Fusion:Neuer großer Fondsmanager

Die britischen Unternehmen Standard Life und Aberdeen wollen sich zu einem neuen Konzern zusammenschließen und bilden dann eine der größten Fondsgesellschaften in Europa.

Die britischen Vermögensverwalter Standard Life und Aberdeen schließen sich zu einem neuen Konzern zusammen. Die Transaktion hat ein Volumen von umgerechnet 12,7 Milliarden Euro (elf Milliarden Pfund), wie beide Unternehmen am Montag bekannt gaben. Der Sitz der fusionierten Gesellschaft, die mit einem Anlagevolumen von 660 Milliarden Pfund einer der größten Fondsmanager in Europa wäre, soll in Schottland sein.

Gemeinsam könnten es Standard Life und Aberdeen mit den Branchengrößen aus den USA aufnehmen, erläuterte Marktanalyst Neil Wilson vom Brokerhaus ETX Capital. Sie verdrängten zugleich den bisherigen britischen Branchenführer Schroders auf Platz zwei. Die Aktionäre von Standard Life sollen zwei Drittel des neuen Unternehmens halten. Aberdeens größte Investoren, die Geldhäuser Mitsubishi UFJ Trust and Banking und Lloyds, signalisierten bereits Unterstützung für das Vorhaben, das im dritten Quartal abgeschlossen werden soll. Den Chefsessel sollen sich die beiden Unternehmenslenker Keith Skeoch (Standard) und Martin Gilbert (Aberdeen) teilen.

Gilbert sagte dem britischen Rundfunk BBC, die Fusion werde zu Stellenstreichungen in Bereichen führen, die sich überschneiden. Für eine genaue Schätzung sei es jedoch noch zu früh. Das Geschäft soll Einsparungen von jährlich 200 Millionen Pfund bringen. Dem stehen einmalige Kosten von 320 Millionen Pfund gegenüber.

An der Londoner Börse weckten die Pläne weitere Fusionsfantasien. Analyst Ben Cohen von der Finanzfirma Canaccord Genuity hält es für möglich, dass es Gegenofferten für beide Partner gibt. Die Standard-Aktie schoss um bis zu 9,6 Prozent in die Höhe, Aberdeen in der Spitze um 8,2 Prozent. Die kleineren Konkurrenten Jupiter und Ashmore legten etwa 1,5 Prozent zu.

Experten erwarten weitere Kooperationen in der Branche, die zunehmend unter Druck gerät. So bekommen Vermögensverwalter, die aktiv Anlageentscheidungen treffen, Konkurrenz von Fonds, die lediglich Marktindizes abbilden und dafür geringere Gebühren verlangen. Außerdem steigen die Kosten durch Auflagen der Aufsichtsbehörden.

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