Gagfah: Verdacht auf Insiderhandel:"Ein ganz normaler Vorgang"

Der Druck auf Gagfah steigt: Dresden droht, den Immobilienkonzern zu verklagen. Und zu allem Überfluss prüft die Bafin, ob Chef William Brennan davon wusste, als er Aktien im Millionenwert verkaufte.

A. Slavik

Der Mittwoch war kein guter Tag für William Brennan. Der Chef von Deutschlands größtem börsenotierten Immobilienkonzern Gagfah wollte an diesem Tag eigentlich die Geschäftszahlen für das vergangene Jahr vorlegen, schon das verhieß nichts Gutes. Die Mieteinnahmen 2010 waren rückläufig, nur die hohe Zahl an Wohnungsverkäufen hübschte die Bilanz ein wenig auf. Unterm Strich stand dennoch ein Verlust von 0,6 Millionen Euro - Nachrichten, die Anlegern und Analysten für gewöhnlich gar nicht gefallen.

Immobilienkonzern Gagfah droht Milliardenklage

Schwere Vorwürfe gegen den Gagfah-Chef William Brennan: Die Bafin prüft, ob er Aktien verkauft hat, wohl wissend, dass dem Unternehmen juristischer Ärger droht und der Kurs fallen wird.

(Foto: dpa)

Doch für Brennan kam es noch dicker: Denn der Vorstandsvorsitzende des Konzerns sieht sich mit dem Verdacht des Insiderhandels konfrontiert. Man "analysiere die Vorgänge bei dem Unternehmen" hieß es bei der Finanzaufsicht Bafin. Noch eine Nachricht, die die Börsianer gar nicht gerne hören.

Hintergrund ist ein Aktiengeschäft, das Brennan Anfang Februar getätigt hatte. Damals hatte er Anteile am Unternehmen im Wert von 4,7 Millionen Euro verkauft. Der Kurs stand zu diesem Zeitpunkt bei 7,95 Euro je Aktie. Einen Monat später wurde bekannt, dass dem Konzern eine Milliardenklage durch die Stadt Dresden droht.

Die Kommune wirft Gagfah vor, in ehemals städtischen Wohngebäuden Mieterrechte verletzt zu haben. Von mehr als einer Milliarde Euro Strafe ist die Rede - seither ist der Börsenkurs drastisch eingebrochen. Brennans Aktienpaket wäre vier Wochen nach dem Verkauf gut ein Viertel weniger wert gewesen.

In einer Telefonkonferenz mit Analysten und Journalisten wies Brennan den Verdacht zurück, er könnte zum Zeitpunkt des Aktiendeals bereits von der Klagedrohung aus Dresden gewusst und die Papiere deshalb verkauft haben. Er habe lediglich von Aktienoptionen Gebrauch gemacht, die in seinem Vertrag vereinbart seien - und die Papiere dann wieder verkauft. Dies sei "ein ganz normaler Vorgang". Dass Dresden den Konzern verklagen wolle, habe er selbst erst Anfang März erfahren.

Aktien-Kurs stürzt ab

Aufklärung könnte freilich die Dresdner Stadtverwaltung leisten, doch dort wollte man sich am Mittwoch nicht dazu äußern, wann genau man den Konzern über bevorstehenden juristischen Ärger informiert habe. An der Börse jedenfalls schien das Urteil schnell gefällt: Gagfah-Titel stürzten zwischenzeitlich um mehr als zehn Prozent ab. Der Konzern war damit der mit Abstand größte Verlierer im M-Dax.

An diesem Donnerstagabend schließlich soll im Dresdner Stadtrat über die Einreichung der Klage abgestimmt werden. Beobachter werten das als Formalakt, eine Mehrheit für den Beschluss gilt als sicher - und sie wird dem Aktienkurs von Gagfah wohl erneut gar nicht gut tun. Insgesamt hat die Aktie nun seit Anfang März, als die Vorwürfe offiziell bekannt wurden, etwa 32 Prozent ihres Werts verloren.

Der Konflikt mit Dresden ist nicht der erste Fall, in dem Gagfah für seinen Umgang mit Mietern kritisiert wird. Das Unternehmen wird gelegentlich gar als "Mieterschreck" betitelt: Dabei geht es nicht nur um strittige Erhöhungen des Mietzinses oder die Kündigung von Verträgen, sondern auch um die Investitionspolitik: Die Ausgaben für die Instandhaltung der Gebäude würden auf ein Minimum gekürzt, um die Renditen zu erhöhen, monieren Mietervertreter immer wieder. Gagfah weist diese Vorwürfe stets als ungerechtfertigt zurück.

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