Fußball-Aktien:Schwarz-gelbes Klumpenrisiko

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Nach dem 3:0-Sieg in Augsburg kann der BVB erstmals nach elf Jahren wieder die Meisterschaft gewinnen. (Foto: Tom Weller/dpa)

Der BVB könnte erstmals seit elf Jahren wieder Deutscher Meister werden, Fans und Aktionäre frohlocken. Doch für den Aktienkurs ist ein anderer Faktor noch wichtiger.

Von Felicitas Wilke

Ein Saisonfinale, so spannend, dass es zum "Nägelkauen" sei: Mit diesen Worten beschrieb nicht etwa ein Fußballkommentator vor einigen Tagen das derzeitige Geschehen in der Fußball-Bundesliga, sondern ein Mitarbeiter des Analysehauses Edison. Und wenn Analysten beruflich über deutschen Fußball fachsimpeln, dann geht es meist um Borussia Dortmund.

Der einzige börsennotierte Klub im deutschen Profifußball kann nach dem 3:0-Sieg in Augsburg am Sonntag erstmals nach elf Jahren wieder die Meisterschaft gewinnen. Sicher ist das noch nicht, denn am letzten Spieltag lauert der FC Bayern noch auf einen Fehler des Tabellenführers. Doch Fans und Aktionäre träumen bereits von der Meisterfeier am Borsigplatz. Der Kurs der BVB-Aktie stieg am Montag um gut 14 Prozent auf knapp über fünf Euro. So viel waren die Anteilsscheine seit anderthalb Jahren nicht mehr wert.

Also, nichts wie kaufen, um von der möglichen Meisterschaft zu profitieren?

Alexander Langhorst ist da eher vorsichtig. "Eine Fußballaktie ist eher etwas für den risikoaffinen Investor", sagt der Geschäftsführer des Research-Hauses GSC, das auf kleine und mittelgroße Werte auf dem Aktienmarkt spezialisiert ist. Wer als Fußballfan mit einem Verein mal jubelt und mal leidet, der ahnt, was Langhorst meint, wenn er von diesen "besonders volatilen" Aktien spricht. "In vielen Branchen lässt sich grob absehen, wie sich der Markt oder die Rohstoffpreise entwickeln und wie sich das auf die Kurse auswirkt", sagt Langhorst. Im Fußball hingegen entscheide auch mal ein Tor in der 87. Spielminute über das Auf und Ab an der Börse.

Fans gehen beim Aktienkauf gleich zwei Risiken ein

Und selbst wenn ein Klub die Meisterschaft gewinnt, verspricht das noch nicht dauerhaft hohe Kurse. "Einen mindestens genauso großen Einfluss haben die Transfererlöse", sagt Langhorst. Borussia Dortmund hat in den vergangenen Jahren immer wieder Talente wie Jadon Sancho oder Erling Haaland relativ erschwinglich eingekauft, um sie wenige Jahre später für deutlich mehr Geld wieder zu verkaufen. "Wenn der BVB hohe Erlöse am Transfermarkt erzielt und die Aktionäre ihm gleichzeitig zutrauen, für diesen Preis zwei, drei neue Talente zu verpflichten, wird sich das positiv im Kurs auswirken", sagt Langhorst.

Auch im europäischen Ausland sind einige große Klubs an der Börse, darunter Manchester United oder Juventus Turin. Bei englischen Klubs, die wegen der laxeren Regeln schnell den stets finanzstarken Besitzer wechseln können, gibt es zwar tendenziell größere Chancen auf stark steigende Kurse. "Dafür ist die Lage bei einem hiesigen Klub wie dem BVB etwas kalkulierbarer, weil kurzfristig mit weniger Hickhack in der Führungsetage zu rechnen ist", sagt Langhorst.

Doch ein ziemlich großes Wagnis bleiben Fußballaktien vor allem für jene Menschen, die es auch emotional mit dem Klub halten, dessen Papiere sie besitzen. Vergeigt ihr Team am letzten Spieltag noch die Meisterschaft, bricht das Herz und schrumpft das Depot simultan. Ein ganz schönes Klumpenrisiko.

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