Frankreich:"Eine Art Terrorismus"

Früher war der Metzger in jedem französischen Dorf ein angesehener Mann. Heute fürchten sich die Metzger - vor militanten Veganern, weil ihnen blanker Hass entgegenschlägt. Die Metzgerinnung fordert sogar Schutz vom Innenminister.

Von Leo Klimm

Früher war der Metzger in jedem französischen Dorf ein angesehener Mann, an seinen Spezialitäten wie Kalbsbries, Stierhoden und Innereien aller Art labten sich alle. Und bei Asterix endete kein Abenteuer ohne Wildschwein-Schmaus.

Passé! Heute schlägt Frankreichs Metzgern der blanke Hass entgegen, beklagt die nationale Fleischerinnung. In einem Brief an Innenminister Gérard Collomb verlangt sie nun Schutz vor militanten Veganern und anderen aggressiven Tierfreunden. "Wir zählen auf Ihre Dienste und auf die Hilfe der ganzen Regierung, um schnellstmöglich die physische, verbale und psychische Gewalt zu beenden", schreibt Verbandschef Jean-François Guihard. Die Metzger litten unter "einer Art Terrorismus". Außerdem fürchten sie ums Geschäft: Die 18 000 Fleischereibetriebe des Landes sorgten sich wegen der "medialen Überpräsenz der veganen Lebensweise". Es sei nicht hinnehmbar, dass ein Teil der Bevölkerung "der großen Mehrheit seine Lebensart aufzwingen will - um nicht zu sagen: seine Ideologie". Gemeint sind eben die Veganer - also Menschen, die komplett auf tierische Lebensmittel verzichten.

In den vergangenen Wochen wurde besonders aus der nordfranzösischen Region Hauts-de-France Vandalismus gegen Metzgereien und Fischhändler gemeldet. Die Geschäfte wurden mit künstlichem Blut und mit Sprüchen beschmiert, Scheiben gingen zu Bruch. Zuletzt wurde auch eine Vegan-Aktivistin wegen "Verherrlichung von Terrorismus" zu einer Haftstrafe auf Bewährung verurteilt. Sie hatte das Andenken eines Metzgers beschmutzt, der bei dem islamistischen Terrorangriff im März nahe Carcassone umkam. "Schockt es euch, wenn ein Lustmörder von einem Terroristen umgebracht wird? Mich nicht, ich habe null Mitgefühl. Jetzt herrscht Gerechtigkeit", hatte die Frau getwittert.

Ob der Innenminister schon auf den Brief des Metzgerverbands geantwortet hat, ist nicht bekannt.

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