Forstwirtschaft - Kassel:Corona-Krise behindert Kampf gegen den Borkenkäfer

Deutschland
Abgestorbene Fichten stehen in einem Wald. Foto: Swen Pförtner/dpa/Symbolbild (Foto: dpa)

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Kassel (dpa/lhe) - Die Folgen der Corona-Krise erschweren die Arbeiten in Hessens stark angeschlagenen Wäldern. "Die Lieferketten von der Holzernte über den Transport bis zum Holzabsatz sind beeinträchtigt und stagnieren teilweise", sagte Michael Gerst, Leiter des Landesbetriebs Hessen Forst am Donnerstag in Kassel. Durch Stürme und die extreme Dürre der vergangenen Jahre sei eine "hoch brisante Waldschutzsituation" entstanden. Besserung sei nicht in Sicht: "Alles spricht dafür, dass sich der Borkenkäfer wieder massenhaft vermehrt."

"Wir rechnen auch in diesem Jahr mit vielen weiteren absterbenden Bäumen", erklärte Gerst. Um der Lage einigermaßen Herr zu bleiben, wolle man zuerst die Bäume aus dem Wald holen, die der Sturm im Februar umgeworfen habe, sowie frisch befallene Bäume. Dadurch solle den Käfern das Brutmaterial entzogen werden. Oberste Priorität habe die Rettung der intakten Waldbestände in Ost- und Südhessen, sowie der Schutz des benachbarten Waldbesitzes.

Gleichzeitig hat die Aufforstung begonnen. "Wir werden in diesem Jahr etwa 650 Hektar mit circa drei Millionen Pflanzen wiederbewalden", sagte eine Sprecherin von Hessen Forst. Die Arbeiten liefen flächendeckend in allen Forstämtern, schwerpunktmäßig aber im Norden, weil dort die Schäden insgesamt am größten seien. Allerdings behindere die Corona-Krise die Arbeiten: "Unseren Unternehmern fehlen die Arbeitskräfte, analog zur Landwirtschaft, und der Holzmarkt stagniert, auch weil der Absatz nach Fernost eingebrochen ist."

Für Privatwaldeigentümer sieht die Situation laut dem Hessischen Waldbesitzerverband schlimm aus: "Die stehen jetzt vor der Wand", sagte Geschäftsführer Christian Raupach. Es sei eine absurde Situation: Auf der einen Seite seien die kahlen Flächen durch die Waldschäden der vergangenen Jahre so groß, dass die Baumschulen nicht genug Bäume liefern könnten. Gleichzeitig würden sie ihre Pflanzen aber nicht los, weil die Waldarbeiter aus Polen, Rumänien und Tschechien fehlten.

Wirtschaftliche Probleme hatten viele Privatwaldbesitzer schon vor der Corona-Krise. Nun gehe ihnen die Liquidität aus. Man sei dankbar dafür, sagte Raupach, dass die Soforthilfen des Landes Hessen auch für die Forstwirtschaft zur Verfügung stehen sollen. Inwieweit sie helfen, muss sich erst noch zeigen: "Die Betriebe prüfen gerade, ob die Kriterien für sie passen."

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