Für den Fall der Unabhängigkeit:Schottische Banken erstellen Fluchtpläne

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Edinburgh ist ein wichtiger Finanzplatz. Nun werden Notfallpläne der größten Banken RBS und Lloyds bekannt. Sie wollen nach London umziehen, wenn Schottland unabhängig wird. Für die Separatisten ist das "Panikmache".

  • Schottlands größte Banken Lloyds und Royal Bank of Scotland (RBS) wollen ihren Sitz nach London verlegen, wenn die Schotten für die Unabhängigkeit stimmen.
  • Die Separatisten werfen der Regierung vor, mit dieser Drohung Stimmung gegen das Referendum machen zu wollen.
  • Die Finanzindustrie beschäftigt in Schottland Zehntausende Menschen.

Umzugspläne von Edinburgh nach London

Sollte Schottland unabhängig werden, könnte das Land zwei seiner wichtigsten Unternehmen verlieren. Die beiden Banken Lloyds und RBS haben erklärt, ihren rechtlichen Sitz aus dem schottischen Edinburgh nach London zu verlegen, wenn die Schotten am kommenden Donnerstag dafür stimmen, sich vom Vereinigten Königreich zu lösen. Beide Banken haben Notfallpläne erstellt, um die rechtlichen Änderungen nach dem Referendum durchzuführen und so britische Unternehmen zu bleiben. Beide machten sogar Druck auf das Parlament in London, die Verlegung mit einem Gesetz zu vereinfachen, berichtet der Sender Sky. Sie sind bereits stark in London präsent, aber in Schottland registriert.

RBS verkündete, die Unabhängigkeit Schottlands würde sie dazu zwingen, mit der Holding der Bank und der wichtigsten Tochter umzuziehen. Wie RBS betonte auch Lloyds, es handele sich nur um "eine rechtliche Prozedur, aus der sich keine unmittelbaren Veränderungen für Kunden ergeben".

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Von Hannah Beitzer

Finanzindustrie ist wichtig für Schottland

Welche Folgen ein Ja zur Unabhängigkeit für Schottlands Finanzindustrie haben würde, wird in den letzten Tagen vor der Abstimmung heftig diskutiert. Die beiden Banken gehören zu den vier größten Großbritanniens, nach Vermögen sind sie die größten Unternehmen Schottlands. Zudem sind sie seit der Bankenkrise 2009 mit der Regierung des Vereinigten Königreiches verstrickt: Der Staat musste beide Banken retten, er hält 80 Prozent von RBS und 24,9 Prozent an Lloyds.

In Schottland arbeiten 100.000 Menschen für Banken, Versicherungen und Fonds, der Anteil der Beschäftigten beträgt 13 Prozent an allen Angestellten im britischen Bankgewerbe. Lloyds beschäftigt derzeit 16.000 Mitarbeiter in Schottland, RBS 11.500. Der Finanzsektor ist für mehr als acht Prozent von Schottlands Wirtschaftsleistung verantwortlich, Edinburgh ist nach London wichtigstes Finanzzentrum Großbritanniens.

Das Referendum verunsichert viele Anleger, besonders seitdem klar ist, wie knapp die Abstimmung wirklich wird. Aus britischen Aktienfonds holten sie sich Bloomberg zufolge 1,5 Milliarden Euro zurück.

Schottlands Erster Minister wiegelt ab

Umstritten zwischen Befürwortern und Gegnern der Unabhängigkeit ist, inwieweit die Umzüge Schottlands Wirtschaft schaden würden. Die Separatisten erklärten die Ankündigung zu einem politischen Schachzug. Eine Verlagerung nach London werde "keine Auswirkung" auf Geschäfte und Arbeitsplätze beider Banken in Schottland haben, sagte Alex Salmond in einer Pressekonferenz. Er ist Chef der Scottish National Party, Erster Minister des Landesteils und einer der führenden Personen der Unabhängigkeitsbewegung. Er wisse aus der Bank, dass es sich um eine reine Formalität handele. Die Berichte über einen Umzug nannte er "Nonsens" und "Panikmache". Aus dem Finanzministerium in London hieß es dagegen, die Überlegungen von Lloyds, nach einem "Ja" umzuziehen, seien "verständlich". Die Regierung stehe in Kontakt mit Lloyds wegen der Pläne.

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Die Frage des Unternehmenssitzes ist auch in der Debatte um die künftige Währung eines unabhängigen Schottlands entscheidend. Nur wenn Schottland das Pfund behält, könnten seine Banken im Falle einer Krise auf die britische Zentralbank bauen, die Bank von England. Separatisten wie Salmond wollen weiter das Pfund, aber Unterstützer der Einheit in London drohen, sie würden ihre Währung nicht mit dem neuen Staat teilen. Mark Carney, der Gouverneur der Bank of England, hatte am Mittwoch erklärt, Schottland brauche "große Vorräte" an Pfund, um in der Währungsunion zu bleiben. Eine eigene Zentralbank der Schotten müsste nach seinen Schätzungen mindestens den Gegenwert von 25 Prozent des schottischen Bruttoinlandsprodukts vorhalten.

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