Frist für Euro-Rettung:Lagarde gibt Europa "weniger als drei Monate"

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Untergangsstimmung in Europa: Ungewöhnlich drastisch drängt IWF-Chefin Christine Lagarde zur Tat. Der Politik blieben "weniger als drei Monate", um den Euro zu retten. Genauso düster klingt die Warnung des US-Ökonomen Nouriel Roubini: Europa werde untergehen, "wenn man Griechenland den Stecker zieht".

Da gibt es 100 Milliarden Euro für Spaniens Banken, doch die Finanzmärkte beruhigt das nicht. Im Gegenteil: Die Renditen zehnjähriger spanischer Anleihen sind am Dienstag auf neue Rekordstände geschossen.

Die Euro-Krise droht zu eskalieren. Italiens Wirtschaft schrumpft, und in Griechenland steht eine schicksalhafte Wahl an. Sollten die Griechen keine Regierung wählen, die sich den Sparverordnungen beugt, droht der Austritt aus der Euro-Zone.

Die Zeit drängt also und auch Christine Lagarde, die Direktorin des Internationalen Währungsfonds (IWF) hört die Uhr ticken. Die Rettung des Euro müsse jetzt schnell gehen, weniger als drei Monate verblieben noch für die Rettung des Euro, sagte sie dem Fernsehsender CNN. Das Interview wurde laut FAZ am Freitag aufgezeichnet, also bevor Spanien am Samstag unter den Rettungsschirm ging. Im Gespräch bezieht sie sich auf die plakative Prognose des US-Investors George Soros, der jüngst die Dreimonatsfrist in die Debatte eingebracht hatte.

"Soros ist sehr gut darin, mit Fristen Aufmerksamkeit zu erregen. Das ist gut, weil unsere Aufmerksamkeit auf dem Euro liegen muss", sagte Lagarde. Ihrer Einschätzung nach müsse man zügiger an der Rettung arbeiten als bisher: "Es muss jetzt schneller als drei Monate gehen". Die Euro-Zone ähnele derzeit einer Baustelle, "an der gearbeitet werden muss".

Über die Zukunft Griechenlands in der Währungsunion gab Lagarde keine Prognose ab. "Es wird eine Frage der Entschlossenheit und des Schwungs sein", sagte die IWF-Direktorin.

Mit ihrer drängenden Mahnung ist die IWF-Chefin nicht alleine. Der US-Ökonom Nouriel Roubini etwa, bekannt für seine düsteren Vorhersagen, warnt vor dem Ende der Währungsunion: "Wer den Griechen den Stecker zieht, provoziert den totalen Zusammenbruch der Euro-Zone", sagte Roubini der Bild vor der Wahl in Griechenland am kommenden Sonntag.

Wachstumsprogramm: 1000 Euro für jeden

Roubini sah bereits 2006 die Finanzkrise kommen. Dass dann der amerikanische Immobilienmarkt tatsächlich einbrach und die Weltwirtschaft erschütterte, machte ihn zu "Dr. Doom", zu "Dr. Untergang". Er prognostiziert für den Austritt Griechenlands aus dem Euro eine Panik unter den Anlegern und einen Bankensturm.

Für Griechenlands Zukunft schlägt er daher vor, das Land entweder in der Euro-Zone zu halten oder finanzielle Unterstützung für einen geregelten Ausstieg zu leisten. "Beides ist für Deutschlands Steuerzahler billiger, als die Euro-Zone kaputtgehen zu lassen." Für die Deutschen sei der Euro von großer Bedeutung, sagte er dem Spiegel: "Der deutsche Wohlstand hängt eng mit der Währungsunion zusammen. Deutsche Exporteure haben durch den Euro Wettbewerbsvorteile. Und die Euro-Zone ist das Ziel für 42 Prozent der deutschen Exporte."

Um den richtigen Weg zur Rettung Griechenlands und anderer angeschlagener EU-Mitgliedsstaaten debattieren die EU-Länder gerade heftig: Während Deutschland für rigides Sparen eintritt, plädieren etwa Frankreich und Griechenland dafür, weniger zu sparen und das Wachstum stärker zu fördern. Die IWF-Direktorin Lagarde zeigte im Interview mit CNN, dass sie für Sparlockerungen offen ist: "Das Staatsdefizit muss nach und nach verringert werden. Ein rigides Sparen muss es aber nicht sein."

Roubini stellt sich klarer gegen strenge Sparmaßnahmen. Der Bild sagte er: "Der Sparwahnsinn muss beendet werden. Die Regierungen müssen die Steuern senken und die Löhne erhöhen. Europa braucht Wachstum. Die deutsche Regierung sollte jedem deutschen Haushalt einen 1000-Euro-Reisegutschein schenken." Für Urlaube in Krisenländern.

© Süddeutsche.de/Reuters/dapd/sana - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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