Computerspiel-Messe:"Cyberpunk 2077" bis "Fifa 20": Die Highlights der Gamescom

Auf der weltgrößten Messe der Branche präsentieren Entwickler neue Games-Technik und kommende Computerspiele. Wir stellen die spannendsten vor.

Von Caspar von Au, Köln

Watch Dogs Legion

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(Foto: PR / Ubisoft)

Rohit Pal ist 31 Jahre alt und Finanzanalyst. Er verdient knapp 180.000 Pfund im Jahr und hat sich vor kurzem einige Gesetzesbücher im Internet bestellt. Denn seine Frau Mindy sitzt im Gefängnis. All diese Informationen über einen gewöhnlichen Passanten in "Watch Dogs Legion" erfährt der Spieler quasi mit einem Tastendruck. Nicht nur das: Er kann Rohit Pal auch rekrutieren und die Spielfigur kontrollieren. London ist der Schauplatz von Legion, dem dritten Spiel der "Watch Dogs"-Reihe. In der Stadt herrscht einige Jahre nach dem Brexit ein diktatorisches Regime, das die Bevölkerung überwacht und unterdrückt. Der Spieler schließt sich der Widerstands- und Hackergruppe Dedsec an. Neu ist laut Entwickler Ubisoft, dass jeder der Tausenden computergesteuerten Statisten im Spiel seine eigene Hintergrundgeschichte, Persönlichkeit und Fähigkeiten mitbringen soll. Und dass jeder dieser Statisten - wie Rohit Pal - jederzeit zur Hauptfigur aufsteigen kann, wenn sich der Spieler entscheidet, in seine Rolle zu schlüpfen. Stirbt ein Charakter im Spiel, so ist er für immer tot und es muss ein neuer Passant her. Das sieht auf der Gamescom vielversprechend aus, aber erst das fertige Spiel wird zeigen, ob sich dieses Spielprinzip auch über mehrere Stunden bewährt. "Watch Dogs Legion" soll am 6. März 2020 für Google Stadia, PC, Playstation 4 und Xbox One erscheinen.

A Year of Rain

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(Foto: PR / Daedalic Entertainment)

Vor wenigen Jahren noch schien es, als neige sich die Ära der Echtzeit-Strategiespiele dem Ende zu. Und ja, Open-World-Spiele mit bombastischer Grafik sind auch nach wie vor noch das, von dem sich die großen Spielehersteller den meisten Umsatz erhoffen. Doch es gibt - vor allem in Deutschland - eine treue Fangemeinde des Strategie-Genres. Auch deshalb sollen bis Ende des Jahres Klassiker wie "Age of Empires 2" und "Warcraft 3" in aufgehübschter Grafik neu erscheinen. Der Hamburger Publisher und Entwickler Daedalic bringt mit "A Year of Rain" seine eigene Interpretation des Genres. Das Spiel erinnert optisch vor allem an Warcraft 3. Ähnlich wie in den Strategiespielen von Blizzard stehen dem Spieler nur drei Fraktionen zur Auswahl. Außerdem sucht sich jeder zu Beginn einen Helden aus, den er im Spielverlauf hoch-levelt. Im Vergleich zu Warcraft jedoch soll der Fokus vor allem in der Zusammenarbeit zwischen Mitspielern liegen. So entscheidet sich der Spieler zum Start jeder Partie für eine Taktik (offensiv, defensiv oder unterstützend) und kann, je nach Strategie entsprechende Boni freischalten. Klingt kompliziert, tatsächlich aber nimmt A Year of Rain Anfänger gut an die Hand. "A Year of Rain" soll Ende Oktober im Early Access für PC erscheinen und ein Jahr später als Vollversion.

Planet Zoo

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(Foto: PR / Frontier Developments)

Der Löwe heißt auf Latein panthera leo leo und der Vogel Strauß kann bis zu 70 Kilometer pro Stunde schnell laufen. Schon in den ersten Minuten der Wirtschaftssimulation "Planet Zoo" erfährt der Spieler einiges aus der Biologie. Den Entwicklern geht es vor allem ums Lernen. Nicht nur für die virtuellen Besucher des Zoos kann der Spieler Informationstafeln aufstellen, auch er selbst soll sich nebenbei fortbilden. Dazu gehört, dass er Bonuspunkte bekommt, wenn er Tiere gefährdeter Arten züchtet und anschließend auswildert. Im Zentrum von Planet Zoo stehen aber Bauen und Wirtschaften. Als Zoodirektor richtet der Spieler Gehege ein, baut Wege und Klohäuschen, stellt Tierpfleger ein und muss sich um die Bedürfnisse seiner Tiere kümmern. Wie "Planet Coaster", das ebenfalls vom britischen Entwickler Frontier Developments stammt, strotzt das Spiel vor Detailverliebtheit. Jedes Gebäude lässt sich nahezu Stein für Stein gestalten - wenn man sich die Mühe machen will. Ist das Wasser im Krokodilbecken verdreckt, muss ein Reinigungssystem gebaut werden, sonst wird das Tier krank. Eine Besonderheit in Planet Zoo soll sein, dass die Tiere auf alles reagieren, was in der Spielwelt geschieht. Schneit es beispielsweise, suchen die Antilopen Schutz unter dem Dach in der Ecke des Geheges[BJ1] . Fällt der Strom aus, zerstört das Nashorn den elektrischen Zaun und büxt aus. Dann braucht es Veterinäre, die den Riesen schnell wieder einfangen, bevor Besucher verletzt werden. "Planet Zoo" soll am 5. November 2019 für PC erscheinen.

Cyberpunk 2077

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(Foto: PR / CD Projekt Red)

Eigentlich war V fest entschlossen, den Auftrag für die Voodoo Boys auszuführen. Doch jetzt zweifelt die Söldnerin, die der Spieler im Action-Rollenspiel "Cyberpunk 2077" steuert. Placide, der Mittelsmann, will den Chip an ihrem Handgelenk anzapfen und sich so mit ihrem Gehirn verbinden. So will er sehen und hören, was sie sieht und hört. Ein klarer Tabubruch in der Welt von Cyberpunk. Denn theoretisch ist V so Placides Willkür ausgeliefert. Dennoch stimmt sie dem Eingriff zu. Alle Bewohner der fiktiven Metropole Night City haben Dutzende von Computerchips in ihre Körper eingepflanzt. Nicht wenige bestehen eher aus Metall als aus Fleisch und Blut. Das ist die Welt, in der sich der Spieler bewegt, und die viele Fans auf die Veröffentlichung im kommenden Jahr hoffen lässt. Die Story ist angelehnt an das beliebte Pen-and-Paper-Rollenspiel "Cyberpunk 2020" (1988) von Mike Pondsmith. Atmosphärisch wirkt das, was die Entwickler auf der Gamescom präsentieren, sehr überzeugend. Der Stadtteil Pacifica, in dem sich die Hauptfigur V während des gezeigten Ausschnittes bewegt, ist heruntergekommen. Halb eingestürzte Hochhäuser prägen die Skyline. Auf offener Straße schießt ein Passant mit seiner Pistole auf eine Drohne, die zur Polizei zu gehören scheint. In einem verlassenen Einkaufszentrum hat sich eine mit den Voodoo Boys verfeindete Gang verschanzt. V soll herausfinden, was sie planen. Cyberpunk 2077 soll am 16. April 2020 für PC, Playstation 4 und Xbox One erscheinen. Zu einem späteren Zeitpunkt soll eine Version für Google Stadia verfügbar sein.

Fifa 20

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(Foto: PR / EA Sports)

Jahr für Jahr stellt sich die Frage: Wie wenig Neues ist ausreichend, um erneut Millionen "Fifa"-Spieler weltweit dazu zu bringen, sich Jahr für Jahr das neueste Spiel der Reihe zu kaufen? Denn Grafik und Spielprinzip entwickeln sich von Version zu Version allenfalls häppchenweise weiter. In Fifa 19 präsentierte Entwickler Electronic Arts (EA) das finale Kapitel der Geschichte um den jungen Stürmer Alex Hunter und führte für Freizeitspieler eine Reihe von Bolzplatzregeln ein. Zum Beispiel können Spieler ohne Abseits-Regel und Fouls gegeneinander antreten. Nun macht EA einen weiteren Schritt in diese Richtung und erfüllt vielen Fans mit Fifa 20 einen langgehegten Wunsch: Im Modus "Volta" können Spieler in der Halle oder auf der Straße kicken, mit deutlich weniger Fußballern auf dem Platz. Möglich sind Teamgrößen von drei gegen drei Feldspielern bis fünf gegen fünf (inklusive Torwart) nach den offiziellen Futsal-Regeln. Auch der Story-Modus hat das Thema Straßenfußball. Volta bringt neuen Schwung in die Fifa-Reihe. Die Partien auf den kleineren Spielfeldern sind schneller und dynamischer. Das dürfte ausreichen, um wieder einmal Millionen Menschen zum Kauf zu bewegen. "Fifa 20" soll am 27. September 2019 für Nintendo Switch, PC, Playstation 4 und Xbox One erscheinen.

Luigi's Mansion 3

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(Foto: PR / Nintendo)

Mit der Taschenlampe leuchtet der Spieler das Gespenst an, das für einen Moment erstarrt. Schnell saugt er es mit dem "Schreckweg F-LU" ein und hämmert den Geist solange auf den Boden, bis er verschwindet. Luigi, Bruder des berühmten Nintendo-Klempners Mario, hatte sich seinen Urlaub anders vorgestellt. Doch die Einladung in das Luxushotel war eine Falle von König Buu Huu. Statt im Pool zu entspannen, muss Luigi nun Mario und seine Freunde befreien. "Luigi's Mansion 3" ist ein Adventure für die Familie. Der Spieler muss nicht nur Gespenster einsaugen, sondern auf dem Weg durch das Geisterhotel viele Rätsel lösen. Oft braucht Luigi dafür Fluigi, seinen aus grünem Schleim bestehenden Doppelgänger. Der kann für ihn zum Beispiel problemlos über Fallen aus spitzen Stacheln laufen. Das Spiel bietet viele kleine Gags und niedliche Animationen, die selbst die gefährlichsten Geister harmlos erscheinen lassen. "Luigi's Mansion 3" soll am 31. Oktober 2019 für Nintendo Switch erscheinen.

Death Stranding

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(Foto: PR / Sony Interactive Entertainment)

Die Erwartungen an "Death Stranding", die Star-Entwickler Hideo Kojima schürt, sind riesig. Jeder der bisher veröffentlichten Trailer hat es geschafft, völlig neue Elemente des Spiels zu zeigen und den Zuschauer noch ein bisschen ratloser zurückzulassen als zuvor. Bekannt ist Folgendes: Der Spieler steuert Sam Porter Bridges (verkörpert von Norman Reedus). Der soll in einem postapokalyptischen Amerika von der Ostküste Richtung Westen reisen, um die zum Großteil isoliert lebende Menschheit wieder zu vereinen. Terroristische Gruppen wollen das wiederum verhindern. Doch neben den politischen Herausforderungen in der Welt der Lebenden spielt offenbar auch die eng verknüpfte Welt der Toten eine tragende Rolle in der Handlung von Death Stranding. Welche genau, darüber rätseln Fans aber noch. Sam schleppt jedenfalls ein Baby in einer künstlichen Fruchtblase aus Glas mit sich herum. Die im Spiel genannten bride babies stammen aus dem Leib einer hirntoten Mutter. Das verrät einer der zur Gamescom veröffentlichten Trailer. Dank des Babys kann Sam Geisterwesen zwischen den Welten wahrnehmen. Klingt nach Ekel-Horror, laut Kojima soll das Spiel aber vor allem zum Nachdenken anregen. Und die ersten Gameplay-Ausschnitte zeigen auch die unterhaltsame Seite des Spiels. Ob dem Erfinder des legendären "Metal Gear Solid" der nächsten Hit gelingt, wird erst das fertige Spiel zeigen. Link-Tipp: Hier lesen Sie ein Porträt von Hideo Kojima, der über sein neues Spiel sagt: "Man muss nicht alles gleich verstehen." "Death Stranding" soll am 8. November 2019 für Playstation 4 erscheinen.

"Raytracing"-Technik macht Minecraft schöner

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(Foto: Screenshot Nvidia / Collage Caspar von Au)

Vergangenes Jahr feierte sich der Chip-Hersteller Nvidia zur Gamescom für die visuelle Revolution, die die neuen sogenannten RTX-Grafikkarten des Unternehmens einläuten sollten. Unter anderem können die Prozessoren Lichteinfall und Schatten in Computerspielen beinahe fotorealistisch simulieren. Besonders bei Spiegelungen in Fensterscheiben oder Pfützen zeigt sich das eindrucksvoll. Wirklich umwerfend wirkt das in dem Sandbox-Spiel "Minecraft", das künftig die Raytracing genannte Methode unterstützen soll. Natürlich liegt das vor allem an der bislang so unpolierten Grafik des Spiels, das vor allem für die Klötzchen-Optik bekannt ist. Mit RTX-Unterstützung wird aus Lego-Look plötzlich Hochglanz (siehe im direkten Vergleich oben). Den Effekt verstärken die neuen Texturen, die Microsoft auf der Gamescom präsentiert: zum Beispiel farbig leuchtende Würfel oder solche aus Marmor, Metall und Holz. Das kostenlose Grafikupdate für Minecraft soll 2020 verfügbar sein.

Die Siedler

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(Foto: PR / Ubisoft)

In vielen Strategie- und Aufbauspielen kommt Soldaten, Arbeitern und anderen Bevölkerungsteilen eine zentrale Aufgabe zu, dennoch sind sie bloße Massenware. Der Spieler produziert sie, oft per simplem Mausklick, dann tun sie ihren designierten Job und sterben den anonymen Spieletod. "Die Siedler" hat sich zum Ziel gesetzt, die kleinen Bildschirmfrauen und -männer zumindest zu ermöglichen, ihre Gefühle zum Ausdruck zu bringen. Nicht nur das: Die Gefühle der Plebs können sogar spielentscheidend sein. In dem neuen Spiel von Siedler-Erfinder Volker Wertich muss ein Krieg nicht zwingend auf dem Schlachtfeld geführt werden. Die Spieler können auch Zweikämpfe zwischen den Helden der Völker ausrufen, die vor Publikum in eigens dafür errichteten Arenen ausgetragen werden. Sehen die Zuschauer den Helden ihres Volkes ständig verlieren, lassen sie erst die Köpfe hängen und laufen gegebenenfalls sogar zum Gegner über. Darüber hinaus greift Die Siedler viele von Fans geschätzte Elemente der alten Spiele auf, zum Beispiel die farbigen Grenzsteine, und beweist wie gewohnt sehr viel Liebe zum Detail. Eigentlich war die Veröffentlichung noch für dieses Jahr angekündigt, zur Gamescom hat Ubisoft sie jedoch verschoben. Die Siedler soll 2020 für PC erscheinen.

Transport Fever 2

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(Foto: PR / Gambitious Digital Entertainment)

Bremsen quietschen, Druck entweicht schnaufend, und ein Dutzend Menschen strömt aus dem Zug auf den Bahnsteig. Für einen Moment verschwinden sie in der Unterführung, nur um dann auf dem Bahnhofsvorplatz in den wartenden Bus einzusteigen. "Transport Fever 2" simuliert, was für viele Pendler Alltag ist - allerdings aus Sicht eines Verkehrsunternehmens. Aufgabe des Spielers ist es, eine funktionierende und profitable Infrastruktur zu errichten. Mit Zügen, Bussen, Straßenbahnen, Schiffen, Lkw und Flugzeugen verbindet er kleine Ortschaften miteinander, die über die Jahre (von 1850 bis heute) zu Großstädten anwachsen. Güter müssen aus den Industriegebieten in die Städte transportiert werden, Menschen aus den Wohngebieten zu ihren Arbeitsplätzen. Dabei muss der Spieler auch die Nebeneffekte des Wachstums in den Griff bekommen: verstopfte Straßen, überfüllte Busse, Lärm und Abgase. "Transport Fever 2" soll Ende 2019 für Mac und PC erscheinen.

Call of Duty Modern Warfare

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(Foto: PR / Activision)

Dienstag, fünf Minuten nach neun Uhr, die Gamescom hat soeben ihre Tore nur für Fachbesucher und Pressevertreter geöffnet. Schon hat sich eine lange Schlange am Stand von "Call of Duty Modern Warfare" gebildet. Auch nach dem 16. Spiel der Ego-Shooter-Reihe gieren die Massen, wie immer. Wie derzeit viele große Publisher (zum Beispiel Ubisoft mit "Die Siedler" und Microsoft mit "Halo Infinite") erfindet auch Activision das Rad nicht neu, sondern orientiert sich an einem etablierten Konzept, in dem Fall an jenem der zwischen 2007 und 2011 veröffentlichten Modern-Warfare-Trilogie. Im Fachjargon ist die Rede von einem soft reboot - einem "weichen Neustart". Die 2019er Version von Modern Warfare bekommt nicht nur grafisch einen neuen Anstrich; unter anderem unterstützt das Spiel Raytracing, um Licht und Schatten noch realistischer darzustellen. Für Einzelspieler gibt es eine neue Kampagne, den Fans der Online-Mehrspieler-Action verspricht der Hersteller ein Shooter-Spielplatz zu sein. Auf der Gamescom zeigt Activision den neuen Zwei-gegen-zwei-Modus. Weil jeder Spieler nur ein Leben hat, sind die Runden kurzweilig und animieren zu Taktikspielchen, für die man Nerven braucht. "Call of Duty Modern Warfare" soll am 25. Oktober 2019 für PC, Playstation 4 und Xbox One erscheinen.

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