Freizeit:Mehr Gehalt, mehr Urlaub

Eine Erhebung zeigt, in welchen Bundesländern es am meisten gesetzliche Feiertage gibt und welche Branchen besonders großzügig Urlaub gewähren - wenn die Beschäftigten ihn heraushandeln.

Von Viktoria Spinrad, München

Wer gerne mal die Seele baumeln lässt, sollte in einem großen Unternehmen Maschinen bauen, viel Erfahrung mitbringen, männlich sein - und nach Bayern gehen: Denn im Freistaat haben Beschäftigte mehr freie Tage als in anderen Bundesländern. An durchschnittlich 41,3 Tagen im Jahr können Arbeitnehmer hier Griffel, Schweißgerät oder Schürze niederlegen und sich dem Dolce Vita hingeben - fast vier Tage mehr als etwa in Mecklenburg-Vorpommern.

Das ist das Ergebnis einer Auswertung von Compensation Partner, die mehr als 200 000 Angaben von Arbeitnehmern und Unternehmen aus der freien Wirtschaft berücksichtigt hat. Die Hamburger Firma erstellt Marktanalysen im Bereich Gehalt und Vergütung. Die Erhebung zeigt: Faktoren wie die Region, das Geschlecht, die Branche, die Unternehmensgröße und die Position wirken sich nicht nur auf das Gehalt, sondern auch auf die (zumindest potenzielle) Freizeit aus.

Frauen haben im Schnitt 1,7 Tage weniger Urlaub als Männer

Dank 13 Feiertagen und im Mittel 28,3 Urlaubstagen steht der Freistaat insgesamt an der Spitze. Noch mehr Urlaub holen nur die Baden-Württemberger heraus: Hier können Arbeitnehmer einen halben Tag mehr auf der faulen Haut liegen, müssen dafür aber im Gegensatz zu den Bayern an Mariä Himmelfahrt ran. In den östlichen Bundesländern, wo weniger große tarifgebundene Betriebe ansässig sind, gibt es weniger Urlaub und weniger Feiertage. "Insgesamt aber haben sich die Zustände hier immer mehr angeglichen", sagt Arbeitsmarktexperte Kai-Uwe Müller vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). Größer sind die Unterschiede in den verschiedenen Branchen. So haben Bankkaufleute mit 29,3 Urlaubstagen 2,6 Tage mehr frei als Callcenter-Agenten.

Zusammenfassend kann man sagen: Wer gut verdient, bekommt auch mehr Urlaub - "dieser ist schließlich Teil der Verhandlungsmasse", sagt Müller. Den meisten Urlaub haben Beschäftigte in der industriellen Produktion wie dem Maschinenbau (30,7 Urlaubstage), wo Bewerber eine gute Ausgangssituation für Verhandlungen haben. Das Nachsehen haben Altenpfleger, Sozialpädagogen und Erzieher: In sozialen Einrichtungen sind es fast drei Tage weniger Urlaub als in der sogenannten Investitionsgüterbranche.

Auffällig, wenn auch wenig überraschend, ist der Unterschied zwischen den Geschlechtern. So haben Frauen in der freien Wirtschaft mit 27,3 Tagen im Mittel 1,7 Urlaubstage weniger als Männer. Was damit zu erklären sein dürfte, dass Frauen öfter in Teilzeit arbeiten, in Branchen wie dem sozialen Bereich tätig sind und zugleich seltener Führungspositionen innehaben: Wer ein Team leitet, hat im Mittel noch einen Tag mehr Urlaubsanspruch (29,5) als eine reine Fachkraft (28,2). Dahingestellt sei, ob die privilegierteren Angestellten diesen Urlaub tatsächlich nehmen. Also auf zum Maschinenbauer nach Bayern?

Wer gerne mehr Urlaub und Freizeit hätte, könnte auch in den öffentlichen Dienst gehen: Dort haben Arbeitnehmer Anspruch auf 30 Urlaubstage. Das sind zwei Tage mehr als der Angestellte in der freien Wirtschaft hat - und zehn Tage mehr, als diesem gesetzlich zustehen. Aber auch die anderen Arbeitnehmer in Deutschland dürften bei dem Thema kaum Grund zum Klagen haben: "Solange die gesetzlichen Mindesttage gewährt werden, funktioniert hier der Sozialstaat", findet Müller vom DIW.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: