger liefert. Die gute Nachricht ist, das funktioniert quasi automatisch, die schlechte: Es kann richtig teuer werden. Sage und schreibe 300 Euro stellte der Grundversorger Energienetze Bayern für die Gasbelieferung eines kleinen Einfamilienhauses für November in Rechnung. Damit zahlte der Kunde drei Mal so viel wie im Vorjahreszeitraum.

Laut Bundesnetzagentur haben in Deutschland im laufenden Jahr bislang 39 Energielieferanten die Belieferung von Kunden beendet oder haben dies angekündigt. Für viele Haushalte bedeutet dies, dass sie steigende Energiepreise in bisher ungewohntem Ausmaß verkraften müssen. Darauf lassen auch die jüngsten Preiserhöhungen der Grundversorger schließen. Zwar können Verbraucher jederzeit zu einem günstigeren Anbieter wechseln, doch die zu finden, ist derzeit gar nicht so einfach.

Allein bei Gas registrierte das Vergleichsportal Check 24 bis Weihnachten mehr als 900 Anhebungen. In 17 Prozent der Fälle wurden demnach die Gaspreise verdoppelt, elf Versorger verdreifachten sogar den Preis. Die höchsten Anstiege gab es für Neukunden. Für einen Musterhaushalt mit einem Verbrauch von 20000 Kilowattstunden bedeutet das den Angaben zufolge zusätzliche Kosten für Gas von 518 Euro pro Jahr.

Im Schnitt stiegen die Strompreise seit Sommer um 25,3 Prozent

Bei Strom sieht es nicht viel besser aus. Laut Check24 haben seit August bereits 470 Stromgrundversorger ihre Preise angehoben oder Erhöhungen angekündigt. Allein zum Jahreswechsel wollen rund 330 Anbieter nachziehen. Im Schnitt stiegen damit die Strompreise seit Sommer um 25,3 Prozent. In einem durchschnittlichen Haushalt mit einem Verbrauch von 5000 Kilowattstunden laufen damit laut Check24 zusätzliche Stromkosten von rund 413 Euro im Jahr auf.

Doch wer trägt nun die Schuld an dieser Misere? "Ein wesentliches Problem besteht darin, dass unseriöse Billiganbieter ihre Kunden nicht mehr beliefern, die dann in der Ersatzversorgung landen", sagt Kerstin Andreae, Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Für Andreae müssten die anderen Versorger zu den derzeit extrem hohen Preisen zusätzlich Energie zukaufen - über die von ihnen langfristig für ihren ursprünglich absehbaren Bedarf beschafften Mengen hinaus.

Verbraucherschützer rechnen nicht so schnell mit einer Entspannung. "Jetzt müssen alle erstmal gut über den Winter kommen. Aber auch danach werden die Strom- und Gaspreise hoch bleiben", warnt Udo Sieverding, Energieexperte der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Vor allem der Preisdruck beim Gas werde bleiben.

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