Süddeutsche Zeitung

Fonds für Unternehmensanleihen:Die besten Zeiten sind vorbei

Unternehmensanleihen zählten in den vergangenen Jahren zu den begehrtesten Anlageklassen. Davon profitierten Fonds, die in die Papiere investieren. Zumindest bei einzelnen Firmen wie General Motors nehmen die Ausfallrisiken jedoch wieder zu, steigende Leitzinsen in den USA belasten den Markt zusätzlich.

Von Martin Hesse

Erst General Motors, jetzt auch noch Ford: Gewinnwarnungen der amerikanischen Autohersteller haben den Markt für Unternehmensanleihen (Corporate Bonds) erschüttert.

Beide US-Konzerne zählen weltweit zu den größten Emittenten von Firmen-Bonds. Drei Jahre lang waren die Kurse dieser Papiere ständig gestiegen. Nachdem 2000 die Aktienkurse eingebrochen waren, suchten Investoren einerseits mehr Sicherheit, andererseits höhere Zinsen, als Staatsanleihen in den vergangenen Jahren abwarfen.

Fonds für Unternehmensanleihen, die schwerpunktmäßig in Bonds mit einer guten Bonitätsnote (Investmentgrade) investieren, erwirtschafteten binnen drei Jahren bis zu 25 Prozent Rendite.

Noch höher waren die Erträge von Fonds, die vorwiegend in spekulative Firmenanleihen (Speculativegrade) anlegen: Sie schafften bis zu 42 Prozent Rendite.

Selbstläufer

Allerdings gelang es selbst den Besten nicht, den Merrill Lynch Euro High Yield Index zu schlagen, der den Markt für derartige Anleihen abbildet. Insgesamt aber war das Geschäft mit Unternehmensanleihen ein Selbstläufer, für Emittenten wie für Investoren: "Nahezu alles was an den Markt kam, wurde fast blind gekauft", sagt Uwe Burkert, Leiter Credit Research bei der Landesbank Baden-Württemberg.

Die hohe Nachfrage trieb die Kurse, die Renditen fielen entsprechend. Die Risikoaufschläge von High-Yield-Anleihen gegenüber Bundesanleihen fielen Anfang März auf ein Tief von 235 Basispunkten, bei Bonds mit Investmentgrade betrug der Zinsaufschlag nur noch 45 Basispunkte.

Herber Rückschlag

Und dann kam General Motors. "Das war ein herber Rückschlag für Unternehmensanleihen", stellt Frank Hagenstein fest, Leiter des Corporate Bond Teams bei Union Investment.

Der Autohersteller senkte Mitte März seine Gewinnprognosen, die Ratingagentur Standard & Poor's prüft seither, die GM-Anleihen künftig als spekulativ einzustufen. Die Folge: Viele Fonds dürften die Anleihen nicht mehr halten, wenn sie denn tatsächlich als Schrottanleihen (Junk-Bonds) eingestuft würden. Die Fondsmanager trennten sich daher schon vor einer möglichen Herabstufung von den Papieren.

"Den Anlegern ist durch GM wieder bewusst geworden, dass auch Anleihen eines solchen Großkonzerns zu Junk-Bonds mit einem hohen Ausfallrisiko werden können", erklärt Anleihenexperte Burkert.

Die Risikoaufschläge für Unternehmensanleihen sich seither deutlich ausgeweitet. Am vergangenen Wochenende senkte dann auch Ford seine Prognosen und belastete den Markt erneut. "Es ist kein günstiger Zeitpunkt, um in Unternehmensanleihenfonds zu investieren", folgert Carsten Hermann, Direktor des Portfolio-Managements beim Fondsanalysehaus und Vermögensverwalter Feri Trust.

Dies gelte vor allem für High-Yield-Fonds, die besonders anfällig für Kursschwankungen seien.

Höhere Zinsen

Fondsmanager Hagenstein hält dagegen Firmenanleihenfonds gerade nach der jüngsten Kurskorrektur für attraktiv. "Man muss bedenken, dass die im Vergleich zu Staatsanleihen höheren Zinsen von Firmenanleihen leichte Kursrückschläge mehr als ausgleichen", argumentiert Hagenstein.

Auch er rät allerdings, stärker in Investmentgrade-Fonds zu investieren als in High-Yield-Fonds. "Einzelne Unternehmen in bestimmten Branchen haben Probleme", sagt Hagenstein. "Bei Anleihen anderer Firmen, die jetzt mit GM und Ford nach unten gezogen wurden, ergeben sich jedoch Einstiegschancen." Viele Unternehmen seien reich an Cash, etwa Versorger und Telekomfirmen. Entsprechend stabil seien auch der Verschuldungsgrad und das Rating.

Ausfallraten auf historisch niedrigem Niveau

Tatsächlich berichtete die Ratingagentur Moody's am Montag, die Kreditqualität habe sich im ersten Quartal noch einmal verbessert, die Ausfallraten liegen auf historisch niedrigem Niveau.

Doch erwartet etwa Barrie Whitman, dass dieser Trend zu Ende geht. "Die Ratingsituation dürfte sich irgendwann verschlechtern, aber noch nicht in diesem Jahr", glaubt der Fondsmanager des Threadneedle European High Yield Bond Fund.

Whitman gibt aber zu bedenken, dass sich der Ausblick für Firmenanleihen vor allem in den USA eingetrübt hat, weniger in Europa. "Dort steigen die Leitzinsen, während sie in Europa stabil sind", argumentiert er.

Verringert die US-Notenbank durch Zinserhöhungen die Liquidität, ziehen Anleger in der Regel Geld aus Hochzinsanleihen von Unternehmen und Schwellenländern ab.

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SZ vom 13.04.05
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