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Formel-1-Skandal:Ferrari-Chef legt Ecclestone Rücktritt nahe

Formel-1-Boss Bernie Ecclestone droht eine Ankage wegen Bestechung. Aus Sicht des Ferrari-Präsidenten Montezemolo könnte er deshalb eine zu große Belastung für die Rennserie werden.

Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo hat sich erstmals zu den möglichen Konsequenzen einer Schmiergeld-Anklage gegen Formel-1-Vermarkter Bernie Ecclestone geäußert. "Ich hoffe für ihn und die Formel 1, dass nichts passiert", sagte Montezemolo am Mittwoch in einer Runde mit Formel-1-Journalisten am Firmensitz in Maranello.

Gegen den 82 Jahre alten Ecclestone ermittelt die Münchner Staatsanwaltschaft wegen des Verdachtes der Bestechung. Gerhard Gribkowsky, der ehemalige Risikovorstand der Bayerischen Landesbank, hatte in einem Prozess vor dem Landgericht München I gestanden, bei dem Verkauf von Formel-1-Anteilen, die die Bank hielt, für sein Entgegenkommen von Ecclestone 44 Millionen Dollar erhalten zu haben. Gribkowsky war wegen Bestechlichkeit und weiterer Delikte im Juni dieses Jahres zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt worden.

Ferrari spielt in der Formel 1 eine Schlüsselrolle. Das italienische Team ist als einziges von Beginn der Rennserie an dabeigewesen. Montezemolos Wort hat deshalb ein besonderes Gewicht. Sollte es zu einer Anklage kommen, so der 65-Jährige weiter, "wird Bernie, weil er die Formel 1 liebt, der Erste sein, der einen Schritt zurücktritt, im Interesse der Formel 1". Denn: Der ganze Vorgang könne "die Formel 1 beschädigen", so Montezemolo.

Der Italiener offenbart damit als Erster aus dem innersten Machtzirkel, was hinter den Kulissen bereits länger als verabredet gilt: Im Falle einer Anklage wäre Ecclestone untragbar und müsste seine Tätigkeit als Geschäftsführer der Formel-1-Vermarktungsfirmen, an denen das Finanzunternehmen CVC Capital Partners die Mehrheit hält, zumindest vorrübergehend ruhen lassen. Auch in Aktionärskreisen wird dieses Szenario gehandelt.

Die Münchner Staatsanwaltschaft ermittelt seit fast zwei Jahren gegen Ecclestone. Mit einer Anklage ist noch in diesem Winter zu rechnen.

Einen Hintergrundbericht zu dem Fall lesen Sie am Freitag in der Süddeutschen Zeitung.

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