Flutkatastrophe:Versicherungsschäden steigen weiter

Nach dem Unwetter in Rheinland-Pfalz

Mitte Juli hatte Sturmtief "Bernd" für schlimme Verwüstungen wie hier in Ahrweiler gesorgt.

(Foto: Thomas Frey/dpa)

Mehr als sieben Milliarden Euro müssen die Versicherer für Schäden im Gefolge von Sturmtief "Bernd" zahlen - und es könnte noch teurer werden.

Von Patrick Hagen und Jonas Tauber

Die Flutkatastrophe im Juli wird für die Versicherer teurer als gedacht. Der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) schätzt die versicherten Schäden jetzt auf rund sieben Milliarden Euro. Bisher ging der Verband von bis zu 5,5 Milliarden Euro aus. 2021 wird damit eines der teuersten Schadenjahre in der Geschichte der deutschen Versicherer.

Mitte Juli hatte Sturmtief "Bernd" mit Starkregen und Hochwasser vor allem in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz, aber auch in Bayern und in Sachsen für schlimme Verwüstungen gesorgt. Der GDV rechnet mit 200 000 Schadenfällen bei Wohngebäuden, Hausrat und Betrieben, die zusammen 6,5 Milliarden Euro kosten werden. Der kleinere Teil betrifft beschädigte und zerstörte Autos. Hier müssen die Versicherer wohl rund 450 Millionen Euro für 50 000 Schäden zahlen.

Allerdings liegt der wirtschaftliche Gesamtschaden deutlich über diesen Summen. Für einen großen Teil der zerstörten Häuser und Gebäude kommen die Versicherer nicht auf, weil ihre Besitzer keine Elementarschadendeckung abgeschlossen haben, die auch Zerstörungen durch Starkregen und Hochwasser abdeckt. Das Beratungsunternehmen Meyerthole Siems Kohlruss schätzte die Gesamtschäden Anfang August auf 15 bis 20 Milliarden Euro. Das hat erneut zu einer Diskussion um eine Pflichtversicherung für Elementarschäden geführt.

Anders als in der Vergangenheit sind die Versicherer nicht mehr fundamental dagegen, sondern zeigen sich kompromissbereit. "Es gilt auch jene zu erreichen, die trotz der jüngsten Flutkatastrophe nicht glauben wollen, dass auch sie von Naturgefahren betroffen sein können", sagte GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. Das ist ein deutlich anderer Tonfall als früher.

Die Grünen haben sich bei der Bundestagsdebatte zum geplanten Aufbaufonds für die Flutgebiete am Mittwoch mit eigenen Vorstellungen zu einer verpflichtenden Versicherung positioniert: Der Bundestag solle die Regierung auffordern, den Versicherungsschutz vor Elementarschäden zum "Standard" zu machen. Aktuell haben weniger als 50 Prozent der Hausbesitzer eine solche Absicherung. "Ohne Versicherung droht Menschen oft der finanzielle Ruin, immer wieder neue staatliche Ad-hoc-Hilfen sind keine verlässliche, dauerhafte und gerechte Lösung", heißt es bei den Grünen.

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