Freihandel:Und Europa schläft

Inside The Yangshan Free Trade Port

Noch gehört Chia - hier Shanghai - nicht zur TPP-Zone. Das könnte sich aber ändern.

(Foto: Bloomberg)

Die USA schließen das weltweit größte Handelsabkommen - mit Asien. Die EU lässt sich an den Rand drängen.

Kommentar von Stefan Kornelius

Eine hübsche Fußnote für ein und denselben Tag der Weltgeschichte: Bundeskanzlerin Angela Merkel und der indische Premier Narendra Modi wedeln tadelnd mit dem Finger, weil es EU und Indien seit Jahren nicht schaffen, sich wechselseitig ernst zu nehmen. Gleichzeitig wird in Atlanta das größte Handelsabkommen aller Zeiten geschlossen - zwischen den USA und elf anderen Pazifik-Anrainern. Falls die Europäer die Botschaft nicht verstehen: Das TPP-Abkommen entscheidet, welche Standards gelten, welche Handelswege eingeschlagen werden, wo Geld verdient wird.

Ein bemerkenswertes Abkommen

TPP ist ein bemerkenswertes Abkommen, weil es in vielen Details Regeln schafft, die überfällig sind: bei Arbeitsstandards, beim Urheberschutz, beim Zugang zu erschwinglicher Medizin. TPP senkt außerdem Zölle und Tarife und wird so einen Markt schaffen, der die Europäer an die Peripherie drängt.

Die Handelsgroßmacht Europa will nicht verstehen, dass viele aufstrebende Nationen - wie etwa Indien - den Überblick verlieren im Brüsseler Abstimmungslabyrinth. Der EU unterschätzt auch, welche Gestaltungschance sie ungenutzt verpuffen lässt, weil sie in der Außenpolitik lieber mit 28 Stimmen spricht anstatt mit einer. Eurozentrismus heißt die Diagnose. Die Krankheit wird nicht dadurch geheilt, dass eine Kanzlerin ein Beschleunigungsabkommen für deutsche Investitionen in Indien schließt.

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