Fresenius:Übernahme von Akorn geplatzt

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Die Akorn-Übernahme "umfassend" und "intensiv" geprüft: Fresenius-Chef Stephan Sturm. (Foto: Ralph Orlowski/Reuters)

Der US-Konzern soll gegen Regeln der Zulassungsbehörde FDA verstoßen haben.

Von Elisabeth Dostert, Bad Homburg

Der Medizinkonzern Fresenius lässt die geplante Übernahme des US-Konzerns Akorn für 4,4 Milliarden Euro platzen. Akorn habe mehrere Vollzugsvoraussetzungen nicht erfüllt, teilte das im Deutschen Aktienindex (Dax) notierte Unternehmen am Sonntagabend mit. Unter anderem habe es schwere Verstöße gegen Vorschriften der US-Gesundheitsbehörde FDA bezüglich der Datenintegrität bei Akorn gegeben. Das habe die von Fresenius eingeleitete, unabhängige Untersuchung zu Tage gefördert. Das Angebot, mehr Zeit zu bekommen, um selbst weiter zu prüfen und Fresenius zusätzliche Informationen zur Verfügung zu stellen, hätten die Amerikaner abgelehnt.

Es kommt selten vor, dass eine Übernahme abgesagt wird. Aber Fresenius-Chef Stephan Sturm blieb wohl keine andere Wahl. Ganz überraschend kommt die Absage allerdings nicht. Schon bei der Bilanzpressekonferenz hatte Sturm ein Scheitern als mögliche Option nicht ausgeschlossen. Vor "einigen Wochen" sei Fresenius in anonymen Briefen auf "Missstände im Produktentwicklungsprozess von Akorn" hingewiesen worden, sagte Sturm Ende Februar. In Zusammenarbeit mit externen Sachverständigen werde untersucht, ob Akorn gegen Vorgaben der FDA verstoßen habe, hieß es. Akorn stellt Cremes und flüssige Arzneimittel her, deren Patentschutz ausgelaufen ist, sogenannte Generika. Die FDA prüft, ob das Nachahmerprodukt dem Original gleich kommt. Sollten sich die Vorwürfe als "stichhaltig" erweisen und so "materiell" sein, dass sich die mit der Transaktion angestrebten strategischen Ziele nicht erreichen ließen, werde Fresenius von seinem Recht Gebrauch machen und vom Kauf zurücktreten, kündigte Sturm damals an. Das ist nun der Fall.

Am Ausblick für 2018 hält der Konzern fest - der Umsatz soll um fünf bis acht Prozent steigen

Fresenius hatte die Übernahme, die zweitgrößte in der Firmengeschichte, im April 2017 für 34 Dollar je Aktie, das entspricht einem Kaufpreis von 4,3 Milliarden Dollar, angekündigt. Die Aktionäre von Akorn hatten im Juli zugestimmt. Seit er für Fresenius arbeite, sei keine andere Übernahme so "umfassend" und "intensiv" geprüft worden wie Akorn, versicherte Sturm im Februar.

Der ehemalige McKinsey-Mann und Investmentbanker kam 2005 als Finanzvorstand zu Fresenius, seit Sommer 2016 ist er Vorstandschef. Nur wenige Wochen später kündigte er die bisher teuerste Übernahme an, den Kauf von Quirónsalud, der größten privaten Krankenhausgruppe Spaniens, für 5,8 Milliarden Euro.

In seiner Mitteilung vom Sonntag bestätigte der Konzern aus Bad Homburg seinen Ausblick für das Geschäftsjahr 2018. Akorn war darin nicht enthalten. Der Konzernumsatz soll währungsbereinigt um fünf bis acht Prozent steigen, das Ergebnis um sechs bis neun Prozent.

Schon am Samstag hatte der Dialyse-Konzern Fresenius Medical Care (FMC), dessen Großaktionär Fresenius ist, mitgeteilt, den Mehrheitsanteil am Ärzte-Netzwerk Sound Inpatient Physicians für 1,76 Milliarden Euro zu verkaufen. Die Beteiligung gehe an ein Konsortium unter Führung des Finanzinvestors Summit Partners.

Der erwartete Buchgewinn von 800 Millionen Euro sei im Ausblick nicht berücksichtigt.

© SZ vom 23.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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