Berlin/Moskau (dpa) - Russland hat am Dienstag erneut die Erdgas-Lieferung über die russisch-europäische Pipeline Jamal-Europa gestoppt.
Wie bereits an neun Tagen Anfang November, wurde an der Verdichterstation Mallnow (Brandenburg) seit dem Morgen Gas in die entgegengesetzte Richtung nach Polen gepumpt. Die Liefermenge war bereits in den drei Tagen zuvor deutlich reduziert worden, wie aus im Internet veröffentlichten Daten des Gasnetzbetreibers Gascade hervorgeht.
Der Kreml in Moskau bezeichnete den Schritt als wirtschaftliche Entscheidung und nicht als eine politische. Es gebe zudem keinen Zusammenhang mit der Befüllung des zweiten Strangs der umstrittenen Ostsee-Pipeline Nord Stream 2, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge. Gazprom teilte demnach lediglich mit, dass Gas entsprechend der Nachfrage und der geschlossenen Verträge geliefert werde. Details wurden zunächst nicht genannt.
Dass in Mallnow Gas in die andere Richtung fließe, sei nichts Außergewöhnliches, sagte eine Gascade-Sprecherin.
Für den Betrieb von Nord Stream 2 von Russland nach Deutschland steht weiter die Genehmigung der Bundesnetzagentur aus. Kritiker sehen in der Gasleitung vor allem ein geopolitisches Projekt Moskaus.
Keine Kapazitäten gebucht
Interfax zufolge hatte der Gasriese Gazprom für Dienstag keine Transportkapazitäten in Richtung Deutschland gebucht - für diesen Mittwoch zunächst ebenfalls nicht. Im November waren Berichten zufolge noch täglich zwischen 30 Millionen und 40 Millionen Kubikmeter Gas durch die Jamal-Pipeline gepumpt worden.
Rund zwei Drittel des nach Deutschland importierten Gases stammen laut Bundesnetzagentur aus Russland und GUS-Staaten. Die in Deutschland ankommenden Gasimporte werden zu großen Teilen durchgeleitet, häufig nach Österreich und in die Niederlande. 2020 gelangten gut 23 Prozent des russischen Gases über Polen nach Deutschland.
Die am Dienstag nach Polen geleitete Gasmenge war zunächst vergleichsweise gering. Hochgerechnet auf 24 Stunden lag der Energiegehalt der Menge bei 30 Gigawattstunden. Am 3. November hatte der Wert dagegen noch bei 132 Gigawattstunden gelegen.
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