Führungswechsel:Google-Gründer Larry Page wird wieder Chef

Überraschender Führungswechsel beim Internetkonzern Google: Mitgründer Larry Page übernimmt wieder selbst das Ruder. Vorgänger Eric Schmidt führt künftig den Verwaltungsrat. An der Börse fiel die Aktie.

T. Riedl

An den Zahlen kann es nicht gelegen haben: Am Donnerstagabend legte Eric Schmidt noch die Quartalsbilanz von Google vor - zum letzten Mal als Chef des führenden Suchmaschinenbetreibers. Umsatz und Gewinn stiegen jeweils im zweistelligen Prozentbereich. Trotzdem gibt Schmidt nach einer Dekade die Führung von Google ab. Von April an wird Gründer Larry Page das Unternehmen leiten. Schmidt wechselt an die Spitze des Verwaltungsrates von Google. Sergey Brin, mit dem Page das Unternehmen 1998 gegründet hat, soll sich um die Produktstrategie des Internetkonzerns kümmern. Der Wechsel in der Unternehmensführung kam überraschend. An der Börse fiel die Google-Aktie.

Google co-founder Larry Page to take over as CEO

Führungswechsel: Google-Gründer Larry Page (links) und der bisherige Konzern-Chef Eric Schmidt haben sich auf eine neue Rollenverteilung geeinigt.

(Foto: dpa)

Page und Brin haben sich 1995 an der Stanford-Universität kennengelernt. Gemeinsam arbeiteten sie daran, eine leistungsfähige Suchmaschine für das Internet zu entwickeln. Damals dominierte Yahoo die Suche im Netz. Dort saßen Angestellte und katalogisierten die Seiten des seinerzeit noch jungen Mediums von Hand. Die beiden Stanford-Doktoranden setzten auf einen mathematischen Algorithmus, stellten vor 13 Jahren die Seite Google.com ins Netz - und schrieben Web-Geschichte. Konkurrenten wie Yahoo hat das Wunderkind der Netzwirtschaft an die Wand gespielt. Der Rivale hat das Kerngeschäft inzwischen faktisch aufgegeben und kooperiert mit Microsoft. Der Softwarekonzern müht sich mit einer eigenen Suchmaschine gegen Google ab. Andere Wettbewerber wie Altavista oder Lycos haben den Betrieb ganz eingestellt.

Page und Brin, beide 37, hatten die Idee - doch leiten sollte das Unternehmen ein anderer, ein erfahrener Manager. Daher holten die beiden im März 2001 Schmidt, 55, an Bord. Der studierte Elektrotechniker und promovierte Informatiker arbeitete damals schon fast 20 Jahre in der Branche, als Technikchef des Computerherstellers Sun Microsystems und Vorstandsvorsitzender des Softwareunternehmens Novell. Beide Firmen gibt es so heute nicht mehr. Als Schmidt zu Google kam, war das Unternehmen ein Insidertipp in der Netzgemeinde. Heute werden weltweit über kein anderes Unternehmen so viele Suchanfragen ausgeführt wie über Google.

Das Unternehmen verdient vor allem über die kleinen Textanzeigen auf den Seiten mit den Suchergebnissen. Von Oktober bis Dezember stieg der Umsatz um 26 Prozent auf 8,4 Milliarden Dollar, der Gewinn sogar um 29 Prozent auf 2,5 Milliarden Dollar. Google profitierte in dem Quartal davon, dass sich das Werbeklima wieder deutlich verbessert hat und viele Unternehmen ihre Anzeigen inzwischen im Netz schalten - und dann mit Vorliebe bei dem Marktführer Google. "Das abgelaufene Quartal war das herausragende Ende eines überragenden Jahres'', erklärte Schmidt.

Für ihn endet nun die Zeit, in der er das operative Geschäft bei Google direkt beeinflussen konnte. Auch als Vorsitzender des Verwaltungsrates will er von April an seinen Einfluss und seine Beziehungen in der Branche für Google geltendmachen, hieß es. "Als ich 2001 zu Google kam, hätte ich mir niemals - auch nicht in meinen wildesten Träumen - vorstellen können, dass wir so weit kommen, wie wir es heute geschafft haben", schrieb er am Donnerstagabend in einem Blogeintrag, der den Titel trug: "Neues vom Verwaltungsrat". Die jüngsten Ergebnisse würden zeigen, dass die Zukunft von Google gut aussehe. Er habe allerdings in letzter Zeit viel mit den Gründern gesprochen, das Geschäft sei komplizierter geworden, erklärt er weiter. Und nun sei der Zeitpunkt gekommen, die Weichen neu zu stellen.

Gründe für seinen Abschied nannte er indes keine. Er verlässt die aktive Rolle bei dem Unternehmen in schwieriger Zeit. Zwar laufen die Geschäfte, allerdings kommt der überwiegende Teil der Einnahmen aus der Online-Werbung. Versuche, in andere Felder vorzustoßen, trugen bislang keine Früchte. Diese strategischen Entscheidungen wird in Zukunft der Gründer treffen müssen: Google-Chef Larry Page.

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