Geldanlage:Ein Aufklärer macht was Neues

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"Ich habe mir eine blutige Nase am Neuen Markt geholt und Demut gelernt", sagt Ali Masarwah. (Foto: oh)

Ali Masarwah gehört zu Deutschlands bekanntesten Fonds- und ETF-Experten. Jetzt will er Anlegern helfen, Gebühren zu sparen.

Von Thomas Öchsner

Deutschlands vermutlich meistzitierter Fonds- und ETF-Experte gibt sich auf Twitter gerne mal locker. Ali Masarwah, 52, schreibt darüber, wie man Auberginen mit Kreuzkümmel würzt. Er zeigt sein Mitgefühl für die Fans des Bundesliga-Absteigers Werder Bremen. Oder postet ein Bild von seiner "Lieblings-Location" in Frankfurt. Vor allem versorgt er seine mehr als 3500 Follower aber mit kleinen und großen Geschichten darüber, wie man sein Geld mit geringen Kosten so anlegt, dass man langfristig davon etwas hat, ohne dabei irgendwelchen Crash-Propheten und Verkäufern mieser Anlageprodukte auf den Leim zu gehen. Nun hat Masarwah, nach knapp zehn Jahren als Direktor und Fondsanalyst bei der US-Ratingagentur Morningstar, die Seiten gewechselt. Das Gute daran: Er bleibt sich treu - und Anlegern damit als Aufklärer erhalten.

Masarwahs Credo ist stark vereinfacht so erklärt: Lege langfristig an den Aktienmärkten an! Verteile das Risiko über Fonds und ETFs, die bestimmte Aktienindizes nachbilden! Halte durch, auch wenn die Kurse vorübergehend heruntergehen! Schau auf die Kosten, sie können dir deine Rendite verhageln! Fange an und warte nicht auf den vermeintlich günstigsten Zeitpunkt! Jahrelang hat der gelernte Journalist und Sozialwissenschaftler, der einst Assistent an der Uni Köln war, das gepredigt. Nun wollte er selbst etwas tun, nur nicht bei einer Bank oder im Vertrieb. "Da musst du die Produkte deines Arbeitgebers verkaufen, egal ob sie gut sind oder nicht", sagt er. Masarwah ist nun Partner und Mitinvestor bei der Fondsplattform Envestor, ein Start-up mit derzeit noch ein paar Hundert Kunden, "weil ich jetzt etwas bewirken kann, was die Situation der Anleger wirklich verbessert".

Es geht dabei um eines seiner Lieblingsthemen, die laufenden Gebühren, die Anleger von aktiv gemanagten Investmentfonds bezahlen. Diese Gebühren, darunter vor allem die sogenannten Bestandsprovisionen, zahlen Fondsgesellschaften an Banken und Fondsvermittler eigentlich dafür, dass diese ihre Kunden beraten. "Viele Onlinebanken und Fondsvermittler im Internet kassieren diese Vertriebsgebühren jedoch ohne zu beraten", kritisiert Masarwah.

Envestor hat daraus ein Geschäftsmodell kreiert. Über den Fondsvermittler können Anleger nicht nur - wie bei anderen Plattformen oder Online-Brokern auch - günstig Fonds und ETFs aller Art kaufen und verkaufen. Envestor erstattet Kunden, die bei dem Start-up ein Depot einrichten und sich um ihre Fondsanlage selbst kümmern, einen Großteil dieser Gebühren zurück. Das gilt zwar nur für gemanagte Fonds, nicht für die ETFs, bei denen diese Gebühren gar nicht anfallen. "Der Großteil der Anleger jedoch hat gemanagte Fonds. Da können schnell ein paar Hundert Euro im Jahr zusammenkommen, die durch die Rückerstattung zusätzlich für die eigene Anlage zur Verfügung stehen", sagt Masarwah.

Der Fondsanalyst nennt sich selbst einen "pfennigfuchsenden Langfristanleger". Der Vater von drei Kindern steckt das Geld für seine Familie selbst in Fonds und ETFs. In einzelne Aktien zu investieren, kommt für ihn normalerweise nicht infrage. "Ich habe mir eine blutige Nase am Neuen Markt geholt und Demut gelernt. Ich bilde mir auch nicht ein, schlauer zu sein als die anderen", sagt er.

Demut braucht Masarwah auch bei seiner neuen Aufgabe. Bei Morningstar hat er gut verdient. Envestor macht hingegen noch nicht einmal Gewinne. "Das ist schon sehr, sehr viel Arbeit gerade", sagt er, "aber es fühlt sich gut an, sein eigener Herr zu sein und etwas bewegen zu können."

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