Fußball:Rund und eckig

FC Bayern München-Satellitenschüssel

Ein echter Fan lässt keine Gelegenheit aus, für seinen Verein zu werben.

(Foto: Ralph Goldmann/dpa)

Die Fußball-Bundesliga floriert, der Umsatz steigt deutlich, vor allem durch den Verkauf von Fernsehrechten. Doch die Vereine machen immer weniger Gewinn, auch weil die Gehälter der Stars steigen.

Von Caspar Busse

Das Prinzip des Fußballs hat einst Fußballtrainer Sepp Herberger so beschrieben: "Das Runde muss in das Eckige." Mit dieser doch recht simplen Handlungsanweisung wird mittlerweile in Deutschland sehr viel Geld umgesetzt. In der Saison 2017/18 betrug der Gesamterlös im oberen Profifußball, also in der ersten und zweiten Liga, 4,42 Milliarden Euro. In den vergangenen zehn Jahren hat sich der Umsatz damit verdoppelt, wie es im Wirtschaftsreport der Deutschen Fußball Liga (DFL) heißt. Der Hauptanteil davon entfällt allerdings auf die erste Liga, nämlich 3,8 Milliarden Euro, gegenüber 2016/17 liegt das Plus bei immerhin 13 Prozent. Und hier sind vor allem drei Vereine dominierend: Der FC Bayern München, Borussia Dortmund und FC Schalke 04 machen alleine 40 Prozent des Erstliga-Umsatzes.

"Der deutsche Profifußball hat sich unverändert positiv entwickelt", sagt DFL-Geschäftsführer Christian Seifert. Ein wichtiger Grund für den Anstieg sind die höheren Einnahmen aus dem Verkauf der Fernsehrechte, der von Seifert und der DFL verhandelt wurde. Die Rechte wurden in mehrere Pakete aufgeteilt, der Erlös ist deutlich angestiegen, auch wenn der Bezahlsender Sky noch immer das meiste zahlt. Seifert geht davon aus, dass es weiter aufwärts geht. "Digitalisierung und Globalisierung werden dem deutschen Profifußball in den kommenden Jahren weitere Chancen eröffnen", sagt er. Das Interesse der Fans ist nach wie vor groß, die Stadien sind voll. Mit durchschnittlich 43 879 abgesetzten Eintrittskarten pro Begegnung ist die Bundesliga die zuschauerstärkste Fußball-Liga der Welt. Dazu kommt, dass das Eigenkapital der Vereine angestiegen ist - und die Zahl der Jobs, die durch die Bundesliga geschaffen werden.

Vom Umsatzwachstum profitieren nur einige wenige Clubs

Doch es gibt Schattenseiten. So geht der Zuwachs vor allem auf die erste Liga und wenige dominante Vereine zurück. Die zweite Liga dagegen verbucht sogar einen Umsatzrückgang, das Geld fließt vor allem an bekannte Vereine. Klubs, die mit einem niedrigen Etat aufsteigen, könnten sich nur schwer in der ersten Liga halten. Der Umsatz aller 18 Zweitligisten zusammen ist geringer als der des FC Bayern München.

Gleichzeitig gehen trotz der steigenden Einnahmen die Gewinne zurück. Wie es in dem Bericht der DFL heißt, haben die 18 Erstligisten zusammen 2017/18 einen Nachsteuer-Gewinn von lediglich etwa 102 Millionen Euro erwirtschaftet, zwei Jahre zuvor war es noch doppelt soviel. Alleine der FC Bayern München hatte im vergangenen Jahr einen Gewinn von knapp 30 Millionen erzielt. Immerhin fünf der 18 Bundesligavereine hatten gar keinen Gewinn erzielt.

Ein Grund dafür sind die deutlich steigenden Gehälter der Spieler. Der Konkurrenzdruck, insbesondere durch die englischen Klubs, ist hoch. Nach den DFL-Zahlen ist der Personalaufwand alleine im vergangenen Jahr um gut elf Prozent gestiegen. Der Personalaufwand der gesamten Bundesliga lag 2017/18 bei 1,32 Milliarden Euro - Tendenz steigend. Bei der DFL heißt es, die Vereine hatte bereits in den Erwartungen höheren Fernseheinnahmen die Ausgabe angehoben. Die wichtigsten anderen Umsatzquellen sind Merchandising, zum Beispiel durch den Verkauf von Trikots und anderem, Werbung und die Einnahmen durch Spielertransfers.

Aber kann diese Entwicklung immer so weitergehen? DFL-Chef Seifert - der 49-jährige ehemalige Karstadt-Manager ist seit 2005 im Amt - dämpft bereits die Erwartungen, dass in Zukunft die Einnahmen durch den Verkauf von Fernsehrechten weiter sprunghaft steigen. Der Markt etwa in England habe sich bereits abgekühlt, dort wurden zuvor Rekordeinnahmen erzielt, mit dem Geld sind die englischen Klubs auf Einkaufstour in Europa gegangen. Auch in Italien stiegen die TV-Einnahmen kaum noch. In Deutschland werden im kommenden Jahr wieder Fernsehrechte vergeben - für die drei Spielzeiten von 2021/22 an. Der Zeitplan sieht vor, dass sich bis zum Ende diesen Jahres Interessenten registrieren lassen können. Bis April oder Mai 2020 an soll dann ein Zuschlag erfolgen. Derzeit ist die DFL im Gespräch mit dem Bundeskartellamt, das die Ausschreibung und die zu vergebenden Pakete genehmigen muss. Die sogenannte Zentralvermarktung aller Rechte durch die DFL widerspricht eigentlich dem Wettbewerbsgedanken. Seifert muss darauf hoffen, dass es möglichst viele Interessenten für möglichst viele Rechtepakete gibt, die sich dann gegenseitig überbieten. Beim letzten Mal hat das gut funktioniert. Der Bezahlsender Sky mit mehr als fünf Millionen Abonnenten, der inzwischen zum US-Kabelkonzern Comcast gehört, braucht die Rechte. "Wir wissen, was der Fußball für uns wert ist", heißt es dort immer wieder. Auch Eurosport und damit der US-Konzern Discovery zeigt Spiele im Pay-TV, außerdem die öffentlich-rechtlichen ARD und ZDF. Bei der Vergabe der Champions-League-Rechte war zuletzt der Streamingdienst DAZN zum Zuge gekommen, der interessiert sich womöglich auch für die Bundesliga. Auch Amazon wird immer wieder gehandelt.

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