Süddeutsche Zeitung

Frankfurt:Rettung des Euro kostet 60 000 Euro

  • Nach dem Wegzug der europäischen Zentralbank steht immer noch die Euro-Statue im Zentrum Frankfurts - und rottet still vor sich hin.
  • Mittlerweile gibt es neue Pläne: Die Statue soll renoviert und umgedeutet werden.

Von Hanna Maier

Am Frankfurter Willy-Brandt-Platz gehen die Lichter aus: Mitten in der Stadt prangt dieses überdimensionale Euro-Zeichen, doch zwei der zwölf Sterne funktionieren mal wieder nicht. Der Euro, man muss es so sagen, ist kaputt. Ohnehin steht der Leuchtturm des Geldes seltsam unwirklich zwischen den Betonbauten und Glastürmen. Als hätte sich jemand einen Spaß erlaubt.

Da überrascht es kaum, dass die EZB, die längst an den Stadtrand gezogen ist, keine Veranlassung sah, das 14 Meter hohe Monstrum mitzunehmen. Nun aber naht Rettung: Der Euro wird für 60 000 Euro restauriert.

Sticker, Graffiti und ein herabhängender Stern

"Wir brauchen uns des Euros nicht zu schämen. Er muss nur mal gereinigt werden", sagt Manfred Pohl. Er ist Vorsitzender des Vereins Kulturkomitee, das das Euro-Wahrzeichen 2002 bauen ließ und seitdem auch pflegt. Den Großteil des Unterhalts teilen sich Pohls Verein, die Bundesbank und die Europäische Zentralbank. Die EZB beteiligt sich jährlich mit 12 000 Euro an den Stromkosten.

Es ist freilich nicht allein die Zeit, die an dem Ding nagt. Das blau-gelbe Etwas ist auch Ziel von Übergriffen all jener, die mit der Welt des Geldes, dem Kapitalismus als solchem und anderen Dingen hadern. Sticker, Grafittis und ein herabhängender Stern zeugen davon.

In den wilden Occupy-Zeiten 2012 campierten jene, die sich als die "99 Prozent" der Bevölkerung bezeichneten, direkt neben dem Leucht-Euro. Die unteren Sterne wurden in der Zeit ständig zerstört, deshalb hat man sie mit fester Plastikfolie verstärkt. Die Reparatur kostete jedes Mal 3000 Euro.

Doch Pohl liebt seinen Euro und wenn die Kapitalismuskritiker und die EZB ihn gleichermaßen nicht wollen, dann soll ihn eben jemand anderes bekommen. Das geht aber nur mit einem kleinen Trick: Im Herbst, wenn die Restaurierung abgeschlossen ist, wird das Zeichen kurzerhand neu gedeutet. Frankfurt soll zur "Stadt der europäischen Jugend" gemacht werden - mit dem Euro als Symbol. Jugendliche aller europäischen Länder sollen in Frankfurt zum Dialog mit "den Großen" zusammenkommen, also mit Politik und Wirtschaft. Pohl möchte ihnen eine Lobby geben und eine "Heimat in Frankfurt".

Identitätsstiftung durch Währung und Symbolik also. Fraglich nur, ob gerade dieses Symbol für die Generation funktioniert, die mit der Ungewissheit um ihre Währung aufwuchs.

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