Deutsche-Bank-Vorstand Ritchie:Eine Firma im Paradies

Britisch Virgin Islands

Die Britischen Jungferninseln sind bekannt für niedrige Steuern - und berüchtigt für die Verschwiegenheit.

(Foto: Jost Van Dyke/dpa)
  • Im vergangenen Jahr war Garth Ritchie der bestbezahlte Vorstand der Deutschen Bank.
  • Die Behörden interessiert, warum er schon Jahre zuvor auf den Britischen Jungferninseln eine Firma gründen ließ.

Von Frederik Obermaier, Bastian Obermayer und Meike Schreiber

Rein finanziell gesehen muss man sich um Garth Ritchie wohl keine Sorgen machen. Wenn der Investmentbanking-Vorstand der Deutschen Bank an diesem Mittwoch seinen letzten offiziellen Arbeitstag bei dem Kreditinstitut hat, bekommt er eine Abfindung von elf Millionen Euro ausbezahlt. Die Bank hatte seinen Vertrag erst 2018 um fünf Jahre verlängert - nur um ihn nun schon wieder zu beenden, weil die Geschäftssparte geschrumpft wird. 2018 war Ritchie der bestbezahlte Vorstand des Geldhauses. Er hatte sich eine - selbst in der Bank umstrittene - Zulage ausgehandelt, weil er zusätzlich Aufgaben im Zusammenhang mit dem Brexit übernommen hatte.

Kein Wunder, dass sich Ritchie stets sorgfältig um die Anlage seines Vermögens kümmern musste. Nach Informationen von SZ, NDR und WDR ließ der Manager 2009 auf den Britischen Jungferninseln die Firma Graysand Services Limited gründen, in einer Steueroase also. Die Britischen Jungferninseln sind bekannt für niedrige Steuern und berüchtigt für die Verschwiegenheit gegenüber Behörden aus dem Ausland. Ritchie wurde alleiniger Direktor und Anteilseigner der Firma.

Die britischen Jungferninseln sind bekannt für niedrige Steuern

Ritchie, der seit 1996 bei der Deutschen Bank arbeitet, ließ die Briefkastenfirma nicht etwa über seine eigene Bank gründen, sondern wandte sich an die Schweizer Großbank Credit Suisse, die sich wiederum an den Dienstleister Mossack Fonseca wandte: jene Firma, die im Zentrum der Panama Papers stand und dafür bekannt wurde, Politikern, Prominenten und Kriminellen geholfen zu haben, ihr Vermögen zu verstecken. Es mag legitime Gründe geben, eine Briefkastenfirma auf den Britischen Jungferninseln zu benutzen.

Wer dort Geschäfte macht, hat aber oft etwas zu verstecken. Die Frage ist nur, vor wem: Vor dem Finanzamt oder zum Beispiel nur innerhalb der Familie, was wiederum nicht verboten ist? Auf Anfrage erklärte eine Sprecher der Bank, die Firma sei "ausschließlich zum Erwerb einer einzelnen Ferienimmobilie in Südafrika" gegründet worden. Es habe sich um einen "rein administrativen Vorgang" gehandelt und Ritchie habe daraus "keinerlei finanzielle Vorteile" gezogen. Die Firma ist bis heute aktiv. Sie hat ihren Firmensitz mittlerweile offenbar nach Südafrika verlegt. Ausweislich des südafrikanischen Handelsregisters ist Ritchie als Direktor der Gesellschaft eingetragen.

Nach Informationen von SZ, NDR und WDR interessieren sich auch die Behörden für Ritchies Firma. Nachdem das Bundeskriminalamt im Frühjahr 2017 an Mossack-Fonseca-Unterlagen gelangt war, teilten die deutschen Behörden Informationen mit Steuerfahndern und Korruptionsermittlern anderer Länder - so offenbar auch im Fall Ritchie.

Der Bank-Sprecher erklärte, dass Ritchie bis zur Veröffentlichung der Panama Papers nicht gewusst habe, dass Mossack Fonseca in die Gründung seiner Firma verwickelt war. "Sämtliche relevanten Behörden" seien über Ritchies Firma informiert. Die Antwort bezieht sich explizit auf die Gegenwart - ob sämtliche relevante Behörden aber auch schon seit 2009, also seit Gründung der Firma, informiert gewesen sind, ließ er offen. "Dazu möchten wir uns nicht äußern."

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