Forderung nach Banken-Kontrolle:Wer Großbanken zerschlägt, schadet der Wirtschaft

Den Umbau von Großbanken zu fordern, liegt in der deutschen Politik schwer im Trend. Hier finden Konservative und Links-Orientierte zueinander. Doch gute Bankgeschäfte sind weltweit angelegt. "Size matters", nur die Größe zählt. Deutschlands Volkswirtschaft kann keine Deutsche Bank von 1989 gebrauchen. Es gibt andere Mittel gegen die Zockerei.

Hans-Jürgen Jakobs

Wer in diesen Tagen so richtig auf die Trommel hauen will, der fordert den Umbau von Großbanken. Das Thema läuft immer. Man macht es dann so wie SPD-Chef Sigmar Gabriel, der "den normalen Bankbetrieb bilanziell oder rechtlich vom Investmentbanking" trennen will. Nach diesem Muster war das US-Finanzwesen zwischen den 1930er Jahren und 1999 geordnet. Es hatte gleichwohl spektakuläre Pleiten (Spar- und Darlehenskassen) nicht verhindert, doch Bill Clinton wollte, dass die Mauer zwischen den Bank-Einheiten fiel. Die britische Vickers-Kommission rät nun zum alten "Trennbankensystem" genauso wie der Munich-Re-Chef Nikolaus von Bomhard.

Bankentürme im Abendlicht

Es ist kaum von Vorteil für die hiesige Volkswirtschaft, wenn deutsche Mittelständler oder Konzerne bei internationalen Geldhäusern Kredite aufnehmen müssen.

(Foto: Frank May/dpa)

Die Sache ist also schwer im Trend, hier finden Konservative mit Links-Orientierten zueinander. Es ist ja auch auf Dauer nicht zu verkraften, weder moralisch noch ideologisch, dass immerfort Banken mit viel Steuergeld herausgehauen werden; es müssen Änderungen her. Und doch wird hier die falsche Debatte geführt.

Es muss vielmehr um eine bessere Regulierung und Bankenaufsicht gehen, um klare Vorgaben und Verbote; auch endlich um Erfassung und Kontrolle von gefährlichen "Schattenbanken", also von Hedgefonds. Dagegen fällt die Idee eines staatlich oktroyierten Eingriffs in Eigentumsrechte deutlich ab, auch wenn sie Gemüter beruhigen sollte.

Auch der Staat sitzt an den Roulettetischen der Finanzmärkte

Zur Erinnerung: Von den USA aus ist die Finanzkrise durch eine Investmentbank (Lehman Brothers) ausgelöst worden, nicht durch eine Universalbank. In Deutschland hat ein Spezialinstitut, die HRE, breite Schneisen der Verwüstung geschlagen. Und Landesbanken, von Staat und Sparkassen kontrolliert, setzten an den Roulettetischen der Finanzmärkte ihre Jetons beharrlich falsch.

In Deutschland würde Gabriels Spalter-Nummer nur die Deutsche Bank treffen. Es ist eine "Lex Deutsche Bank". Das Geldinstitut hat seit Ende der 1980er Jahre eine Investmentbank nach der anderen gekauft, um mitzuhalten im globalen Geschäft. Selbst der Bund, Eigentümer der Telekom, hatte beim Börsengang Mitte der 1990er Jahre wohl zunächst die "Deutsche" überhaupt nicht als Konsortialbank vorgesehen; sie erschien nicht international genug.

Gute Bankgeschäfte sind nun mal weltweit angelegt, und ja, "size matters", Größe zählt hier. Das drückt sich aus in guten Kontakten zu Pensionskassen oder anderen Fonds. Oder in der Präsenz an Börsenplätzen. Das macht sich bezahlt im Kampf mit aufgepumpten Instituten aus China und den USA.

Es kommt auf die Banker an, nicht auf die Banken

Warum also soll die Deutsche Bank auf den Stand von 1989 zurückfallen? Es ist kaum von Vorteil für die hiesige Volkswirtschaft, wenn deutsche Mittelständler oder Konzerne beim Gang auf internationale Kapitalmärkte nicht von einem Geldhaus aus Frankfurt begleitet werden können. Absurd wird es, wenn die Deutsche Bank bei einer Verwirklichung des Trennbankensystems ihre Kreditkunden weiterleiten müsste. Auch eine eher kosmetische Aufspaltung in zwei börsennotierte Deutsche-Bank-Firmen, nach dem jüngsten Vorbild einiger US-Konzerne, kann kein Allheilmittel gegen Zockerei sein.

Das Kasino namens "Börse" schließt nur, wer bestimmte Formen des spekulativen Erwerbsstrebens untersagt, etwa den Eigenhandel von Banken. Das Ausfallrisiko beschränkt nur, wer auf nachhaltig hohe Eigenkapitalquoten achtet. Allein das zwingt die ein oder andere Bank, sich von Geschäften zu trennen und die Bilanzsumme zu verkürzen.

Die Zeiten sind lange vorbei, als ein Josef Ackermann es nicht unter 25 Prozent Eigenkapitalrendite machen wollte; branchenweit lag der Schnitt 2011 bei neun Prozent. Auch die Deutsche Bank meldet aktuell einen Gewinneinbruch. Und womöglich muss sie viel Geld für juristische Vergleichssummen und Strafen zahlen, die auf Wildwest-Geschäfte vor der Krise beruhen.

Die Finanzkrise ist auf solche Exzesse der Bankenwirtschaft zurückzuführen, aber auch auf übertriebene Deregulierung und gefährliches Laissez-faire, das den Staat zum dummen Nachtwächter machte. Sich nachträglich mit rhetorischen Salven über Banken herzumachen und eigenes Versagen auszusparen, macht den Staat jedoch noch nicht zum intelligenten Herrn des Verfahrens.

Letztlich kommt es darauf an, dass die Führungskader etwa der Deutschen Bank ihr Verhalten ändern. Dass sie sich harten Normen einer wirklich koordinierten europäischen Aufsicht unterwerfen. Dass der Vorstandschef Anshu Jain rückhaltlos über alte Praktiken aufklärt und, wo erforderlich, Verantwortung übernimmt. Kurzum: Der Rahmen muss neu gezogen, aber nicht das Spielfeld entzogen werden.

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