Als die Europäische Kommission und die Raumfahrtagentur Esa Ende Januar die Aufträge für die neuen Satelliten des Navigationssystems Galileo vergaben, da war der Frust beim Hersteller OHB groß. Das börsennotierte Familienunternehmen aus Bremen ist gerade dabei, die letzten von 34 Einheiten der ersten Serie zu bauen, den Zuschlag für die nächste Generation bekamen aber die Konkurrenten Airbus und Thales Alenia Space (TAS) - für jeweils sechs Einheiten, Auftragsvolumen rund 1,5 Milliarden Euro.
OHB beantragte daraufhin beim EU-Gericht in Luxemburg, die Vergabe für nichtig zu erklären, und einen einstweiligen Rechtsschutz, um den Vertrag auszusetzen. Das Gericht hat nun die Aussetzung zurückgewiesen. Nachdem das Gericht bereits Ende Februar entschieden hatte, dass der Vertrag mit TAS unterzeichnet werden dürfe, könnte damit nun auch Airbus zum Zuge kommen.
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OHB hat seine Klage auch damit begründet, dass ein leitender Mitarbeiter mit sensiblen Informationen zu einem der Mitbewerber gewechselt sei, bei dem es sich nach Gerichtsangaben um Airbus handelt, und weil das Konkurrenzangebot zu niedrig gewesen sei. Das Gericht argumentiert nun unter anderem, "dass der Antrag von OHB dem ersten Anschein nach nicht völlig einer ernsthaften Grundlage entbehrt". Allerdings seien Ermittlungen wegen Geheimnisverrats im Dezember 2020 von der Staatsanwaltschaft München eingestellt worden. Eine einstweilige Anordnung hätte "erhebliche technische und finanzielle Folgen für das Weltraumprogramm" der EU. "Am raschen Abschluss dieses Vertrags besteht daher ein wichtiges allgemeines Interesse." OHB habe im Hauptverfahren die Chance, dass der ihr "tatsächlich entstehende individuelle Schaden in vollem Umfang ersetzt werden könnte". Wann das Urteil kommt, steht aber noch nicht fest.
OHB wollte sich am Mittwoch nicht zu der Entscheidung äußern. Die Bremer haben unterdessen einen anderen wichtigen Auftrag bekommen: OHB darf Elemente des Lunar Gateway bauen, das den Mond umkreisen soll. Die Nasa will die kleine Raumstation als Umsteigehalt für Astronauten nutzen, die von 2024 an auf dem Mond landen. Das Versorgungsmodul Esprit wird unter Ägide von Thales Alenia Space von den Europäern gebaut und etwa 2027 an das Gateway gekoppelt. OHB wird unter anderem Strukturteile und das Thermalsystem beisteuern. Zudem wollen die Hanseaten erstmals ein System zur Betankung des elektrischen Antriebssystems mit Xenon entwickeln. Auftragsvolumen: Knapp 60 Millionen Euro.
Nachdem OHB 2020 wegen der Pandemie keine Dividende gezahlt hatte, votierte die Hauptversammlung am Mittwoch für 43 Cent je Aktie. Die Aktie legte um 4,4 Prozent auf 36,60 Euro zu.