Süddeutsche Zeitung

Ford:Konzern streicht 5000 Stellen

Ein Fünftel der Belegschaft in Deutschland ist von den Plänen betroffen. Ford habe in den vergangenen zehn Jahren "kein nachhaltiges positives Betriebsergebnis erzielen können", so das Management.

Von Max hägler

Der in der Krise steckende US-Autobauer Ford will 5000 Arbeitsplätze in Deutschland abbauen. Ziel sei, über mehrere Maßnahmen Ergebnisverbesserungen von 500 Millionen Dollar zu erreichen, teilte das Unternehmen am Freitag mit. Damit wolle man in Europa schnell in die schwarzen Zahlen zurückkehren.

Der Kölner Stadt-Anzeiger berichtete darüber hinaus, der Jobabbau solle über Abfindungen für Beschäftigte bis 49 Jahren und Frühverrentungen von Mitarbeitern über 50 Jahren erreicht werden. Das Unternehmen habe in den vergangenen zehn Jahren "kein nachhaltig positives Betriebsergebnis erzielen können", zitierte die Zeitung aus dem Schreiben der Geschäftsleitung an die Mitarbeiter, in dem der radikale Schnitt begründet werde. Die Maßnahmen seien nötig, um Ford in Deutschland langfristig eine Perspektive zu geben.

Unklar ist indes noch, welche Standorte von dem Abbau betroffen sind. Ford hat in Deutschland rund 24 000 Mitarbeiter, davon knapp 18 000 in Köln, wo auch die Europazentrale angesiedelt ist, 200 in Aachen und 6000 in Saarlouis. Hinzu kommen noch die Leiharbeiter. Der Personalabbau soll sich über alle Bereiche von der Fertigung bis zum Management erstrecken. Auch in Großbritannien ist Ford stark vertreten. Von den rund 50 000 Arbeitsplätzen auf dem Kontinent werde "eine beträchtliche Anzahl" wegfallen, hatte Europa-Chef Steven Armstrong im Januar angekündigt und auch Werksschließungen nicht ausgeschlossen.

2018 hatte Ford in Europa 400 Millionen Dollar Verlust eingefahren, ein Jahr zuvor war es noch ein Betriebsgewinn von 367 Millionen Dollar gewesen. Die Firma begründete die roten Zahlen vor einigen Wochen unter anderem mit höheren Kosten und ungünstigen Wechselkurs-Entwicklungen. Zudem sank die Zahl der Ford-Fahrzeuge, die in Europa in den Handel kamen, um rund drei Prozent auf 1,5 Millionen. Arbeitnehmervertreter sehen die Schuld für die Situation beim Management. So warf Fords Europa-Betriebsratschef Martin Hennig der Chefetage strukturelle Fehler vor. Es sei etwa unfair, dass Ford Europa an Zulieferer mehr zahlen müsse als Ford in den USA.

Auch im Mittleren Osten und Afrika gab es im vergangenen Jahr Verluste. Ebenso in Südamerika, wo Ford den Bau von schweren Lastwagen einstellen will. In China ist die Lage ähnlich, so gab es beim Gemeinschaftsunternehmen Changan Ford offenbar etliche Kündigungen.

Die einzige Region, wo Ford zuletzt Geld verdiente, ist Nordamerika. Der zweitgrößte und einer der ältesten Autohersteller der USA hat auch vor dem Hintergrund dieser Krise erst im Januar eine umfangreiche Zusammenarbeit mit dem Volkswagen-Konzern erklärt. So will man unter anderem bei Kleintransportern und bei Fahrassistenzsystemen zusammenwirken. Im Rahmen der Zusammenarbeit wird Ford für beide Unternehmen mittelgroße Pick-ups entwickeln und bauen, die von 2022 an auf den globalen Markt kommen sollen. "Das kann man nicht alleine stemmen", sagte Ford-Chef Jim Hackett damals.

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Quelle:
SZ vom 16.03.2019
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