Flugzeuge:Der Stolz von Airbus - einfach zerlegt

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Bild aus glücklichen Tagen: Ein A380 von Singapore Airlines im Jahr 2007. (Foto: REUTERS)
  • Ein deutscher Fondsanbieter, der zwei A380 bisher per Leasing-Geschäft an die Fluggesellschaft Singapore Airlines abgegeben hatte, wird die Maschinen nicht mehr los.
  • Nun sollen die Flieger in Einzelteilen verkauft werden. Für Airbus ist das ein weiterer Rückschlag bei der Vermarktung des Prestige-Modells.

Zwei der größten Passagierflugzeuge der Welt taugen nur noch als Ersatzteilspender. Zu dieser vernichtenden Einschätzung kommt ein deutscher Fondsanbieter bei zwei Airbus A380. Denn das Modell steckt in der Krise.

Beide Maschinen waren nur zehn Jahre im Einsatz. Verkehrsflugzeuge können bei guter Wartung normalerweise über Jahrzehnte genutzt werden. Oft muss das auch sein, um die Anschaffungskosten von teils mehreren Hundert Millionen Euro wieder einzunehmen. Doch Maschinen des Typs A380 finden bei Fluggesellschaften keine Abnehmer. Der Fondsanbieter Dr. Peters Group, der seine beiden Maschinen bisher an die Fluggesellschaft Singapore Airlines verleast hatte, betrachtet daher jetzt den Verkauf in Einzelteilen als rentabelste Lösung für seine Anleger.

Singapore Airlines wollte die Leasingverträge für die Flugzeuge nicht verlängern. Auch andere Airlines waren offenbar nicht bereit, genug Geld für die Großflugzeuge zu bezahlen. Schon in einer typischen Einteilung bietet die Maschine 544 Fluggästen Platz und bei enger Bestuhlung passen mehr als 850 Menschen hinein. Interessenten für den Flugzeugtyp finden sich dennoch kaum noch. Auf den derzeitigen Listenpreis von knapp 446 Millionen Dollar pro Flieger gewährt Airbus laut Insidern notgedrungen hohe Rabatte. Trotzdem fährt der Hersteller die Auslieferungen von zwischenzeitlich bis zu 30 Maschinen pro Jahr auf nur noch sechs Exemplare ab 2019 herunter.

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Dabei legt der Konzern sogar Geld drauf - in der Hoffnung, dass sich irgendwann nach 2020 wieder mehr Airlines für das Großflugzeug entscheiden. Noch ist eine solche Trendwende nicht in Sicht. Lediglich die größte A380-Kundin Emirates rettete den Flugzeugtyp Anfang des Jahres mit einem weiteren Großauftrag vor dem Produktionsende. Damit entfällt rund die Hälfte aller bestellten A380 auf die arabische Fluggesellschaft. Ende April hatte Airbus noch Bestellungen über 105 Maschinen des Typs in den Büchern.

Die Fondsgesellschaft Dr. Peters geht davon aus, dass Airlines, die den A380 in der Flotte haben, in den kommenden Jahren vor allem viele Ersatzteile brauchen, und hofft darum auf einen ordentlichen Verkaufserlös. Allein der Verkauf von Komponenten soll rund 90 Millionen Dollar bringen. Zudem will Dr. Peters die Rolls-Royce-Triebwerke vorerst weiter verleasen und Ende 2020 verkaufen - an Fluglinien, die sie als Ersatzteile gebrauchen können.

Airbus hatte mit dem A380 nach der Jahrtausendwende darauf gebaut, dass mit den weltweit steigenden Passagierzahlen auch immer größere Flugzeuge benötigt werden. Inzwischen setzen die meisten Airlines aber lieber auf mittelgroße Jets, die im Gegensatz zum A380 und Boeings Jumbo-Jet 747-8 mit nur zwei Triebwerken auskommen.

Solche Jets wie die Boeing 787 "Dreamliner" und der Airbus 350 lassen sich auch auf weniger stark gefragten Strecken rentabel einsetzen. Bei Airbus hofft man, dass Fluggesellschaften in einigen Jahren doch zwangsläufig auf den A380 setzen, um die Nachfrage zu bewältigen.

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