Flugzeughersteller Airbus:Fremde Flügel, knifflige Kabel

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Bei Airbus soll es schon wieder Lieferschwierigkeiten mit dem Großraumjet A380 geben. Der Flugzeughersteller verkauft außerdem seine Tragflächenfertigung in Großbritannien.

Der europäische Flugzeugbauer Airbus hat einem Zeitungsbericht zufolge weiterhin Schwierigkeiten bei seinem Großraumjet A380.

Fremde Flügel: Airbus hat sein Tragflächenwerk in Großbritannien verkauft. (Foto: Foto: AP)

In diesem Jahr sollen demnach nur acht bis zehn Maschinen ausgeliefert werden, anstatt der geplanten zwölf, berichtete das Journal du Dimanche. Airbus wollte dies zunächst nicht kommentieren.

Airbus fährt derzeit die Serienproduktion des doppelstöckigen Flugzeugs hoch. Bis zur 25. Maschine werden die Kabel mühsam von Hand eingebaut. Ab Nummer 26 soll dies automatisch ablaufen.

Airbus-Chef Tom Enders hat stets betont, dass die Fertigungsprobleme erst ausgestanden sind, wenn die Serienproduktion stabil läuft. Bislang wurde das A380-Programm vier Mal verschoben. Zuletzt kündigte Airbus im Mai an, dieses Jahr nur zwölf anstatt 13 und nächstes Jahr 21 statt 25 A380 auszuliefern.

Airbus verkauft außerdem seine Tragflächenfertigung im englischen Filton an GKN und beteiligt den britischen Zulieferer an der Entwicklung des Langstreckenflugzeugs A350. Damit treibt der Flugzeugbauer sein Sparprogramm "Power8" voran, das die Auslagerung von Teilen der Fertigung und von Investitionen in neue Modelle vorsieht. In Deutschland und Frankreich ist Airbus mit den Werksverkäufen bisher gescheitert.

171 Millionen Euro in zwei Stufen

GKN übernehme die Fertigungseinheit mit 1500 Mitarbeitern, teilte Airbus am Montag in Toulouse mit. Bei Airbus verbleiben die Entwicklung von Tragflächen, Kraftstoffsysteme, Fahrwerksintegration und andere Bereiche in Filton mit 5000 Mitarbeitern. Der britische Flugzeugzulieferer zahlt nach eigenen Angaben in zwei Stufen 136 Millionen Pfund (171 Millionen Euro) für die Übernahme. Binnen der nächsten fünf Jahren wollen die Briten 125 Millionen Pfund in die Verbundstofftechnik investieren, um Filton auf die Produktion der A350 vorzubereiten.

In Deutschland hatte der Airbus-Mutterkonzern EADS zuvor die Werke Varel, Nordenham und Augsburg in die neue Konzerntochter Premium Aerotech ausgegliedert. Weil sich kein potenter Käufer fand, muss EADS in Nordenham und Augsburg selbst 360 Millionen Euro in die Verbundstofftechnik für die A350 investieren.

In Frankreich werden die Airbus-Werke Méaulte und Saint-Nazaire Ville zur neuen Aerolia zusammengelegt und der Konzern investiert 300 Millionen in die Verbundstofftechnik. Dafür soll ein Teil der Metallfertigung in Billigländer gehen: von Deutschland voraussichtlich nach Rumänien und von Frankreich nach Tunesien. Das soll Airbus im Konkurrenzkampf mit Boeing trotz der Dollarschwäche rentabel halten.

Vom Kampfjet bis zum BMW

GKN will 2009 in Filton 375 Millionen Pfund umsetzen. Die Briten erhöhen mit der Übernahme ihren Auftragsbestand im Bereich große Verkehrsflugzeuge mit einem Schlag von 4,5 auf zehn Milliarden US-Dollar (sieben Milliarden Euro). Das Werk fertigt insbesondere Flügelkanten, Baugruppen für den äußeren Flügelkasten, Tragflächen-Kabelbäume und Rippen für Airbus.

GKN ist ein Zulieferer der Fahrzeug- und Flugzeugindustrie und hat 42.000 Mitarbeiter in 30 Staaten. Der Konzern baut Teile für US-Kampfjets und die Airbus A380, aber auch für Landmaschinen und Autos von BMW bis Nissan.

© sueddeutsche.de/dpa/jkr/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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