Frankreich:Kabale an der Seine

Puteaux, France, March 24, 2020 - Atmosphere in the business district of La Defense after the head of state ordered peop

Der neueste Plan, der in der Suez-Zentrale im Pariser Büroviertel La Défense ersonnen wurde, soll den Kauf für Veolia unattraktiv machen.

(Foto: Alexis Sciard/imago images)

Mit allen Tricks wehrt sich der Versorger Suez gegen die Übernahme durch seinen Erzrivalen Veolia.

Von Leo Klimm, Paris

Jetzt wird's richtig giftig im Übernahmekampf der französischen Versorger Veolia und Suez. Ein "hinterhältiger Coup", ja "erbärmlich" sei das jüngste Abwehrmanöver des Suez-Managements. Es ziele nur darauf, "die eigenen Posten auf Kosten aller anderen im Unternehmen zu verteidigen", empört sich Veolia-Chef Antoine Frérot am Donnerstag. Er will Suez kaufen.

Aus Sicht der Suez-Führung dagegen ist das, worüber sich Frérot so echauffiert, eine gelungene Finte: Überraschend überführt der Suez-Konzern seine Frankreich-Sparte für Wasserversorgung in eine Stiftung niederländischen Rechts - wodurch die Sparte angeblich vier Jahre lang unverkäuflich wird. Will Veolia die Übernahme schaffen, muss der Konzern aber genau diese Sparte weiterverkaufen können. Sonst dürfte das Geschäft von den Kartellbehörden nicht genehmigt werden.

Seit Ende August währt der Bruderkampf der Pariser Unternehmen schon, seit Veolia den Rivalen mit dem Kaufplan überrumpelte. Veolia möchte dem Suez-Hauptaktionär, dem Energiekonzern Engie, seinen Anteil abkaufen, für 15,50 Euro je Aktie. Gelingt das, macht Veolia auch allen anderen Aktionären ein Angebot. Suez wird dabei mit 20 Milliarden Euro bewertet. Es wäre die Fusion des Weltmarktführers im Geschäft mit Wasserversorgung und Müllabfuhr mit der Nummer zwei.

Entsprechend aufgeregt zeigt sich die Börse. Wobei, der Übernahmelogik folgend, bisher vor allem Suez-Aktien gefragt waren. Bis zu dem wertmindernden Trick mit der niederländischen Stiftung. Die Kabale ist in Frankreich auch längst eine Staatsaffäre: Die Lenker von Veolia und Suez wurden in die Nationalversammlung vorgeladen. Schließlich ist der Staat an beiden Firmen sowie an Engie direkt oder indirekt beteiligt - und befindet sich damit im Interessenkonflikt mit sich selbst.

Suez wehrt sich mit allen Mitteln. Die Übernahme gefährde weltweit 10 000 der 90 000 Arbeitsplätze, heißt es. Veolias zweistufiges Vorgehen lässt das Management von Frankreichs Finanzmarktaufsicht überprüfen. Den Aktionären macht es Versprechen: Im ersten Halbjahr 2021 werde Suez eine Sonderdividende in Höhe von einer Milliarde Euro ausschütten - wenn der Konzern denn unabhängig bleibe. Parallel sucht die Firmenführung fieberhaft Investoren, die zu einem rettenden Gegenangebot bereit wären. Dazu benötige sie "noch ein paar Wochen". Das französische Finanzministerium, entscheidender Akteur im Hintergrund, warnt auch vor überhasteten Beschlüssen. Und Engie zeigt sich offen für alternative - und höhere - Gebote. Veolia-Chef Frérot aber will sich nicht bremsen lassen. Er schließt aus, seine Offerte über die Frist am 30. September hinaus zu verlängern. Über Nachbesserungen beim Preis aber lasse er mit sich reden.

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