Frührentner:Obergrenze für Zuverdienst könnte auf 850 Euro steigen

Rente Sport Senioren

Senioren im Rennen: Die Regierungskoalition will flexiblere Übergänge in den Ruhestand schaffen.

(Foto: Julian Stratenschulte/dpa)
  • Frührentner dürfen möglicherweise bald bis zu 850 Euro im Monat zusätzlich zu ihren Bezügen dazuverdienen. Bisher liegt die Obergrenze bei 450 Euro.
  • Nur für diejenigen, die die neue abschlagsfreie Rente ab 63 beziehen, soll die alte 450-Grenze weiter gelten.
  • Derzeit diskutieren Union und SPD die letzten Details ihres Abschlussberichts.
  • Umstritten ist etwa, ob Arbeitgeber wie bisher verpflichtet werden sollen, für Mitarbeiter, die im Rentenalter voll weiter arbeiten, die Hälfte des Beitrags zur Arbeitslosenversicherung weiter zahlen zu müssen.

Von Thomas Öchsner, Berlin

Wer vorzeitig in Rente geht, kann sich berechtigte Hoffnungen darauf machen, in Zukunft mehr Geld zu seinen Altersbezügen hinzuverdienen zu können. Bisher können Frührentner bis zu 450 Euro, zum Beispiel als Minijobber, kassieren, ohne dass dies ihre Altersrente schmälert. Künftig soll diese Grenze bei 850 Euro im Monat liegen. Das geht aus dem Entwurf der Union für den Abschlussbericht der Arbeitsgruppe der Koalitionsfraktionen zum Thema Flexi-Rente hervor, der der Süddeutschen Zeitung vorliegt.

Die neue Höchstschwelle orientiert sich damit an der Grenze für die sogenannten Midijobs. Der neue Betrag biete einerseits die Chance, stärker als bisher das Altersgeld mit einem Zusatzjob aufzustocken. Andererseits werde die Möglichkeit begrenzt, als Frührentner voll zu arbeiten, um keine zusätzlichen Anreize für eine Frühverrentung zu bieten, heißt es in dem Papier.

Bei einem Hinzuverdienst von mehr als 850 Euro im Monat ist laut dem Entwurf vorgesehen, die Rente nur noch als Teilrente in Höhe von zwei Dritteln auszuzahlen. Noch weniger soll von der Rente übrig bleiben, wenn die Summe aus Teilrente und Hinzuverdienst über dem Bruttoeinkommen vor dem Renteneintritt liegen. Die neuen Hinzuverdienstgrenzen sollen helfen, "dass Menschen mit ihrem Verdienst einen Teil der Abschläge für den vorzeitigen Rentenbeginn ausgleichen können, indem sie länger in Teilzeit arbeiten".

SPD zeigt sich bisher für neue Hinzuverdienstgrenzen offen

Nur für diejenigen, die die neue abschlagsfreie Rente ab 63 beziehen, soll die alte 450-Grenze weiter gelten, weil diese Ruheständler nicht so sehr auf einen Verdienst neben der Rente angewiesen seien. Die Koalition würde die bisherigen starren Regeln so deutlich lockern. Derzeit erhalten Frührentner schon bei einem Zusatzverdienst von 450 Euro und einem Cent nur noch zwei Drittel der Rente ausgezahlt.

Die Arbeitsgruppe der Koalition arbeitet seit fast einem Jahr an Vorschlägen für flexiblere Übergänge in den Ruhestand. Bislang ist aber noch nichts beschlossen. Derzeit diskutieren Union und SPD die letzten Details ihres Abschlussberichts. Die SPD hat sich bisher für neue Hinzuverdienstgrenzen offen gezeigt. Zustimmen wird der kleinere Koalitionspartner den neuen weniger strengen Regeln aber nur, wenn es ein Gesamtpaket gibt. "Wir einigen uns auf alles oder gar nicht", heißt es dazu in Koalitionskreisen.

Umstritten ist etwa, ob Arbeitgeber wie bisher verpflichtet werden sollen, für Mitarbeiter, die im Rentenalter voll weiter arbeiten, die Hälfte des Beitrags zur Arbeitslosenversicherung weiter zahlen zu müssen. Die Union schlägt vor, diese Regelung befristet für zunächst fünf Jahre auszusetzen, um die Beschäftigung von älteren Arbeitnehmern attraktiver zu machen. Die SPD lehnt dies ab. Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) warnt bereits vor halbherzigen Kompromissen: "Wir brauchen eine mutige Reform. Die Flexi-Rente muss ein Gegengewicht zur Rente mit 63 und echte Anreize für längeres Arbeiten schaffen", sagt sie.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: