Frequenzen-Versteigerung:Blitzschnell im Netz

An diesem Montag beginnt die größte Auktion von Frequenzen, die es in Deutschland je gegeben hat: Unter den Hammer kommt ein Spektrum von 359,2 Megaherz.

Caspar Dohmen

Beim Internet gibt es in Deutschland eine Zweiklassengesellschaft. In Ballungsräumen können Bewohner zwischen verschiedenen Anbietern von schnellen Internet-Angeboten wählen. In einigen ländlichen Regionen aber müssen sich die Bürger immer noch über ein quälend langsames Modem ins Telefonnetz einwählen.

Vier Millionen Menschen zwischen Flensburg und Füssen sind mit Geschwindigkeiten von weniger als einem Megabit je Sekunde mit dem Internet verbunden, also jener Grenze, ab der Experten von leistungsfähigen Breitbandanschlüssen sprechen.

Moderne Internetanschlüsse wie DSL oder VDSL erreichen Übertragungsraten von bis zu 50 Megabit je Sekunde, und künftige Techniken sogar ein Gigabit. An vielen Orten ist das Netz jedoch veraltet. Fasst man sie zusammen und zeichnet sie in eine Deutschlandkarte ein, entsteht jener Breitbandatlas mit weißen Flecken, der seit langem Handlungsbedarf signalisiert.

Bis zum Jahresende will die Bundesregierung diese Flecken beseitigen, indem Privathaushalte und Firmen dort an das schnelle Internet angeschlossen werden. Deswegen beginnt an diesem Montag die größte Auktion von Frequenzen, die es in Deutschland je gegeben hat. Unter den Hammer kommt ein Spektrum von 359,2 Megaherz, drei Mal so viel wie bei der Versteigerung der UMTS-Frequenzen vor zehn Jahren.

Mehr Platz für größere Datenmengen

Damals nahm der Bund 51 Milliarden Euro ein. Diesmal erwarten Experten deutlich geringere Einnahmen für den Bundesfinanzminister, in Branchenkreisen ist von zwei bis sechs Milliarden Euro die Rede. Den Preis drücken klare Vorgaben der Politik. So müssen Erwerber zunächst ländliche Gebiete mit schnellem Internet versorgen, bis 2016 müssen 90 Prozent der Menschen hier versorgt werden.

Durch die Auktion sollen zudem im gesamten Bundesgebiet Kapazitätsengpässe der Mobilfunkanbieter beseitigt und Platz geschaffen werden für die gigantischen Datenmengen, die wegen mobiler Internetgeräte wie dem Apple iPad künftig durch den Äther rasen werden. "Es geht um Marktchancen für die kommenden 20 Jahre", sagte Matthias Kurth, Präsident der Bundesnetzagentur.

Ursprünglich hatten sich sechs Unternehmen für die Auktion beworben. Zugelassen hat die Regulierungsbehörde mit T-Mobile, Vodafone, O2 und E-Plus dann die vier Mobilfunker, die hier zu Lande bereits ein Netz betreiben. Bei der Bewerbung musste jeder Bieter erklären, wie viele Frequenzblöcke er ersteigern möchte. Damit erhielt er eine bestimmte Anzahl von Bietrechten.

E-Plus und O2 fühlen sich benachteiligt

Gleichzeitig hat die Behörde festgelegt, wie viel Frequenzpakete jeder dieser Bieter maximal kaufen darf. Ab 13 Uhr geben sie in einer ehemaligen Mainzer Kaserne nun Gebote ab. Sie interessieren sich vor allem für die Frequenzen aus dem Bereich um 800 Megahertz, welche bislang für das Fernsehen reserviert waren. Mit der Umstellung von analogem auf digitales Fernsehen wurden sie frei, weswegen man von digitaler Dividende spricht.

Die Frequenzen eignen sich wegen ihrer niedrigen Wellenbeschaffenheit besonders gut, um kostengünstig das Land zu versorgen. Funkmasten können wesentlich weiter auseinander stehen, als bei den bisher von Mobilfunkern genutzten Frequenzen. Damit rechnet sich dieses Spektrum selbst, wenn nur wenige Menschen in einer Gegend leben.

Anbieter führen seit geraumer Zeit Pilotprojekte durch, ob T-Mobile in Brandenburg oder E-Plus in Mecklenburg Vorpommern. Weitere Frequenzen hat das Militär freigeräumt, zudem werden ungenutzte Frequenzen bei Unternehmen eingesammelt.

Die Auktion läuft wochentags von 8 bis 18 Uhr. Jeder gibt von einem eigenen Raum seine Gebote über ein abgeschlossenes Computernetzwerk ab. Bewerber bieten gleichzeitig und unabhängig voneinander für das gewünschte Frequenzspektrum. Die Versteigerung findet in einer unbegrenzten Zahl Auktionsrunden statt, die jeweils maximal 90 Minuten dauern. Die Bieter legen pro Runde alle Einzelangebote fest und schicken sie im Block ab. Damit ist die Runde für sie beendet.

Nur drei der vier Anbieter können gewinnen

Durch die Auktionsregeln sehen sich die beiden kleineren Anbieter E-Plus und O2 benachteiligt. E-Plus hat gegen die Ausschreibungsbedingungen geklagt. Für die Unternehmen geht es um viel. Wer keine Frequenzen innerhalb des attraktiven Bereichs von 800 Megahertz erhält, hat kaum Chancen, kostengünstig ein modernes Datenfunknetz aufzubauen.

Aus technischen Gründen können jedoch nur drei der vier Anbieter zum Zuge kommen. E-Plus droht das Aus, weil deren niederländischer Mutterkonzern KPN wohl am wenigsten Geld für die Versteigerung locker machen dürfe. T-Mobile, Vodafone und O2 haben finanzkräftige Konzernmütter.

Beschwerden gibt es auch von anderer Seite. Sender wie das ZDF und der Fernsehturmbetreiber Media Broadcast fürchten Störungen beim Empfang und klagen, deswegen steht das Ergebnis der Auktion unter Rechtsvorbehalt. Vorerst beendet ist die Auktion, wenn für keinen Block mehr geboten wird. Bei der UMTS-Auktion im Jahr 2000 war nach drei Wochen und 173 Auktionsrunden Schluss.

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