Flugzeugbau:Guillaume Faury wird neuer Airbus-Chef

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Guillaume Faury, hier nach der Landung eines Airbus A220-300, war bisher die Nummer Zwei des Konzerns. (Foto: Regis Duvignau/Reuters)
  • Guillaume Faury tritt seinen neuen Posten im April 2019 an.
  • Aufsichtsratschef Denis Ranque räumt seinen Posten im April 2020. Dem Vernehmen nach soll ihn der frühere Telekom-Chef René Obermann ablösen.

Von Jens Flottau, Frankfurt

Der europäische Flugzeugbauer Airbus hat erwartungsgemäß Guillaume Faury zum Nachfolger von Konzernchef Tom Enders bestimmt. Faury, 50, tritt seinen neuen Posten im April 2019 an. Der Verwaltungsrat traf die Entscheidung bei einer Sitzung am Montag und beendete mit ihr monatelange Spekulationen.

Enders hatte Ende 2017 angekündigt, seinen auslaufenden Vertrag entgegen seiner ursprünglichen Idee nicht mehr verlängern zu wollen. Airbus wird von einer schwerwiegenden Korruptionsaffäre erschüttert, bei der eine frühere Konzerntochter mutmaßlich Schmiergelder über Mittelsmänner im Rahmen von Flugzeugverkäufen hat zahlen lassen. Behörden in mehreren Ländern ermitteln, ein Prozess, der sich noch über Jahre hinziehen dürfte.

Faury war seit Februar 2018 die Nummer zwei des Konzerns. Er löste damals Fabrice Bregier ab, der gerne die Enders-Nachfolge angetreten hätte, im Verwaltungsrat aber keine ausreichende Unterstützung erhielt.

Zuvor leitete Faury fünf Jahre lang die Hubschraubersparte des Konzerns, in der wichtigen Zivilsparte hatte er zuvor keine Erfahrung. Faury setzte sich gegen interne Konkurrenten durch. Darunter war Verkaufschef Eric Schulz, der das Unternehmen im September überraschend verließ, offenbar nach Auseinandersetzungen mit Faury. Auch Dirk Hoke, Chef der Verteidigungs- und Raumfahrtsparte, wurde trotz intern geäußertem Interesse an dem Top-Posten bei der Wahl übergangen. Finanzchef Harald Wilhelm galt ebenfalls als möglicher Enders-Nachfolger, hat mittlerweile aber seinen Abgang angekündigt.

Korruptionsaffäre ist nicht ausgestanden

Enders war seit der Gründung des Vorgängerunternehmens EADS in führenden Positionen, anfangs leitete er fünf Jahre lang das Verteidigungsgeschäft. 2005 bis 2007 stand er gemeinsam mit dem Franzosen Louis Gallois an der Spitze, als die Anteilseigner Spitzenposten noch paritätisch besetzen wollten. 2007 übernahm er die Zivilflugsparte und löste dann im Jahr 2012 Gallois an der Spitze des Gesamtkonzerns ab.

Zu seinen wichtigsten Entscheidungen gehört, eine modernisierte Version des Kurz- und Mittelstreckenflugzeuges A320 auf den Markt zu bringen - der A320neo hat sich extrem gut verkauft, wenn auch die Produktion derzeit in massiven Schwierigkeiten steckt. Enders trieb auch gegen interne Widerstände die Internationalisierung von Airbus voran - er eröffnete eine Endmontagelinie in den USA und kaufte ein Programm des kanadischen Konkurrenten Bombardier.

Faury steht vor schwierigen Aufgaben. Die Korruptionsaffäre ist nicht ausgestanden. Der neue Airbus-Chef muss womöglich bald entscheiden, wie das Unternehmen auf den für Mitte 2019 erwarteten Programmstart von Boeings New Mid-Market Airplane reagiert. Boeing will zwischen der Kurz- und Mittelstreckenreihe 737 und dem kleinsten Langstreckenjet 787 eine weitere Flugzeugfamilie positionieren, die auch kürzere Langstrecken bedienen kann. Die Maschine würde Airlines zwei Dinge ermöglichen: auf Kurzstrecken pro Flug mehr Sitze anbieten und auf Langstrecken weniger - beides liegt im Trend.

Neues Kampfflugzeug

Airbus plant bislang, auf der Basis des aktuellen Portfolios dagegenzuhalten und kein komplett neues Flugzeug zu bauen. Faury muss ebenfalls über Tochtergesellschaften wie Premium Aerotec entscheiden, deren Verkauf immer wieder im Gespräch war. Im Verteidigungsgeschäft gilt es, das Projekt eines neuen deutsch-französischen Kampfflugzeuges voranzutreiben.

Aufsichtsratschef Denis Ranque räumt seinen Posten im April 2020. Dem Vernehmen nach soll ihn der frühere Telekom-Chef René Obermann ablösen. Bislang war immer ein Deutscher Chefaufseher, wenn ein Franzose Vorstandschef war - und umgekehrt.

© SZ vom 09.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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