Forschungskampagne:EU will beim Klimaschutz Vollgas geben

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Die EU forciert die Forschungsförderung zum Klimaschutz in den kommenden Jahren. Japan und die USA werden mit dem Plan herausgefordert.

Acht Milliarden Euro will die Europäische Union (EU) jedes Jahr bereitstellen, das ist etwa drei Mal so viel wie bisher. Dies sieht der sogenannte Strategic Energy Technology Plan (SET Plan) der Europäischen Kommision vor, der am Mittwoch vorgestellt werden soll und vorab der Nachrichtenagentur Reuters und der International Herald Tribune zugespielt wurde.

Insgesamt sollen die EU-Fördertöpfe über die nächsten zehn Jahre um 50 Milliarden Euro anwachsen. Mit 16 Milliarden Euro ist der größte Teil davon für die Weiterentwicklung der Solarenergie vorgesehen.

Rund 13 Milliarden Euro will die EU für die Vermeidung von CO2-Emissionen aufwenden. Hier sollen unter anderem Methoden erforscht werden, das Kohlendioxid von Kohlekraftwerken besser aufzufangen und unter der Erde zu lagern.

Entwicklung von "Smart Cities"

Weitere elf Milliarden Euro sollen in die Entwicklung von Smart Cities fließen. Dabei geht es um die Energieeffizienz von Städten, beispielsweise durch Energiesparhäuser oder neue Nahverkehrskonzepte. Auch in den Bereichen Windenergie, Bioenergie und Nuklearenergie will die EU deutlich mehr Forschungsgelder ausgeben.

Grund für die Großkampagne ist dem Plan zufolge der Zeitdruck: "Energiemärkte und Unternehmen werden vorausslichtlich nicht die technologischen Durchbrüche in dem knappen Zeitraum erzielen, den die EU zur Verfügung hat, um ihre Energie- und Klimaziele zu erreichen", zitiert die Tribune aus dem Entwurf. Das erklärte Ziel der EU ist es, die Emission von Treibhausgasen bis 2050 um 80 Prozent zu verringern.

In dem Plan ist auch von starken Effekten auf dem europäischen Arbeitsmarkt die Rede. So sollen allein durch den Ausbau der Windenergie in den nächsten zehn Jahren 250.000 neue Arbeitsplätze entstehen, jeweils 200.000 in den Bereichen Solar- und Bioenergie.

China auf gutem Weg

Mit der stärkeren Forschungsförderung würde die EU den Forderungen der Internationale Energieagentur (IEA) entsprechen. Deren Chefökonom, Fatih Birol, hatte die Industriestaaten in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung zu stärkeren Klimaschutz-Anstrengungen im aufgefordert. "Die Industriestaaten müssen große Einschnitte im einheimischen Energieverbrauch und den damit verbundenen Emissionen machen", sagte er wörtlich.

Die USA und Europa müssten ihre Emissionen an Kohlendioxid bis 2020 deutlich stärker reduzieren. China hingegen sei mit seinen Programmen, Strom aus erneuerbaren Quellen sowie aus Kernkraft zu gewinnen und Effinzienzstandards zu verschärfen, bereits auf gutem Weg. Das Land könnte 2020 zum Spitzenreiter im internationalen Klimaschutz werden.

Die Wirtschaftskrise biete den Industrieländern eine "einmalige Gelegenheit", ihren Energiesektor zu reformieren, sagte Birol. Der Verbrauch an fossilen Brennstoffen und damit der Ausstoß von CO2 werde im Jahr 2009 um drei Prozent sinken, viele Investitionen seien wegen der Rezession verschoben worden.

Die Anfang der siebziger Jahre gegründete IEA berät ihre 28 Mitgliedsländer, darunter auch Deutschland, in Fragen der Energieversorgung, Wirtschaftsentwicklung und des Umweltschutzes.

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