Flugzeugindustrie:Neue Probleme bei "737 Max"

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Die Maschinen des amerikanischen Flugzeugherstellers stehen schon länger am Boden, gerade gab es trotzdem einen größeren Auftrag für das Modell "737 Max". Doch jetzt ergeben sich neue Schwierigkeiten .

Von Jens Flottau, Frankfurt

Als vor einer guten Woche die British-Airways-Muttergesellschaft International Airlines Group (IAG) bekannt gab, 200 Boeing 737 Max kaufen zu wollen, war das die erste wirklich gute Nachricht seit Monaten für das Jet-Programm des US-Herstellers. Nun folgt wieder eine schlechte: Die Aufsichtsbehörde Federal Aviation Administration (FAA) fordert neue Software-Nachbesserungen, bevor sie der Maschine eine neue Flugerlaubnis erteilt.

Die weltweite 737-Max-Flotte darf seit Mitte März keine kommerziellen Flüge durchführen. Drei Tage zuvor war eine Ethiopian-Airlines-Maschine des Typs abgestürzt, die zusätzlich eingeführte Steuersoftware Maneuvering Characteristics Augmentation System (MCAS) hatte dabei mutmaßlich eine entscheidende Rolle gespielt. Kein halbes Jahr zuvor war ein Jet der Lion Air in Indonesien offenbar ebenfalls wegen eines MCAS-Fehlers ins Meer gestürzt, insgesamt waren 346 Menschen ums Leben gekommen.

Boeing arbeitet seit Monaten an einer neuen Version der Software, die weniger massiv in die Steuerung eingreift, auf mehr Sensoren zurückgreift von den Piloten leichter außer Kraft gesetzt werden kann, wenn MCAS irrtümlich anspringt. Bei Tests hat sich nun offenbar herausgestellt, dass die Elektronik zu lange braucht, um die MCAS entgegengesetzten Steuerimpulse zu erkennen. Die FAA bestätigte, sie habe kürzlich "ein Risiko" gefunden, das Boeing beheben müsse. Boeing hat dem Änderungswunsch zugestimmt und arbeitet nach eigenen Angaben an einer Lösung.

Die große Frage ist weiterhin, wie lange die Max-Flotte am Boden bleiben muss. Der für längere Zeit erhoffte Termin Mitte August scheint nun unrealistisch zu sein, viele Airlines versuchen, bis in den Herbst hinein Ersatzflugzeuge zu leihen. Internationale Aufsichtsbehörden wie die European Aviation Safety Agency (EASA) haben angekündigt, ihre eigenen, von der FAA unabhängigen Analysen der neuen MCAS-Version durchzuführen. Es gilt daher als sehr unwahrscheinlich, dass das Flugverbot überall gleichzeitig aufgehoben wird. Die International Air Transport Association (IATA), der Lobbyverband der Fluggesellschaften, betonte am Donnerstag, eine gemeinsame Linie sei wichtig, um das Vertrauen der Öffentlichkeit in das Flugzeug wiederherzustellen.

Boeing hatte bis März rund 370 Maschinen ausgeliefert. Die Produktion läuft seither mit einer Rate von 42 Jets pro Monat weiter, rund 200 weitere Max sind also seitdem gebaut worden. Diese hat Boeing an mehrere Flughäfen in den Bundesstaaten Washington und Texas geflogen - am Werksflughafen in Renton bei Seattle ist längst kein Platz mehr.

© SZ vom 28.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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