Süddeutsche Zeitung

Fremdwährungen:Statt Schublade

Jedes Jahr bringen die Deutschen viel Geld in fremden Währungen aus dem Urlaub mit nach Hause. Meist liegt es dann nur herum. Doch was fängt man damit am besten an?

Von Nils Wischmeyer, Düsseldorf

Es ist ein beliebtes Zitat in Management-Büchern aller Art: Schön, die Phönizier haben das Geld erfunden. Aber warum so wenig? Bis heute ist nicht einwandfrei nachzuweisen, wer das gesagt hat, und eigentlich ist es auch egal. Denn die Frage ist nicht die entscheidende. Besser müsste es heißen: Warum so viel verschiedenes? Im Jahr 2018 gibt es bereits mehr als 160 Währungen weltweit, was das Reisen nicht angenehmer macht.

Wenn es für die Deutschen auf Fernreise geht, tauschen sie oft noch zu Hause in der Reisebank ihr Geld um. Euro in kroatische Kuna, in serbische Dinar und brasilianische Real. Mit vollem Portemonnaie dann geht es in den Flieger, das Bargeld immer eng bewacht, am besten in einer Brusttasche - es könnte ja wegkommen.

Wer das nicht macht, holt wahrscheinlich spätestens am örtlichen Flughafen ab, ärgert sich über die Gebühren, aber was man hat, das hat man. Und Bargeld, da ist der Deutsche sich sicher, kann man immer gebrauchen. Tatsächlich: Spätestens wenn der Taxifahrer Trinkgeld verlangt oder die Kinder ein Eis wollen, kann man in den wenigsten Ländern mit Kreditkarte bezahlen.

Wieder in der Heimat setzt sich der Ärger fort. Denn, das wissen die Urlauber in Deutschland meist, die Banken nehmen das Geld nur zu einem schlechten Wechselkurs zurück - wenn überhaupt. Münzen nimmt sowieso kaum jemand an. Was also tun? Hier einige Vorschläge.

Am Flughafen ausgeben

Die Flughäfen in den verschiedensten Teilen der Welt bieten alles, was das Herz nie begehrt hat: Bücher in allen möglichen Fremdsprachen, Elektronikartikel und natürlich Parfüm, Süßigkeiten und jede Menge Kleidung - von Luxusware bis zu Billig-T-Shirts ist so gut wie alle zu haben. Wer also seine brasilianischen Dinar oder russischen Rubel loswerden will, kann sie auf diese Weise noch vor der Rückreise ausgeben. Als Alternative bietet sich in den Hallen außerdem an, sich etwas zu essen oder zu trinken zu kaufen. Da das aber nicht ganz billig ist und auf Langstreckenflügen ohnehin Essen serviert wird, überlegen sich die meisten Urlauber zweimal, ob sie das Geld nicht lieber behalten möchten. Man könnte es ja:

Für die nächste Reise sparen

Das Geld kommt in die Schublade, und fertig ist die Angelegenheit. So einfach machen es sich wohl die meisten Deutschen, und verkehrt ist das nicht unbedingt. Denn viele fahren mehr als einmal in dasselbe Land und haben dann schon etwas Kleingeld parat.

Das Geld verschenken

Klingt vielleicht verrückt, aber warum das Geld nicht einfach verschenken? Vielleicht will ja ein Bekannter oder Verwandter verreisen. Das übrig gebliebene Bargeld in ein kleines Sparschwein gesteckt - fertig ist ein nettes Reisegeschenk.

Im Internet tauschen

Wer hingegen noch größere Geldbeträge in fremden Währungen zu Hause bunkert, will das womöglich nicht einfach verschenken. Das ist die Idee hinter JOJ Money, einer Internetplattform, die sich an alle Menschen richtet, die Kleingeld oder Scheine in den heimischen Wohnzimmern bunkern. Gründer Werner Noisternigg war selbst in vielen Ländern unterwegs und hatte mehr als 80 Währungen gelagert, als er die Plattform Anfang des Jahres ins Leben rief. "Versuchen Sie mal, ägyptische Pfund zu tauschen, ob bei der Bank oder im Internet. Das können Sie entweder vergessen oder zahlen massig Wechselgebühren", sagt er. Auf JOJ Money können die Nutzer deshalb ihre Restdevisen an Sammler oder künftige Urlauber verkaufen. Die Plattform hält dafür feste Wechselkurse bereit, die täglich aktualisiert werden. Devisen im Wert von fünf Euro müssen die Nutzer mindestens bieten, 75 Euro sind das Maximum. Findet sich ein Interessent, wird das Geld per Post verschickt. Verloren gegangen, so sagt Noisternigg, sei seit dem Start der Plattform im Juli 2018 nicht ein einziges der insgesamt 3000 Pakete.

Münzen und Scheine spenden

Wer sein Geld hingegen weder verkaufen noch verschenken will, kann die restlichen Devisen an wohltätige Zwecke spenden. Viele Hilfsorganisationen freuen sich über Münzen und Scheine jeder Art. Der tatsächliche Wert der Münzen, so argumentieren die Organisationen, sei oft gering. Da könne man sie ebenso gut spenden. "Ihr Urlaub ist zwar vorbei, Ihre Mitbringsel jedoch setzen ihre Reise um den Globus fort", wirbt etwa die Welthungerhilfe. Sie nimmt sowohl Euro als auch D-Mark und jegliche ausländische Währung an, egal ob aktuell oder veraltet, egal ob Scheine oder Münzen. Statt die Devisen selbst aufwendig umzutauschen, schicken sie diese in die Länder zurück, aus denen sie kommen. Abgeben kann man seine "Restdevisen", wie es so schön heißt, gesammelt in der Zentrale in Bonn.

Aber auch andere Hilfsorganisationen wie etwa die Caritas nehmen Münzen und Scheine in Fremdwährungen an. Die Organisation warb vor einiger Zeit in Stuttgart mit "Kleine Münzen - große Hilfe". In vielen Fast-Food-Restaurants, aber auch in Sparkassen stehen zudem immer wieder kleine Spendenboxen, in die man auch Fremdwährungen werfen darf. Das Mitbringsel aus dem Urlaub wird so am Ende zur guten Tat.

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Quelle:
SZ vom 16.11.2018
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