Flugzeugindustrie:Dem A380 droht das Aus

Airbus A380

"Wenn wir keinen weiteren Auftrag mit Emirates ausarbeiten können, dann haben wir keine andere Wahl, als das Programm einzustellen", sagt der scheidende Airbus-Verkaufschef Leahy.

(Foto: dpa)

Alles hängt an Emirates: Sollte die Fluggesellschaft keine weiteren A380 ordern, muss die Produktion des Großraumjets wohl eingestellt werden.

Von Jens Flottau, Frankfurt

Airbus muss nach den Worten von Verkaufschef John Leahy die Produktion des Großraumflugzeuges A380 womöglich bald aufgeben. "Wenn wir keinen weiteren Auftrag mit Emirates ausarbeiten können, dann haben wir keine andere Wahl, als das Programm einzustellen", so Leahy. Derzeit gebe es keinen weiteren möglichen Kunden, der den Fortbestand des Programmes über mehrere Jahre sicherstellen könne.

Airbus hatte gehofft, bei der Dubai Airshow im November einen weiteren Großauftrag für das Flugzeug von Emirates zu bekommen. Doch die Bestellung kam in letzter Sekunde nicht zustande, obwohl Emirates mit 142 Aufträgen der mit Abstand größte Kunde für den Riesenjet ist.

Krise des A380 überschattet ein gutes Airbus-Jahr

Fabrice Brégier, die scheidende Nummer zwei im Management der Zivilflugzeugsparte, kündigte an, die Produktion werde von zwölf Maschinen im Jahr 2018 auf acht im kommenden Jahr zurückgefahren.

Airbus sei in der Lage, über einen längeren Zeitraum nur sechs A380 pro Jahr zu bauen, bevor die Nachfrage nach dem Modell anziehe. Aber selbst dies setzt einen weiteren Emirates-Auftrag voraus, denn derzeit hat Airbus vor allem für die Jahre 2020 und 2021 zu wenige Bestellungen.

Die Krise des A380 überschattet ein erfolgreiches Jahr 2017, in dem Airbus mit 1109 Aufträgen mehr Bestellungen als erwartet und als Konkurrent Boeing (1031) einsammeln konnte. Airbus profitierte in erster Linie von der starken Nachfrage nach Kurz- und Mittelstreckenflugzeugen der A320-Baureihe.

Allerdings schwächelte die Nachfrage nicht nur beim A380, sondern auch bei den anderen Langstreckenmustern A330 und A350, während Boeing in dem Segment einen Marktanteil von etwa 75 Prozent erreichte. Leahy sagte, in sieben der vergangenen zehn Jahre habe Airbus mehr Großraumjets verkauft, ein Jahr mache noch keinen Trend aus.

Der Verkaufschef, der Ende Januar nach fast 24 Jahren in der Position in Ruhestand geht, sagte, dass Airbus 2019 Boeing bei den Auslieferungen überholen könne. Derzeit liegt der US-Rivale mit 763 Flugzeugen vorne, Airbus kam auch wegen technischer Schwierigkeiten bei den A320neo-Triebwerken nur auf 718. Allerdings sind diese weitgehend gelöst. Brégier kündigte an, 2018 fast 800 Maschinen an die Kunden übergeben zu wollen. Bei den Langstreckenflugzeugen werde der A350 das Wachstum bestimmen.

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