Süddeutsche Zeitung

Frauen in Führungspositionen:Zahl weiblicher Chefs im Mittelstand stagniert

Früher galten die Mittelständler den Großkonzernen als Vorbild, was die Zahl der Frauen in Chefetagen angeht. Doch der Elan ist gebremst.

Der Zuwachs an Chefinnen im Mittelstand gerät ins Stocken: Der Anteil der von Frauen geführten kleinen und mittleren Unternehmen stagniert einer Studie zufolge bei 18 Prozent. Nach einer am Sonntag veröffentlichten Analyse der Förderbank KfW wurden im Jahr 2015 rund 660 000 mittelständische Firmen von Frauen geleitet. Nach 15 Prozent zu Beginn des Jahrtausends hatte ihr Anteil zwischenzeitlich knapp unter 20 Prozent betragen.

Zu ähnlichen Ergebnissen kommt eine am Sonntag veröffentlichte Studie der Beratungsgesellschaft EY (Ernst&Young). Danach sind ebenfalls ein Fünftel der Führungsebenen im deutschen Mittelstand weiblich besetzt. Dabei setzen die kleineren Unternehmen stärker auf Frauen an der Spitze als die großen Mittelständler: In der Umsatzklasse bis 30 Millionen Euro macht der Frauenanteil in der Chefetage 20 Prozent aus, bei mehr als 100 Millionen Euro Umsatz sind es nur 14 Prozent.

Laut der KfW-Studie ging der Frauenanteil zuletzt auch unter den Gründern zurück. Nur 270 000 Frauen wagten demnach im Jahr 2015 den Schritt in die Selbstständigkeit, ein Rückgang von 17 Prozent gegenüber 2014. Mit Verzögerung bremse das den Anstieg der frauengeführten Mittelständler in den nächsten Jahren.

Aus gesamtwirtschaftlicher Sicht gebe es ausreichend Gründe, das Potenzial von Frauen als Unternehmenschefinnen stärker auszuschöpfen, hieß es in der Analyse weiter. KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner nannte den Anteil an Frauen an der Spitze von kleinen und mittelständischen Unternehmen "beachtlich, aber aus volkswirtschaftlicher Sicht ist er noch viel zu niedrig". Die Wirtschaft brauche die gut ausgebildeten Frauen dringend, auch als Chefinnen. "Der Mittelstand muss weiblicher werden", so Zeuner.

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Quelle:
SZ vom 06.03.2017 / AFP
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