Fusionsgespräche:Kurssprünge bei Fiat und Peugeot

File photo of woman pushing her Fiat 500 car as her dog sits inside, in neighbourhood of Rome

Wer sein Auto liebt: Der Fiat 500 gehört zu den begehrten Kleinwagen – aber nur, wenn er fahrtüchtig ist.

(Foto: Alessandro Bianchi/Reuters)

Den Zusammenschluss der Autokonzerne bewerten Experten als gute Idee.

Von Claus Hulverscheidt, New York

Plus neun Prozent für Peugeot, plus elf gar für Fiat zum Handelsauftakt: Glaubt man den Händlern an den europäischen Aktienbörsen, dann sind die am Dienstagabend bekanntgewordenen Fusionsgespräche der Autokonzerne PSA (Peugeot) und FCA (Fiat Chrysler) eine richtig gute Idee. Fiat-Papiere stiegen am Mittwoch in Mailand zeitweise auf ein Fünf-Monats-Hoch von 12,99 Euro. Die Titel der französischen Opel-Mutter PSA erreichten in Paris mit 27,06 Euro gar den höchsten Stand seit mehr als elf Jahren. Grund ist die Einschätzung von Experten: Fiat Chrysler habe eine starke Stellung in Nordamerika, PSA in Asien und dem Rest der Welt, sagte Martino De Ambroggi vom Vermögensberater Equita.

Beide Unternehmen hatten zuvor bestätigt, dass sie über einen Zusammenschluss verhandeln. Ziel sei es, einen weltweit führenden Autohersteller zu schaffen, erklärten der italienisch-amerikanische Konzern und sein französischer Rivale. Mit einer Fusion entstünde ein Schwergewicht mit 190 Milliarden Euro an jährlichen Einnahmen, 8,7 Millionen verkauften Fahrzeugen und 410 000 Beschäftigten. Gemessen am Absatz wäre das Gemeinschaftsunternehmen nach Volkswagen, Toyota und Renault-Nissan die Nummer vier der Welt.

Bis es soweit ist, müssen aber noch zahlreiche Hürden beseitigt werden, darunter auch einige politische. Großaktionäre von PSA sind mit jeweils gut zwölf Prozent die Familie Peugeot sowie der chinesische und der französische Staat. Bei Fiat, das von der Agnelli-Familie beherrscht wird, dürfte auch die amerikanische Regierung ein Auge darauf haben, wer die Kontrolle beim US-Hersteller Chrysler übernimmt - vor allem wenn China als Anteilseigner im Spiel ist. Darüber hinaus forderte die italienische Metallarbeitergewerkschaft UILM bereits, dass bei einem Zusammenschluss keine Stellen gestrichen werden dürften.

Weltweit stecken die Autobauer unter dem Druck strengerer Klimaschutzziele und neuer Technologietrends im tiefsten Strukturwandel ihrer Geschichte. Schon seit Jahren rechnen Branchenkenner deshalb damit, dass nicht alle Autokonzerne den Wandel alleine stemmen können und es außer zu Kooperationen auch zu Fusionen kommen wird. Sowohl PSA als auch FCA hinken der Konkurrenz bei den Zukunftstrends Elektromobilität und autonomem Fahren hinterher. Auch läuft die Marke Fiat schon seit Jahren nicht gut. Im Hauptwerk Mirafiori in Turin wurden bereits Tausende Beschäftigte entlassen.

Einen Börsenverlierer gab es nach Bekanntwerden der Fusionsverhandlungen allerdings auch: Die Aktien des französischen Peugeot-Rivalen Renault, für den der Konkurrenzdruck weiter deutlich steigen dürfte, sackten in Paris zeitweise um mehr als drei Prozent ab.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: