Fußball-TV: Leo Kirch und das Geld:Ein Phantom spielt wieder mit

Leo Kirch legte die größte Pleite in der deutschen Wirtschaftsgeschichte hin - nun kehrt er zurück ins lukrative Rechtegeschäft mit der Bundesliga. Die Klubs folgen dem Phantom. Sie werden gelockt von der Aussicht, jedes Jahr eine halbe Milliarde Euro zu kassieren.

Caspar Busse

Leo Kirch ist im Fußballgeschäft zurück. Am Dienstag verkündete die Deutsche Fußball Liga (DFL) in Frankfurt, dass sie eine weitreichende Partnerschaft mit dem ehemaligen Medienunternehmer geschlossen habe. So soll die Kirch-Firma Sirius die Medienrechte von 2009/10 an vermarkten dürfen.

Zudem will die Fußball Liga zusammen mit Sirius ein Bundesligaprogramm selbst produzieren, das verkauft werden soll. Ob es die ARD-Sportschau am Samstagabend um 18.30 Uhr von Mitte 2009 an noch geben wird, ließ die Liga offen.

Am frühen Abend traten Christian Seifert, Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga und Reinhard Rauball, Präsident des Ligaverbands, mit dem Kirch-Vertrauten Dieter Hahn vor die Presse. Rauball sagte, es habe nach "recht schwierigen Diskussionen'' am Ende nur eine Gegenstimme zu dem Plan gegeben, mit Kirch ins Geschäft zu kommen.

Die Beschlüsse sehen im Einzelnen vor: Die DFL beauftragt die Agentur Sirius, hinter der die Kirch-Firma KF 15 steht, mit der Ausschreibung und der Vermarktung der Medienrechte im deutschsprachigen Raum für die Saison von 2009/10 an. Die DFL entscheidet aber weiterhin selbst über die Annahme von Verträgen, die Vermarktung soll erst im Frühjahr 2008 beginnen.

Dazu kommt ein selbstproduziertes fertiges Bundesliga-Programm, das an Interessenten aus dem Pay-TV-Bereich verkauft werden soll. Dieses Produkt wird nach Seiferts Aussagen von einer Gemeinschaftsfirma produziert, die zu 49 Prozent in Besitz der DFL und zu 51 Prozent in Besitz von Sirius ist.

"Damit ist die journalistische Unabhängigkeit gesichert'', betonte Seifert. Das Modell sei einmalig. Interessierte Bieter könnten damit ohne größeren Aufwand das Angebot erwerben und senden. Das gelte auch für den Pay-TV-Sender Premiere.

Vorbehalte bei Klub-Vertretern

Die Liga habe aber nicht das Ziel, selber einen Sender aufzubauen. Die DFL gründet zusätzlich eine Auslandsgesellschaft zur internationalen Vermarktung der Rechte. Insgesamt soll der Medienumsatz laut DFL für die kommenden sechs Jahre auf drei Milliarden Euro steigen, also deutlich mehr.

Wie genau die Rechtepakete ausgestaltet sind, wird erst 2008 entschieden. Alle Bieter, die einen Zuschlag erhalten, müssten wie bisher auch eine Bankbürgschaft leisten. Die Vertreter der Klubs hatten aber Vorbehalte. Zu frisch sind noch die schlechten Erinnerungen an Kirch.

Der Medienunternehmer war schon einmal Partner der Bundesliga. 2002 ging er aber mit seiner Mediengruppe insolvent und brachte auch die Liga in eine schwierige Lage. Zu Kirch gehörten bis 2002 unter anderem die Sender Sat 1 und Pro Sieben, aber auch der Pay-TV-Kanal Premiere und eine Sportrechteagentur.

Zuletzt hatte die Bundesliga für die TV-Rechte 420 Millionen Euro pro Saison erlöst. Insgesamt verbuchen die Bundesligaklubs Einnahmen von 800 Millionen Euro - neben den TV-Einnahmen sind das vor allem Erlöse aus Sponsoring, Marketing, Merchandising oder Bandenwerbung.

Um die übrigen Werbeeinnahmen nicht zu gefährden, ist ein Großteil der Klubs auch an einer starken Verbreitung im frei empfangbaren Fernsehen interessiert. Premiere will aber nur bei mehr Exklusivität mehr zahlen. In dieser und der nächsten Saison bringt der Abo-Sender alle Ligaspiele live. Die ARD sendet in der Sportschau samstags von 18. 30 Uhr an Zusammenfassungen.

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