Fortschritte bei Sanierung:Karstadt-Quelle stoppt den freien Fall

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Mitten in der Sanierung verfolgt Karstadt-Quelle schon wieder große Ziele: Die Handelsgruppe strebt die Kontrolle über die 50-Prozent-Tochter Thomas Cook an. Konzernchef Thomas Middelhoff will den größten deutschen Online-Reiseanbieter formen.

Stefan Weber

Ungeachtet der Flaute im deutschen Einzelhandel kommt die Gesundung des Konzerns planmäßig voran.

Wird beim Kunden wieder relativ gut angenommen: Karstadt-Warenhäuser. (Foto: Foto: Reuters)

In den Überlegungen des Vorstands von Karstadt-Quelle, den Konzern neu auszurichten, spielt das Reisegeschäft eine wichtige Rolle. "Wir wollen Thomas Cook unter unsere Kontrolle bringen. Dann können wir das Unternehmen dank unserer starken Stellung im elektronischen Handel über Nacht zum größten Online-Anbieter von Reisen in Deutschland machen", sagte Thomas Middelhoff.

Derzeit sind die Lufthansa und Karstadt-Quelle mit je 50 Prozent an Thomas Cook beteiligt. Middelhoff bekräftigte die Absicht, das Reiseunternehmen börsenreif zu machen. Allerdings sei der Schritt an den Kapitalmarkt von beiden Gesellschaftern "weder geplant noch gewünscht."

"Nur eine Frage der Zeit"

Der Karstadt-Quelle-Chef räumte ein, dass es derzeit zwar keine Gespräche mit der Lufthansa über eine neue Verteilung der Gewichte im Eigentümerkreis von Thomas Cook gebe. Aber: "Dies ist nur eine Frage der Zeit."

Eine Lufthansa-Sprecherin betonte am Donnerstag erneut, dass Lufthansa derzeit nicht die Absicht habe, sich von ihrer Beteiligung zu trennen. Das Reiseunternehmen wird in dem gerade zu Ende gegangenen Geschäftsjahr 2004/05 erstmals seit vier Jahren einen noch nicht bezifferten kleinen Gewinn ausweisen.

Damit gehört die Touristikgruppe zu den Aktivitäten, bei deren Sanierung sich Karstadt-Quelle im Rahmen der Planung bewegt. Das gilt auch für das Warenhausgeschäft, wo sich der Konzern nach dem Verkauf von 74 kleineren Häusern auf 90 Standorte mit Verkaufsflächen von mehr als 8000 Quadratmetern konzentriert.

Besser abgeschnitten als Kaufhof

Mit einem Umsatzrückgang von 4,4 Prozent haben diese "Kern-Warenhäuser" in den ersten neun Monaten besser abgeschnitten als der Konkurrent Kaufhof, der 7,8 Prozent einbüßte. "Der Betriebstyp Warenhaus hat eine gute Zukunft", betonte Middelhoff. Spätestens 2007 soll diese Vertriebslinie bei Karstadt-Quelle wieder mit steigenden Umsätzen aufwarten.

Die Gesundung des Universalversands zieht sich dagegen länger hin als geplant. Mit einer Neubesetzung des Managements, einer Straffung des Sortiments und einer stärkeren Abgrenzung der Marken Neckermann und Quelle sind nach Angaben von Finanzchef Harald Pinger die entscheidenden Weichen für eine bessere Zukunft gestellt.

Um die Sanierung zu finanzieren und sich weiteren finanziellen Spielraum zu verschaffen, beschreitet der Konzern mehrere Wege. Die Karstadt Hypothekenbank AG wird kurzfristig auf den konzerneigenen Pensionsfonds übertragen. Das sorgt für einen Liquiditätszufluss in dreistelliger Millionen-Höhe. Der angekündigte Verkauf des Kundenkreditgeschäfts wird Pinger zufolge in der ersten Jahreshälfte 2006 abgeschlossen sein.

Kapitalerhöhung erneut ausgeschlossen

Bis Ende Dezember dieses Jahres soll zudem die seit langem geplante hochverzinsliche Nachranganleihe mit einem Volumen von etwa 300 Millionen Euro platziert sein. Eine Kapitalerhöhung schloss der Finanzchef erneut aus. Das sei weder 2005 noch 2006 ein Thema.

Die Verschuldung des Konzerns werde - wie geplant - bis zum Jahresende auf 3,3 Milliarden Euro verringert.

Auch bei den im Juli nach unten korrigierten Umsatz- und Ergebniszielen sieht sich der Vorstand im Plan. Der Umsatz werde im mittleren einstelligen Prozentbereich niedriger ausfallen als 2004. Für das bereinigte Konzernergebnis (Ebitda) wird eine Größenordnung von 350 Millionen Euro angepeilt. Unter Berücksichtigung der verkauften Aktivitäten war der Umsatz von Januar bis September um 7,8 Prozent niedriger als im gleichen Zeitraum 2004; das Ebitda betrug 158 Millionen Euro.

Aktie mit kräftigem Kursaufschlag

"Der freie Fall des Unternehmens ist gestoppt", so Middelhoff. Die Börse honorierte die Sanierungserfolge mit einem kräftigen Kursaufschlag. Die Aktie stieg am Donnerstag zeitweise um mehr als zehn Prozent.

© SZ vom 04.11.05 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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