Gamestop-Aktien:Trade Republic entschuldigt sich bei Anlegern

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Das Auf und Ab bei Gamestop: Die Aktie fiel am Dienstag um 56 Prozent. Am Mittwoch sackte der Kurs zeitweise bis auf 60,12 Euro ab, erholte sich aber wieder. (Foto: Dado Ruvic/Reuters)

Die irre Kursrallye der Gamestop-Aktien hat Folgen. Die Beschwerden bei den Verbraucherzentralen häufen sich - und sogar die US-Finanzministerin schaltet sich ein.

Von Nils Wischmeyer, Köln

Die Mail, die die Gründer von Trade Republic am frühen Mittwochmorgen versandten, war so ehrlich und direkt wie selten etwas in der Finanzindustrie. "Manche von euch haben wir vor den Kopf gestoßen", schreiben die Gründer an ihre Nutzer, die den Berliner Broker in den vergangenen Tagen mit Kritik überschüttet hatten. Die Anleger bemängelten, dass Trade Republic den Handel mit einigen Aktien, darunter die von Gamestop, teilweise eingeschränkt hatte und ihnen so die Chance auf Kursgewinne entgingen. Dafür entschuldigten sich die Gründer in einer E-Mail nun "persönlich" bei den Kunden. "Hier haben wir keinen guten Job gemacht."

Es ist eine Entschuldigung, wie man sie selten liest von Banken oder anderen Finanzinstituten und die die Bedeutung des Themas zeigt. Viele Nutzer hatten sich bei ihren Brokern und in den sozialen Medien teils hochemotional beschwert. Bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg zählte Niels Nauhauser so viele Beschwerden wie selten zu einem Thema in so kurzer Zeit und selbst die Finanzaufsicht Bafin betonte, das Thema im Blick zu haben.

Die Aktie von Gamestop, einer Einzelhandelskette für Videospiele, war in den vergangenen Tagen zum Mittelpunkt eines unerbittlichen Kampfes zwischen Nutzern des Internetforums Reddit und einigen Hedgefonds geworden, die auf einen Kursverfall der Aktie gewettet hatten. Die Privatanleger trieben die Aktie zeitweise um weit mehr als 1000 Prozent nach oben, was die Hedgefonds schätzungsweise 20 Milliarden US-Dollar gekostet haben dürfte. Melvin Capital, ein Hedgefonds, der besonders stark bei Gamestop involviert war, musste aufgrund seiner Verluste kurzfristig von zwei anderen Finanzfirmen gerettet werden.

Nach dem irren Ausschlag nach oben, geht es allerdings seit einigen Tagen wieder bergab. Die Aktie fiel am Dienstag um 56 Prozent. Am Mittwoch sackte der Kurs zeitweise um 32 Prozent und bis auf 60,12 Euro ab, erholte sich danach aber und stand gegen Mittag bei minus 2,4 Prozent im Vergleich zum Vortag.

In den USA hat das Drama ein weiteres Nachspiel. US-Finanzministerin Janet Yellen ruft die obersten Finanzaufseher zusammen, auch um über den Machtkampf zwischen Anlegern und Hedgefonds zu sprechen. Die Macher der US-App Robinhood müssen sich zudem vor dem Finanzausschuss des Repräsentantenhauses rechtfertigen. Der will den Robinhood-Chef Vladimir Tenev und weitere Beteiligte in gut zwei Wochen bei einer Anhörung zu den Vorkommnissen befragen. Ein angenehmer Termin dürfte das kaum werden.

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