Vielflieger:Airline will Flug-Flatrate in Europa anbieten

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Mit drei Businessjets will Surf Air zunächst zwischen London, Zürich, Cannes und Genf operieren. Später sollen auch Ziele in Deutschland dazukommen. (Foto: PR)
  • Fliegen, so oft man will. Das will eine kalifornische Airline bald auch in Europa anbieten.
  • Die Flatrate für Flüge ist nicht gerade billig. Neben einer Aufnahmegebühr von 1300 Euro werden jeden Monat 3250 Euro Beitrag fällig.

Von Peter Eßer, München

Buchen, einchecken, Sicherheitskontrollen - Fliegen kostet Zeit und Nerven. Die kalifornische Firma Surf Air hat ein Konzept entwickelt, das den Spaß am Fliegen zurückbringen soll. Sie bietet eine Flatrate für Flüge an - und drängt damit jetzt auch nach Europa. Für eine einmalige Aufnahmegebühr von 1300 Euro und einem monatlichen Beitrag von 3250 Euro können Mitglieder der neuen Tochtergesellschaft Surf Air Europe von Oktober an fliegen, so oft sie möchten.

Zunächst will das Unternehmen mit drei Business-Jets zwischen London, Zürich, Cannes und Genf operieren. Bis nächstes Jahr sollen sechs weitere Maschinen und neue Ziele wie Paris, Mailand und Dublin dazukommen, berichtet Simon Talling-Smith, Geschäftsführer von Surf Air Europe. Berlin soll in der zweiten Hälfte des Jahres 2017 in das Streckennetz von Surf Air aufgenommen werden. Auch Frankfurt und München stehen auf der Agenda.

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Ein Spar-Modell ist das Flatrate-Fliegen nicht

Talling-Smith ist ein alter Hase im Airline-Geschäft: 22 Jahre lang arbeitete er bei British Airways, vornehmlich in den Bereichen Kundenbetreuung, Vertrieb und später E-Commerce. Zum Schluss betreute der heute 48-Jährige von New York aus das Nord- und Südamerika-Geschäft der Airline. 2013 wechselte er zu Travelzoo, einer Internetfirma, die Angebote lokaler Unternehmen im Bereich Tourismus, Unterhaltung und Gastronomie bündelt. Der Job brachte ihn schließlich ins Silicon Valley, Brutkasten der IT-Branche.

Zur Surf Air war es nicht mehr weit. Die Firma mit Sitz in Santa Monica hat sich in den letzten drei Jahren in Kalifornien etabliert. Die laut Firmenangaben etwa 3000 Mitglieder können für einen Monatsbeitrag von 1950 Dollar nach Belieben zwischen zwölf Städten hin- und herfliegen. Surf Air betreibt dazu eine Flotte von einmotorigen Propeller-Flugzeugen.

Der Europa-Pass ist mit 3250 Euro im Monat fast doppelt so teuer wie das kalifornische Pendant. Talling-Smith begründet das mit der Wahl der Flugzeuge: "Die Düsenjets, die in Europa zum Einsatz kommen, bieten mehr Komfort und eine längere Reichweite." Ein Spar-Modell ist Flatrate-Fliegen also nicht, auch nicht für Vielflieger - für 3250 Euro wäre es auch mit konventionellen Airlines möglich, mehrmals im Monat von Zürich nach London und zurück zu fliegen. Interessenten gibt es laut Talling-Smith dennoch genug, mehr als 100 Mitglieder zähle Surf Air Europe bereits. Es überrascht nicht, dass das Gros der Voranmeldungen für Oktober aus dem Finanzsektor kommt. "Insbesondere bei Kurzstreckenflügen ist es einfach frustrierend, sich durch ein kompliziertes Buchungssystem zu kämpfen und dann am Flughafen auch noch lange zu warten", sagt Talling-Smith. Bei Surf Air laufe alles bequem über eine App - einen Flug zu buchen dauere nach seinen Angaben nicht länger als 30 Sekunden.

"Wir sind Pioniere auf dem Gebiet, wir haben das Know-how"

Talling-Smith ist überzeugt, dass Flatrate-Fliegen in Europa viel Potenzial hat. Die hohe Konzentration großer Städte mache Kurzstreckenflüge zur Notwendigkeit. Der Sitz der Firma sei dabei eher zweitrangig: "Ich sehe uns als europäisches Unternehmen, das seinen Sitz eben zufällig in London hat", sagt er. Die erste All-you-can-fly-Airline in Europa ist Surf Air allerdings nicht. Im Jahr 2014 startete das belgische Start-up Take Air auf der Strecke Antwerpen-Zürich mit einem verblüffend ähnlichen Modell. Daraus, dass Kalifornien als Inspirationsquelle gedient hatte, machte Matthieu Dardenne, Gründer von Take Air, auch nie einen Hehl. Allerdings musste seine Firma den Betrieb nach wenigen Monaten wieder einstellen.

Dass Surf Air Europe ein ähnliches Schicksal blüht, glaubt Simon Talling-Smith indes nicht. "Wir sind Pioniere auf dem Gebiet, wir haben das Know-how, und Flatrate-Fliegen ist ein Geschäft der Zukunft", versichert der Brite - von Letzterem ist auch Matthieu Dardenne weiterhin überzeugt: Sein Start-up Take Air versucht von Januar an den Neustart in Zusammenarbeit mit dem britischen Newcomer Fly Club Air.

© SZ vom 19.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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