Fünf Jahre nach der Finanzkrise:US-Banken machen in diesem Sommer große Gewinne

Die Folgen der Finanzkrise beschäftigen heute vor allem die Gerichte und die Politik. Amerikas Banken hingegen erwirtschaften prächtige Gewinne - und warnen gleichzeitig vor scharfen Regulierungen ihrer Branche.

Das Geschäft vieler US-Großbanken läuft prächtig. Fünf Jahre nach der Finanzkrise melden Institute wie Citigroup, Goldman Sachs oder JP Morgan überraschend gute Zahlen. Besonders die Geschäfte an den Aktienmärkten steigern die Gewinne der Banken. Auch die Bank of America reiht sich nun mit ihrer Zwischenbilanz in die Gewinnserie ein - trotz Lasten aus der Finanzkrise.

Im zweiten Quartal lag der Nettogewinn der Bank bei 3,57 Milliarden Dollar und damit 70 Prozent höher als vor einem Jahr. Die Konzerneinnahmen legten dagegen nur um drei Prozent auf knapp 23 Milliarden Dollar zu. Zwar blieb das Institut im Hypothekenbereich in den roten Zahlen, dafür florierte zuletzt das Investmentbanking und hier insbesondere der Aktienhandel.

Vorstandschef Brian Moynihan sagte: "Wir machen mehr Geschäfte mit unseren Kunden und gewinnen in allen Bereichen an Fahrt." Die Anleger freute es, die Aktie legte im vorbörslichen Handel an der Wall Street um 1,6 Prozent zu.

Institute wehren sich gegen Regulierungen

Anders als Goldman Sachs oder JP Morgan hat die Bank of America noch mit den Folgen der Finanzkrise zu kämpfen. Moynihan, seit 2010 im Amt, hat Kostensenkungen zur obersten Priorität erklärt. Acht Milliarden Dollar will er dadurch jährlich rausholen. Zum Sparkurs gehört auch, dass Mitarbeiter entlassen werden.

Doch mit den Altlasten aus der Zeit der Finanzkrise beschäftigen sich heute vor allem die Justiz. So steht aktuell etwa der ehemalige Goldman-Manager Fabrice "Fabulous Fab" Tourre vor Gericht. Der heute 34-Jährige soll Investoren mit irreführenden Informationen über ein Anlageprodukt um eine Milliarde Dollar gebracht haben. Tourre weist die Vorwürfe zurück. Kritiker der Wall Street sehen in dem Fall ein typisches Beispiel für das Fehlverhalten von Bankern kurz vor der Finanzkrise.

Auch die amerikanischen Finanzmarktaufseher arbeiten noch den Zusammenbruch des Bankensystems vor fünf Jahren auf. Sie wollen den US-Banken sogar noch schärfere Kapitalanforderungen vorschreiben als das internationale Regelwerk "Basel III". Damit sollen die Banken gezwungen werden, mehr Kapital als Puffer gegen mögliche neue Turbulenzen vorzuhalten.

Geld dafür hätten die Institute genug - trotz niedriger Zinsen und schon heute schärferer Regeln. Das zeigt die jüngste Gewinnserie zweifelsfrei. So verdiente JP Morgan im zweiten Quartal 6,5 Milliarden Dollar (5 Milliarden Euro) und damit 31 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Läuft es weiter so gut, könnte die Bank in diesem Jahr 25 Milliarden Dollar verdienen.

In anderen, sorgloseren Zeiten würde das Geld großzügig in Form von Boni und Dividenden an die Mitarbeiter und Aktionäre verteilt. Das ist heute nicht mehr opportun. Stattdessen ist Risikovorsorge gefragt. Und so haben die Bankchefs mit ihren großen Gewinnen ein Luxusproblem: Sie verwenden viel Zeit und Energie darauf, vor einer noch strengeren Regulierung zu warnen.

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